# taz.de -- Energieversorgung: Grüne schlagen Kohle-Alarm | |
> Die Grünen befürchten, dass Berlins letztes Braunkohlekraftwerk länger am | |
> Netz bleibt als vorgesehen. Schuld sei Rot-Rot. Vattenfalls betreitet | |
> Verlängerungspläne. | |
Bild: Auch in Klingenberg wird noch Braunkohle verbrannt. Die Grünen befürcht… | |
Das Braunkohlekraftwerk Klingenberg kurz vor der Rummelsburger Bucht am | |
Nordufer der Spree wirkt verlassen. Mit Ausnahme des Pförtners ist weder | |
auf dem Gelände noch auf der Straße davor eine Menschenseele zu sehen. | |
Dabei ist das Kraftwerk noch in Betrieb. Aber nicht mehr lange - so | |
zumindest das Versprechen. Betreiber Vattenfall hat zugesagt, dass das | |
Kraftwerk bis 2016 vom Netz gehen wird. Die Grünen befürchten dennoch eine | |
Laufzeitverlägerung von bis zu vier Jahren. Und Schuld daran sei der | |
rot-rote Senat. "Der Braunkohleausstieg ist gefährdet", befürchtet Michael | |
Schäfer, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus. Der | |
rot-rote Senat habe es verpatzt, "diese zeitliche Zusage Vattenfalls in | |
seiner Klimaschutzvereinbarung mit dem Konzern zu fixieren". | |
Der Energieriese Vattenfall wollte das Braunkohlekraftwerk ursprünglich | |
durch den Neubau eines Steinkohlekraftwerks ersetzen. Doch dieser Plan | |
wurde durch den Druck der Anwohner verhindert. Sie kritisierten, dass auch | |
Steinkohle nicht gerade zum Klimaschutz beitragen würde. Vor allem aber | |
befürchteten sie eine optische Verunstaltung der Umgebung. Denn für den | |
Neubau wäre zusätzlich ein 140 Meter hoher Kühlturm notwendig gewesen. | |
Daraufhin erklärte sich Vattenfall stattdessen bereit, bis 2016 die | |
Gaskraftwerkskapazitäten auszuweiten. Zwei kleine Biomasse-Kraftwerke und | |
ein größeres Gas- und Dampf-Kombikraftwerk sind geplant. Allerdings ist | |
auch nicht ganz unumstritten, dass Vattenfall für das Biomasse-Kraftwerk | |
auch Holz aus Liberia importieren will - das aber nur nebenbei. | |
Auf den Termin 2016 hat sich der schwedische Stromkonzern jedenfalls nach | |
Angaben der Grünen deswegen eingelassen, weil ursprünglich nur Kraftwerke, | |
die bis 2016 in Betrieb genommen werden, nach dem | |
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWK-Gesetz) finanziell gefördert werden. Die | |
schwarz-gelbe Bundesregierung regelte diese energiewirtschaftlichen | |
Vorschriften allerdings neu. Betreibern wird nun der Weiterbetrieb der | |
alten Anlage noch bis 2020 eingeräumt. | |
Nun könne Vattenfall ohne weiteres das alte Braunkohlekraftwerk auch vier | |
Jahre länger als ursprünglich geplant betreiben, befürchten die Grünen. | |
Dieses "Versäumnis" sei nur heilbar, so Energieexperte Schäfer, wenn "der | |
neue Senat den zehnjährigen Dämmerschlaf in der Klimaschutzpolitik | |
überwindet und die Energiewende in Berlin einleitet." | |
Die Senatsverwaltung für Umweltschutz bestreitet freilich, bei der | |
Klimaschutzvereinbarung etwas "verpatzt" zu haben. "Die Änderung des | |
KWK-Gesetzes in Hinblick auf die Fristverlängerung für die Förderung bis | |
2020 war allseits unstrittig, weil im Interesse der Investitionssicherheit | |
beim ebenfalls allseits befürworteten und geforderten KWK-Ausbau | |
Kontinuität ein wichtiges Anliegen ist", sagte Sprecherin Regina Kneiding | |
der taz. Daraus nun zu schließen, Vattenfall werde seine Investitionen | |
verözgern, "ist eine bisher durch Nichts belegte Annahme". | |
Auch der Vattenfall-Konzern beteuert, dass er zunächst weiter an dem | |
Ausstieg bis 2016 festhalten wird. Nur im Falle eines Scheiterns des neuen | |
Gaskraftwerkes würde eine Laufzeitverlängerung in Betracht gezogen. "Wir | |
planen, bis 2016 das neue Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Betrieb zu | |
nehmen. Wenn das stabil läuft, werden wir die bestehende Anlage still | |
legen." | |
5 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Fabian Hastenpflug | |
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