# taz.de -- Hurrikan "Irene" in den USA: New York wird zur Fußgängerzone | |
> Wegen des herannahenden Wirbelsturms "Irene" hat New York alle U-Bahnen | |
> und Busse in die Depots gefahren. Auch Long Island ist gesperrt. In North | |
> Carolina gibt es mehrere Todesopfer. | |
Bild: Zerfledderte US-Flagge in Atlantic Beach, North Carolina. | |
NEW YORK dapd/dpa | Die Zahl der Todesopfer durch den gigantischen Hurrikan | |
"Irene" im Staat North Carolina ist nach einem Bericht des | |
US-Fernsehsenders CNN auf mindestens drei gestiegen. In einem Fall sei ein | |
Autofahrer in dem Unwetter von der Straße abgekommen und habe einen Baum | |
gerammt, anderswo erschlug ein Ast einen Mann und ein Kind wurde getötet, | |
als ein Baum in das Wohnhaus kippte, meldete der Sender unter Berufung auf | |
Einsatzkräfte. | |
"Irene" war am Samstag in North Carolina mit Windgeschwindigkeiten von bis | |
zu 140 Stundenkilometern und heftigen Regengüssen auf Land getroffen. | |
Vielerorts waren Straßen überschwemmt, hunderttausende Menschen waren ohne | |
Strom. | |
US-Präsident Barack Obama hat sich am Samstag bei einem Besuch in der | |
Zentrale der Katastrophenschutzbehörde FEMA zufrieden über den bisherigen | |
Hurrikan-Einsatz gezeigt. "Ihr macht einen prima Job", lobte Obama, der | |
zuvor wegen des Sturms "Irene" seinen Sommerurlaub um einen Tag verkürzt | |
hatte. Zugleich wies er auf die Aufgaben hin, die noch vor Helfern und | |
Einsatzkräften liegen. "Das werden lange 72 Stunden", betonte der | |
Präsident. | |
Der Wirbelstum zieht nun Richtung New York. Dort wird er am Sonntag | |
erwartet. | |
Eine der lebendigsten Metropolen der Welt ist deshalb zur Fußgängerzone | |
geworden: Wegen des nahenden Wirbelsturms ist am Samstag der öffentliche | |
Verkehr in New York komplett eingestellt worden. Die drei Flughäfen, von | |
denen sonst jeden Tag Tausende Flüge in alle Welt abgehen, wurden | |
geschlossen. Seit Sonnabendmittag (18 Uhr deutscher Zeit) sind auch die | |
U-Bahn-Stationen dicht. Es soll zwar acht Stunden dauern, bis alle Züge in | |
den Depots sind. Fahrgäste nimmt die "Subway" aber nicht mehr mit. Auch | |
Busse fuhren nicht mehr. | |
## Wirbelsturm und Flut sollen gleichzeitig eintreffen | |
Die Region bereitet sich auf den größten Sturm seit einem | |
Vierteljahrhundert vor. Problematisch ist weniger die Geschwindigkeit der | |
Windspitzen, sondern die Größe des Wirbelsturms: "Irene" bedeckt fast die | |
gesamte Ostküste der USA und soll auch Gebiete erreichen, die mit | |
tropischen Wirbelstürmen nicht vertraut sind: Die Megametropole New York | |
und die Neuenglandstaaten um Boston. Selbst Kanada könnte "Irene" zu spüren | |
bekommen. Weiteres Problem: Im Gegensatz zum gewaltigen Sturm "Gloria" 1985 | |
wird "Irene" mit der Flut zusammentreffen. | |
Besonders bedroht ist Long Island, die fast 200 Kilometer lange Insel, die | |
östlich von New York in den Atlantik ragt. Um 18 Uhr Ortszeit wurde sie in | |
eine Richtung gesperrt: Dann kommt niemand mehr auf die Insel, nur noch von | |
der Insel herunter. Die Behörden ermuntern die Leute, die Insel zu | |
verlassen. "Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor", sagte ein Vertreter | |
des Countys (Landkreis). "Und das sollte jeder tun. Nehmen Sie diesen Sturm | |
sehr, sehr ernst." | |
## Leere Regale in den Supermärkten | |
Auch ohne Bus und Bahn waren die New Yorker am Samstag trotz Regens und | |
Schwüle noch zu Hamsterkäufen unterwegs. Batterien, Fertignahrung und vor | |
allem Wasser wurde aus den Läden geschleppt. Oft stießen die Kunden aber | |
nur auf leere Regale. "Das ist jetzt der vierte Supermarkt. Nichts!", sagte | |
ein Kunde in einem nördlichen Vorort. In einem nahen Aldi-Markt sagte ein | |
Mitarbeiter: "Das ganze Wasser ist längst weg. Wir haben schon | |
nachgeordert, aber in der ganzen Region scheint es keine Flasche Wasser | |
mehr zu geben." | |
Viele nehmen den Sturm aber wohl doch nicht zu ernst. Der New Yorker Sender | |
NY1 zeigte noch am Samstagnachmittag, als die ersten Ausläufer von "Irene" | |
schon gewaltige Wellen ans Land stürzen ließen, Spaziergänger an den | |
Stränden New Yorks. Einer ging sogar baden. | |
Bürgermeister Michael Bloomberg forderte die Menschen mit Nachdruck auf, | |
sich in Sicherheit zu bringen: Alle seien gewarnt worden; er werde keinen | |
Polizisten rausschicken, um solche Leute zu retten. New Jerseys Gouverneur | |
Chris Christie wurde noch deutlicher: "Get the hell off the beach" - "Haut | |
verdammt noch mal vom Strand ab! Brauner werdet Ihr nicht! Haut vom Strand | |
ab!" | |
27 Aug 2011 | |
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