| # taz.de -- Doku über die Bergsteigerbrüder Huber: Gipfelsturm und Herzeleid | |
| > Das ZDF porträtiert das Freiwandkletter-Bruderpaar "Die Huberbuam" | |
| > (4.10., 19.30 Uhr, ZDFinfo), versucht sich dabei an 3D – und lässt es ein | |
| > wenig zu sehr menscheln. | |
| Bild: Urig, haarig, kantig: Alexander Huber "in der Wand" bei Berchtesgarden �… | |
| Der Berg ruft sie also wieder, die Gebrüder Thomas und Alexander Huber, | |
| besser bekannt als "Die Huberbuam". Die kernigen Profi-Bergsteiger aus | |
| Traunstein brachten es spätestens 2007 durch Pepe Danquarts Kletterfilm "Am | |
| Limit" zu einer gewissen Berühmtheit. Danquart filmte die beiden bei ihrer | |
| Paradedisziplin, dem Freeclimbing unter Zeitdruck, und gewann den | |
| Bayerischen Filmpreis. Gestandene Mannsbilder sind die Huberbuam, so | |
| bayrisch wie Brezn, Leberkäs und Weißbier. | |
| Sie sehen dabei exakt so aus, wie sich Städter den ungezähmten Bergmenschen | |
| vorstellen. Muskelbepackt, sechstagebärtig, mit schulterlanger Mähne – und | |
| ganz nah dran an der Natur. Die Rollen sind klar verteilt: Thomas, 44, der | |
| Ältere, ist ein wilder Draufgänger, der seine Haarpracht offen trägt und in | |
| einer Rockband singt. Alexander, knapp zwei Jahre jünger, ist sein | |
| Gegenstück, ein pianospielender Feingeist mit Hang zur Melancholie. Die | |
| Haare trägt er gebunden im Zopf, Verwechslung ausgeschlossen. | |
| Die Huberbuam sind urig, kantig, haarig – und ziemlich fotogen. Das weiß | |
| die Werbebranche und das weiß auch das ZDF, das ihnen die erste hauseigene | |
| 3D-Produktion gewidmet hat, die als Testballon für spätere Projekte dient, | |
| in allen drei Dimensionen aber nur in der Mediathek abgerufen werden kann. | |
| Eine 2D-Fassung läuft zudem am Dienstag um 19.30 Uhr auf ZDFinfo. | |
| Hinauf auf die Steinplatte geht es, auf einen fast zweitausend Meter hohen | |
| Gipfel in den Waidringer Alpen, ein paar Kilometer hinter der Grenze zu | |
| Österreich, nicht weit von Berchtesgaden. Im Zeitraffer rasen Wolken und | |
| Nebelschwaden über die Berge, ein Wechselspiel von Sonnenauf- und | |
| -untergängen, ein Adler kreist um die Gipfel. Natürlich haben sich die | |
| Hubers die schwerste, gefährlichste, nicht von ungefähr "Karma" getaufte | |
| Route ausgesucht. "Das könnte so was wie ein Final Statement sein", | |
| denglischt Thomas Huber in die Kamera. Vielleicht auch der leise Abschied | |
| der Huberbuam vom Extremsport, ergänzt die Stimme aus dem Off. Man wird | |
| schließlich nicht jünger. | |
| ## Gefreut wie ein Schnitzel | |
| Die Hubers sind Familienväter, Buchautoren, halten Vorträge über die | |
| "Analogie von Berg und Beruf" auf Managertreffen. Da denkt man auch mal | |
| länger darüber nach, die Gesundheit an einer Steilwand aufs Spiel zu | |
| setzen. Zumal bei Thomas am Jahresanfang ein Tumor an der Niere gefunden | |
| wurde. Der aber gutartig war und wegoperiert wurde. "Ich hab mich gefreut | |
| wie ein Schnitzel", kommentiert er den Ausgang der Geschichte. | |
| Es menschelt sehr in diesem Film, mehr noch, als geklettert wird. | |
| Alexander, der Softie, litt unter Angstzuständen, bis er vor Kummer "die | |
| Berge nicht mehr gesehen" hat und gar die Lust am Klettern verlor - und | |
| das, obwohl "die Berge doch immer die Urquelle meiner Kraft waren". Aber | |
| nun sind die Brüder wieder in Bestform, bereit für den krönenden Abschluss | |
| ihrer fast zwanzigjährigen Karriere. | |
| Thomas und Alexander Huber sind sympathische Gesellen, die mit freiem | |
| Oberkörper Spitzensport in der Vertikalen betreiben – ächzend vor | |
| Anstrengung und unter "Supi, Supi!"-Anfeuerungsrufen des anderen. "Klettern | |
| ist der schönste Knochenjob, den man sich vorstellen kann", sagt Thomas | |
| Huber. | |
| Philosophen sind die Huberbuam aber weniger. Leider erwarten die Macher des | |
| Films von ihnen Bergsteigerweisheiten à la Luis Trenker. Die | |
| Interviewsequenzen sind viel zu lang, dafür kommen die wirklich | |
| sehenswerten Kletterszenen ein wenig zu kurz – ein zweites "Am Limit" ist | |
| der Film nicht geworden. Dafür gibt es alte Fotos, Kindheitserinnerungen | |
| und viele Hohlphrasen wie bei jeder x-beliebigen Homestory mit Prominenten. | |
| Ein bisschen mehr Berg wäre schöner gewesen. | |
| "Die Huberbuam", Dienstag, 4.10., 19.30 Uhr, ZDFinfo und in der | |
| [1][3D-Fassung] in der Mediathek oder zum [2][Download]. | |
| 4 Oct 2011 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1451666/Die-Huberbuam%252C-3-D… | |
| [2] http://huberbuam.zdf.de/ZDFde/inhalt/7/0,1872,8352935,00.html | |
| ## AUTOREN | |
| Timo Kather | |
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