# taz.de -- Kolumne Buchmessern: Die Getränke waren super | |
> Die Leute sind das Schönste an der Frankfurter Buchmesse. | |
Am Morgen wusste ich nicht mehr so recht, wo mein Kopf war. Das Telefon | |
klingelte. Die Homebase rief an. Das Telefon fand zum Kopf, der vermutlich | |
in einer Ecke des Hotelzimmers im Papierkorb rumlag, während der Rest da | |
und da auf dem Bett sich noch räkelte. Ich komm wohl drauf, weil wir eine | |
Weile über "Breaking Bad" gesprochen hatten. Irgendwie musste ich hierher | |
gekommen sein. Ein Taxi hatte mich hergefahren. Es war wohl fünf gewesen. | |
Ich sagte zum Telefon: "Bis später", und bemühte mich dann ganz, ganz | |
vorsichtig unter der Dusche, meine Gedanken aufzusammeln. | |
Der Tag war der Hit gewesen, so viel war klar. Und wie viele Hits auch sehr | |
klischeereich. Das Genre war die Buchmesse, davor zwei Empfänge - bei | |
Suhrkamp, meinem Verlag, schon am Nachmittag, und später bei Rowohlt, eine | |
Riesengeschichte -, und ganz am Ende waren wir in der Bar des Hotels | |
Frankfurter Hof gelandet und hatten noch mehr getrunken. Die Getränke waren | |
super. Unglaubliche Dinge hatten sich ereignet. Seltsame Sachen waren | |
gesprochen worden. Es war wunderschön gewesen und lustig. Nur die Worte, | |
die das genauer erzählen, erklären und veranschaulichen könnten, schlafen | |
immer noch irgendwo in einem verschlossenen Hinterzimmer meines Kopfes. | |
Einige Namen fehlen plötzlich. Also: Buchmesse: klasse; die Leute: komplett | |
super! Ein netter Mann arbeitete für Bastei-Lübbe und war früher bei | |
Rotbuch gewesen und bestellte Sachen. (Vor vielen Jahren hatte ich mal ein | |
Buch bei Rotbuch machen sollen. Es war aber nichts geworden.) | |
Plötzlich hatten wir begeistert über Bommi Baumann gesprochen. Und Dario | |
Fo. Champagner hatte auf dem Tisch gestanden, weil die Schriftstellerin | |
Andrea Hünniger doch gerade 27 geworden war. Wahnsinn, wie jung die Leute | |
heutzutage sind! Die Dichterin Ann Cotten hatte Zigaretten auf Vorrat | |
gedreht, die sie in ihr schönes Zigarettenetui tat. Obwohl ich sonst nicht | |
so viel mit Lyrik zu tun hab, mag ich die Sachen von Ann Cotten sehr gerne, | |
besonders die "Fremdwörterbuchsonette", und erklärte das allen, die sie | |
nicht kannten. Zum Beispiel Laura, die für das Magazin Interview hier ist, | |
das allerdings erst in ein paar Monaten an den Start gehen wird. | |
Meine Zigaretten waren längst alle. Der Kellner hatte äußerst höflich | |
darauf hingewiesen, dass wir über tausend Euro bezahlen müssten, wenn wir | |
weiter rauchen würden. Wir wollten aber dann ohnehin los. Zu viert standen | |
wir nebeneinander in der Lobby des Hotels, und der Kellner fotografierte | |
uns mit meiner Kamera. Dann saßen wir im Taxi. Die beiden | |
Schriftstellerinnen fuhren weiter, während ich versuchte, einzuchecken. | |
Wahrscheinlich war ich komisch gewesen. Gern hätte ich mich mit den Augen | |
des Nachtportiers gesehen. Und nun: Nichts, wie wieder hin! | |
13 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Detlef Kuhlbrodt | |
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