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# taz.de -- Britischer Verteidigungsminister tritt zurück: Vetternwirtschaft i…
> Der britische Verteidigungsminister Liam Fox stand seit zehn Tagen unter
> Druck, weil ein enger Freund und Firmenlobbyist im Ministerium ein und
> aus ging.
Bild: Über seinen Kumpel gestolpert: Ex-Verteidigungsminister Liam Fox.
DUBLIN taz | Der britische Verteidigungsminister Liam Fox ist
Freitagnachmittag zurückgetreten. Er zog damit die Konsequenzen aus den
täglich neuen Enthüllungen über Vetternwirtschaft und umstrittene
Auslandsreisen. Fox wurde seine enge Beziehung zu seinem Trauzeugen und
früheren Mitbewohner Adam Werritty zum Verhängnis.
Der 34-jährige Geschäftsmann hatte den Verteidigungsminister seit dessen
Amtsantritt im Mai vergangenen Jahres 22 Mal im Ministerium aufgesucht und
ihn auf 18 Auslandsreisen begleitet. Obwohl er kein offizielles Amt
bekleidete, gab er sich auf seinen Visitenkarten als "Berater des
Verteidigungsministers" aus.
Es besteht der Verdacht, dass Werritty finanziellen Nutzen aus den Reisen
gezogen habe. So hat er unter anderem ein Treffen in Dubai zwischen Fox und
Harry Boulter, dem Geschäftsführer des Porton-Investmentfonds, arrangiert.
Dabei soll es um Geschäfte über Verschlüsselungen beim Mobilfunk gegangen
sein.
Darüber hinaus war Werritty auch bei den Gesprächen zwischen Fox und
Gotabhaya Rajapaksa, dem Verteidigungsminister Sri Lankas, anwesend. Dabei
sprach man über Rüstungsaufträge. Rajapaksa drängte Fox, sich für
verstärkte Waffenlieferungen an Sri Lanka einzusetzen. Werrittys
extravaganter Lebensstil, so hat die Times am Freitag enthüllt, wird von
einer Firma für Unternehmensanalysen mit engen Verbindungen nach Sri Lanka
finanziert.
"Ich habe fälschlicherweise zugelassen, dass die Trennung zwischen meinen
privaten Interessen und meinen Aktivitäten für die Regierung verschwommen
ist", erklärte Fox in seinem Rücktrittsschreiben. "Die Konsequenzen sind in
den vergangenen Tagen immer deutlicher geworden. Die Sache tut mir sehr
leid. Ich habe immer wieder gesagt, dass das nationale Interesse Vorrang
vor persönlichen Interessen hat, und daran muss ich mich nun messen
lassen."
Premierminister David Cameron sagte, er finde Fox´ Ausscheiden sehr
bedauerlich, auch wenn er die Gründe verstehe. Er lobte Fox für seine
Verdienste insbesondere beim Libyen-Einsatz. Insgeheim dürfte er jedoch
froh über den Rücktritt sein. Fox, der im vergangenen Monat seinen 50.
Geburtstag feierte und Margaret Thatcher als Gast begrüßen konnte, gehört
dem rechten Tory-Flügel an. Er ist Europa-skeptisch, tritt vehement gegen
das Recht auf Abtreibung ein und steht der Koalition mit den Liberalen
Demokraten ablehnend gegenüber. Fox, der aus Schottland stammt, kandidierte
2005 für das Amt des Tory-Chefs, unterlag Cameron jedoch deutlich.
Cameron war bereits am Montag von seinem Verteidigungsminister abgerückt.
Er warf ihm auf Grundlage eines ersten Untersuchungsberichts "schwere
Fehler" vor. Der endgültige Bericht soll nächste Woche vorgelegt werden.
Der Rücktritt zwingt Cameron zu einer Kabinettsumbildung, die er eigentlich
erst zur Halbzeit der Legislaturperiode im Herbst nächsten Jahres vornehmen
wollte. Nachfolger von Fox wird der bisherige Transportminister Philip
Hammond.
14 Oct 2011
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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