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# taz.de -- Kolumne Bio: Der undramatische Block
> Mit Erdbeereis und Seifenblasen gegen die staatliche Überwachung.
Fliegen! Sie krabbeln Richtung Licht. Sollte es so weit sein? Schon mit
Anfang 30 zugrunde gerichtet durch Stress, Drogen und unkonventionelles
Denken. Der Wahnsinn, jetzt ist er da. Fliegen, Kakerlaken, schwarze Punkte
- ping, ping.
Ist ja eigentlich auch egal, ob da wirklich eine Fliege krabbelt. Warum
nicht mal lockermachen und ignorieren, wie es die Apologeten des
Kontrollverlusts, die Post-Privacy-Spackos predigen? Unfollow the Police?
Unfollow Capitalism? Das geht nicht, aber: Was die Post-Privacies fordern,
kann trotzdem emanzipatorischen Fortschritt bringen.
Zum Beispiel für diejenigen, die Angst vor dem Internet haben. Klar,
Facebook ist eine Mausefalle für Daten - aber man muss damit umgehen, es
existiert nun mal und wird benutzt. Die Post-Privacies haben immerhin Hanna
Arendt gelesen. Oder Adorno - irgendwas mit A, was ich hätte lesen müssen,
um als ernsthafte Linke zu gelten.
Wer A sagt, muss auch B sagen. Zum Beispiel B wie Bubble. Bubble, englisch
für Seifenblasen. Ordentlich rumgebubbelt habe ich am Wochenende bei der
"Freiheit statt Angst"-Demonstration. Unsere Laufgruppe namens "no drama -
der undramatische Block" machte Seifenblasen "gegen Seifenblasenpolitik",
verteilte Erdbeereis und warb in Frauenkleidern für anonymes Kommentieren.
Nebenbei pöbelte ich nach hinten zum linksradikalen Block ("Ruft doch mal
,Nie wieder Deutschland', ihr Antiimps" - "Ihr wählt doch alle SPD" -
"Krieg, Krieg, Krieg") und nach vorne zu den Grünen ("Warum soll ich denn
die Grünen in Berlin wählen?" - "Ich wähl Piraten"). Der linksradikale
Block bepöbelte derweil die Grünen mit "Kriegstreiber, Kriegstreiber". Ein
großer Spaß! Jux und Tollerei!
Nicht, dass ich das Anliegen, sich gegen staatliche Überwachung zu
engagieren, nicht ernst nehmen würde. Gerade erst wurden die nach 9/11
erlassenen Antiterrorgesetze verlängert. Ständig kommen neue Vorstöße,
Internetsperren in Deutschland einzuführen, und das nach dem Arabischen
Frühling. Die Auswirkungen solcher Sperren sollten eigentlich allen
Politikern klar sein. Und so weiter - unsere Freiheiten sind im Jahre zehn
nach 9/11 in Gefahr, sich gegen Überwachung und den autoritären Staat zu
engagieren ist weiterhin nötig.
Aber mit dieser Demo? Das konnte ja nichts werden. B wie Berlin-Wahl. Nina
Hagen erzählte am Ende von Frieden, 68, Glückseligkeit und sang "We shall
overcome". Gefilmt von der von den Grünen gesponserten Hebebühne. Die
Piraten hingegen scheinen, wenn man ihre im Internet veröffentlichte
Demo-Playlist ansieht, vom Musiklabel Audiolith gesponsert zu sein.
Audiolith ist mein Lieblingslabel, und ich hoffe, dass ich mich letztens
bei deren Party nicht zu sehr blamiert habe. Aber, ach - so was passiert
bei jeder CDU-Party. Ich erinnere mich an Erzählungen von literweise Bier
bei der Jungen Union Bonn. Ein Kumpel von mir versuchte mit einem
Verbindungsstudenten einen "Bierjungen" zu trinken - und scheiterte
kläglich. Allen ihren Kontrollverlust!
Pamm! Da klebt eine echte Fliege auf meinem Zeigefinger. Noch mal Glück
gehabt.
12 Sep 2011
## AUTOREN
Julia Seeliger
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