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# taz.de -- Volleyball Europameisterschaft: Grüni hier, Grüni da
> Weil ein Abstecher zum Beachvolleyball gründlich misslang, spielt
> Angelina Grün nun wieder in der Halle. Mittwoch könnte das Nationalteam
> ins Halbfinale einziehen.
Bild: "Das war sehr hart heute": Angelina Grün (rechts) im Spiel gegen Serbien.
BELGRAD taz | Wer 275 Länderspiele bestritten hat, zweimal bei Olympischen
Spielen war, drei Welt- und fünf Europameisterschaften erlebt hat, den kann
eigentlich nichts mehr großartig herausfordern. Es sein denn, man heißt
Angelina Grün, ist sein Leben lang Volleyballerin und startet mit 31 Jahren
ein Comeback in der Nationalmannschaft. Angelina Grün steht seit
Montagabend nach einem 3:1 in Belgrad gegen Serbien mit der deutschen
Auswahl im Viertelfinale der EM, wo sie am Mittwochabend auf den Sieger der
Partie Tschechien/Frankreich trifft.
Dass es so weit und Deutschland seinem Ziel Medaillengewinn ein gewaltiges
Stück näher gekommen ist, daran trägt auch Grün Schuld. Gegen Serbien
musste sie Schwerstarbeit verrichten, weil die Spielerinnen des
Weltranglistensechsten immer wieder Grün mit ihren Aufschlägen als Ziel
suchten. Was im Volleyball nichts anderes heißt als: "Den Ball annehmen,
zur Zuspielerin bringen, sich auf den Anlauf zum Angriff konzentrieren und
dann das Ding versenken." Eine einfache, aber oftmals verwendete Formel,
nach der es Grün am Ende auf zwanzig Punkte brachte. Damit war sie die
erfolgreichste Punktesammlerin.
Nach getaner Arbeit musste selbst Grün tief durchatmen: "Das war sehr hart
heute." Vielleicht war es eines ihrer schwersten Spiele für die
Nationalmannschaft. In der war die neunfache Volleyballerin des Jahres seit
Urzeiten das Aushängeschild schlechthin. Grüni hier, Grüni da.
Bis sie 2009 einen Schlussstrich zog und sich fortan als
Beachvolleyballerin versuchte, mit dem Ziel, sich für die Olympischen
Spiele in London zu qualifizieren. An der Seite ihrer Freundin Rieke
Brink-Abeler wollte der Durchbruch aber nicht gelingen, zu groß war der
Abstand in den Qualifikationsrankings zu den anderen deutschen Topduos.
Dazu kam eine Bänderverletzung im Sommer, weshalb nicht mal mehr die
Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften Ende August möglich war.
Doch Angelina Grün ist mit Leib und Seele Volleyballerin, und so wollte sie
sich nicht verabschieden: "Das kann es nicht gewesen sein", sagte sie sich.
Mit Bundestrainer Giovanni Guidetti hatte sie stets Kontakt, und so tauchte
sie denn Mitte August im Trainingslager der Hallenauswahl auf. Die ersten
Tage waren hart, "ich hatte viel Muskelkater, aber zum Glück hatten die
anderen den auch". Stück für Stück kam die Erinnerung und das Gefühl
zurück, wie es in der Halle funktioniert. Es folgten erste Tests, dann die
Nominierung und nun steht sie im Viertelfinale. Aber längst nicht mehr so
im Mittelpunkt wie einst.
## Fürst spielt Chefin
Nach der ersten Grün-Ära, die im Januar 2008 bei der missglückten
Olympia-Qualifikation im ostwestfälischen Halle beendet war, haben andere
die Führungsrollen übernommen. Mit dem Unterschied, dass die Verantwortung
nun verteilt ist. Seit kurzem ist Margareta Kozuch (24) die neue
Spielführerin und löste auf diesem Posten Mittelblockerin Christiane Fürst
ab. Nicht, weil die das Amt schlecht ausgeübt hatte, sondern um sich mehr
auf ihre Leistung auf dem Feld konzentrieren zu können. Kozuch sagt: "Die
Rollenverteilung ist unsere Stärke, jede achtet immer auf die anderen."
Für Grün ist der Wiedereinstieg damit leichter geworden: "Es haben sich
andere Führungsspielerinnen entwickelt. Aber ich kann mit meiner Erfahrung
hier und da helfen." Wie gegen Serbien, als sie sich nie vor der
Verantwortung drückte. Vielleicht ist sie damit so wertvoll wie noch nie.
"Ich kann es auch genießen, wieder da zu sein." Die nächsten Aufgaben in
Belgrad werden zeigen, wie hoch der Genussfaktor ist.
Gegen Frankreich gab es ein 3:0 in der Vorrunde, Tschechien wurde zuletzt
in der EM-Vorbereitung zweimal besiegt. Ein Sieg noch und Deutschland
spielt um die Medaillen mit. Doch wie es auch ausgehen mag, Angelina Grün
ist noch nicht am Ende. Kurz vor der EM tat sie ihren Wechsel zu Alemannia
Aachen kund. Ihr Lebensgefährte spielt in Düren, beide wohnen in Köln, da
war Aachen die logische Wahl. Dort folgt nun der erste Schritt zurück in
die Bundesliga. Den ersten mit der Nationalmannschaft hat sie bereits
gemacht.
28 Sep 2011
## AUTOREN
Klaus Wegener
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