| # taz.de -- Ein Rundgang über die Dönermesse: Hightech in der Dönerbude | |
| > Auf der Döga im Postbahnhof werden Geschäfte gemacht - und hungrige | |
| > Mäuler gestopft. | |
| Bild: Kann man mögen: Döner, in der Herstellung. | |
| Drei Jahre war Ali Ahmet Acet Botschafter der Republik Türkei in Berlin, | |
| demnächst rotiert er wieder heraus - Diplomatenschicksal. Am Anfang und am | |
| Ende seiner Amtszeit aber stand: der Döner. "Ihr wart die Ersten, die mir | |
| nach dem Amtsantritt die Aufwartung gemacht haben", erinnert sich Acet in | |
| seiner Eröffnungsrede bei der Döga, der "Kontaktmesse der | |
| Döner-Gastronomie". | |
| Der oberste türkische Repräsentant in Deutschland ist am Samstag in den | |
| Postbahnhof nach Friedrichshain gekommen, um sich bei den Granden der | |
| hiesigen Dönerindustrie zu bedanken - und ihnen gleich ein paar gute Tipps | |
| mit auf den Weg zu geben: "Um im Wettbewerb mit Currywurst und Hamburger zu | |
| bestehen, muss sich die Branche noch besser organisieren." Um die | |
| Spitzenposition am deutschen Fastfoodmarkt zu behaupten, solle sich die | |
| Branche an die höchsten Qualitätsstandards halten, mehr | |
| Öffentlichkeitsarbeit leisten und mehr Nachwuchs ausbilden, fordert der | |
| Botschafter - und kriegt reichlich Applaus von den Anwesenden, die | |
| mehrheitlich in dunklem Zwirn erschienen sind. | |
| ## Umjubelter "Döner-Papa" | |
| Noch mehr Beifall kriegt allerdings Kadir Nurman - der 78-jährige | |
| Charlottenburger wird gemeinhin als der Mann angesehen, der den Döner nach | |
| Deutschland brachte. Nurman war der Erste, der das Grillfleisch in Brötchen | |
| packte und an gestresste Arbeitnehmer verkaufte. Seine Dönerbude in der | |
| Charlottenburger Hardenbergstraße wurde zum Vorbild für zahllose andere | |
| Imbisse, die heute das Stadtbild prägen - nicht nur in Berlin. Reich | |
| geworden ist Nurman damit nicht - aber zumindest genießt er die Anerkennung | |
| einer Branche, die Milliardenumsätze macht. Tarkan Tasyumruk, der | |
| Organisator des Branchentreffens, nennt ihn deshalb konsequent den | |
| "Döner-Papa". Ein Titel, den sich Nurman nur zu gern gefallen lässt. Er | |
| strahlt bis über beide Ohren, als Tasyumruk und Botschafter Acet ihm einen | |
| Ehrenpreis für sein Lebenswerk überreichen. | |
| 78 Aussteller, viermal mehr als im vergangenen Jahr, sind diesmal auf der | |
| Döga dabei. Ziel der Messe ist es, "eine gemeinsame Plattform für | |
| Produzenten, Gastronomen und Verbraucher zu schaffen", wie Tasyumruk | |
| erklärt. Die Betriebe kommen aus ganz Deutschland, den Niederlanden und der | |
| Türkei, auch wenn die Mehrzahl in Berlin und Umland ansässig ist. | |
| Präsentiert werden nicht nur die neuesten Reißwölfe und Kühlwagen, sondern | |
| auch Fettbrandlöscher gegen Fritteusenbrände und eine iPad-Applikation, die | |
| die herkömmlichen Computerkassen ersetzen soll. Hightech in der Dönerbude: | |
| Warum eigentlich nicht? Schließlich sind sogar zwei Hersteller dabei, die | |
| eine Kombination aus Grill und vollautomatischer Schneidemaschine anbieten, | |
| die sie als "Döner-Roboter" vermarkten. | |
| ## Zwei Tage gefastet | |
| Während die Geschäftsleute in der unteren Etage des Postbahnhofs | |
| beieinander sitzen, haben die Veranstalter das obere Stockwerk in eine | |
| Fressmeile verwandelt. Hier gibt es am Sonntag, dem Besuchertag, | |
| Gratisdöner bis zum Abwinken. Ein Angebot, das mehrere hundert Gäste gerne | |
| wahrnehmen. Einer davon ist Jonathan Bonge aus dem brandenburgischen | |
| Birkenwerder. Er hat für die Messe nicht nur eine einstündige Bahnfahrt mit | |
| der S-Bahn, sondern auch zwei Tage knurrenden Magen in Kauf genommen. "Seit | |
| Freitag habe ich gefastet, damit ich möglichst viele Döner essen kann", | |
| behauptet der Elftklässler. Nicht ohne Grund: Er will das Dönerwettessen am | |
| Nachmittag gewinnen. "Drei bis vier Stück müssten schon zu schaffen sein", | |
| glaubt Bonge, der seinen Döner am liebsten "komplett" isst. Mit reichlich | |
| Zwiebeln und Knoblauch sowie scharfer Sauce. Um seine Verdauung macht er | |
| sich keine Sorgen. Warum auch? "Hauptsache, es schmeckt." | |
| 25 Sep 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Timo Kather | |
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