# taz.de -- Wahl zu den Bezirksparlamenten: Piraten werden knapp | |
> In einigen Bezirksverordnetenversammlungen werden wohl Sitze leer bleiben | |
> - weil die gewählten Piraten ins Abgeordnetenhaus müssen. | |
Bild: Arrrrr: Ob sich da jemand in den Hintern beißen möchte? | |
Der überraschende deutliche Stimmenzuwachs der Piraten stellt die Partei | |
auf Bezirksebene vor echte Personalprobleme: Nach Berechnungen der taz | |
dürften in Spandau, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg und Mitte Sitze | |
in den Bezirksparlamenten unbesetzt bleiben. Es sind Stimmen, die die | |
Piratenpartei zwar für sich gewinnen konnte - weil ihre Politiker aber auch | |
fürs Abgeordnetenhaus kandidierten und dieses Mandat wahrnehmen dürften, | |
können sie ihre Aufgaben auf Bezirksebene nicht wahrnehmen. Sie dürfen | |
nicht gleichzeitig in beiden Parlamenten sitzen, teilte die | |
Landeswahlleiterin am Sonntagabend mit. | |
Hochrechnungen vom späten Abend zufolge flog die FDP hingegen nicht nur aus | |
dem Abgeordnetenhaus, sondern auch aus einigen | |
Bezirksverordnetenversammlungen (BVV). In Friedrichshain-Kreuzberg etwa kam | |
die Partei auf ganze 0,9 Prozent - fünf Jahre zuvor waren es noch 3,8 | |
Prozent. Auch in Neukölln dürfte es die FDP nicht mehr ins Lokalparlament | |
geschafft haben, selbst in ihrem traditionell starken Bezirk | |
Charlottenburg-Wilmersdorf wurde es wohl knapp. In Steglitz-Zehlendorf lag | |
die FDP mit 2,5 Prozent ebenfalls unter der BVV-Hürde. | |
Heinz Buschkowsky, durchaus umstrittener Bürgermeister in Neukölln, konnte | |
mit der Wahl zufrieden sein: Seinen oft zuspitzenden Thesen zur | |
Integrations- und Sozialpolitik folgten 41,9 Prozent der WählerInnen, gut 7 | |
Prozentpunkte mehr als bei der letzten Wahl. Hier verlor vor allem die CDU. | |
Im Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg setzten die Berliner ebenfalls | |
auf Beständigkeit: Hier konnte der einzige Grünen-Bezirksbürgermeister, | |
Franz Schulz, seinen Posten verteidigen. Nach der Auszählung von 87,9 | |
Prozent der Stimmen für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) lagen die | |
Grünen am Sonntagabend mit 35,4 Prozent deutlich vor der SPD mit 20,9 | |
Prozent. Die Piratenpartei kam in dem Zwischenstand auf 14,2 Prozent. | |
Für die Bürgermeister-Kandidatin der Grünen in Mitte, Andrea Fischer, kommt | |
es hingegen auf Verhandlungen mit CDU und SPD an: Nach Auszählung von 93,9 | |
Prozent der Stimmen führte die SPD mit 29 Prozent vor den Grünen mit 24 | |
Prozent. Die CDU kam auf 17,1 Prozent, denkbar wäre also eine grün-schwarze | |
Zählgemeinschaft. Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf hatte die | |
Grünen-Kandidatin Elfi Jantzen nicht die Nase vorn - mit 23,8 Prozent lag | |
die Partei trotz Stimmenzuwächsen deutlich hinter SPD (28,9 Prozent) und | |
CDU (30,1 Prozent). Nun bleibt abzuwarten, welche Zählgemeinschaften sich | |
bilden. | |
Die NPD verlor trotz ihres radikalen Wahlkampfs in den Tagen vor der Wahl | |
massiv an Stimmen: In Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf verlor die | |
rechtsextreme Partei über 2 Prozentpunkte gegenüber der letzten Wahl, lag | |
aber dennoch über der Dreiprozenthürde. In Treptow-Köpenick, dem | |
Stammbezirk von Bundeschef Udo Voigt, kam die NPD auf 4,4 Prozent der | |
Drittstimmen. Die Partei hatte zuletzt noch mit Parolen wie "Gute | |
Heimreise" auf sich aufmerksam zu machen versucht. In Neukölln, wo die NPD | |
vor fünf Jahren mit 3,9 Prozent einzog, blieb es ebenfalls knapp. Bei | |
Redaktionsschluss und Auszählung von 85 Prozent der Stimmen lagen die | |
Rechtsextremen bei 3,1 Prozent und hätten damit den Einzug erneut | |
geschafft. Bei der Wahl 2006 war die NPD in vier Bezirksparlamente | |
eingezogen. | |
18 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
Kristina Pezzei | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
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