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# taz.de -- die wahrheit: Des Kaisers Karma
> Bereits in seinen 1992 veröffentlichten Memoiren ("Ich - Wie es wirklich
> war") bekannte sich Franz Beckenbauer zu seinem Glauben an die Lehre von
> der Wiedergeburt ...
... und legte offen, dass er es interessant fände, "als Frau
wiederzukommen": "Es gibt Erlebnisse, die Geburt eines Kindes zum Beispiel,
Gefühle und Eigenschaften, die nur eine Frau hat und die ich gerne
kennenlernen würde."
An anderer Stelle erwog er auch die Vorteile einer Reinkarnation als
Pflanze, wozu der Kollege Wiglaf Droste anmerkte, es seien eben "gerade
jene Mitmenschen, die in einem Leben schon für zehn genervt haben,
besonders erpicht darauf, daß die Gelegenheit zur Wichtigtuerei niemals
aufhören möge".
Jüngst aber hat Beckenbauer erklärt, dass er, dem Vorbild des Dalai Lama
folgend, auf eine Wiedergeburt seiner Person beziehungsweise seiner Seele
möglicherweise verzichten werde. Beim DFB stößt er damit auf massive
Kritik. In Verbindung mit einem Appell an den Patriotismus des
Ehrenspielführers hat ein Sprecher des Fußballverbandes nachdrücklich
darauf verwiesen, dass man sich von einem wiedergeborenen Beckenbauer
langfristig eine gewichtige Stärkung des deutschen Vereinsfußballs und der
Nationalelf verspreche. Dahinter habe das persönliche
Selbstbestimmungsrecht bei der Seelenwanderung einfach zurückzustehen.
Beckenbauer wiederum pocht auf seine "legitime Verfügungsautorität über den
Ort und die Art und Weise einer Wiedergeburt". Er stützt sich dabei auf
Erkenntnisse, die er bei der Lektüre populärwissenschaftlicher Werke über
den Buddhismus gewonnen hat. Von zentraler Bedeutung, so heißt es in einer
Pressemitteilung seiner Anwaltskanzlei, sei das individuelle karmische
Potenzial, und für höhergeartete Wesen wie Beckenbauer ergebe sich nach
Lage der Dinge die überaus reizvolle Möglichkeit, ein für allemal aus dem
leidvollen und nicht enden wollenden Kreis der Wiedergeburten auszusteigen.
Gegenüber Bravo Sport hat Beckenbauer seine kompromisslose Haltung
bekräftigt: "Ob ich als Engel Druck über die Flügel mache oder für immer in
der Kabine verschwinde, des müsst S scho meiner Lichtgestalt überlassen!"
Ein Mann, ein Wort. Doch inzwischen liegt die Offerte eines großen
Süßwarenherstellers vor, der als Sponsor 17,4 Mio. Euro für Beckenbauers
Reinkarnation in Form eines knabberfreudigen und dennoch sehr gut
durchtrainierten Mittelfeldspielers springen lassen will.
Seither mehren sich in der Branche die Anzeichen für eine einvernehmliche
Regelung der anstehenden Wiedergeburt. Unstrittig ist die Voraussetzung,
dass Beckenbauer erst einmal verscheiden müsste, bevor er in der einen oder
anderen Verkörperung auf die Erde zurückkehren könnte. Knifflig wird es
dagegen bei der Berechnung der genauen Abwesenheitsdauer und vor allem bei
der Frage, wer Franz Beckenbauer denn dann wiedergebären werde.
Eine Frau mit deutschem Perso müsse es schon sein, betonen Sachverständige.
Notfalls könne man Beckenbauer natürlich auch einbürgern, falls irgendwas
schiefgehe und er beispielsweise in Kroatien, Vietnam oder Nigeria auf die
Welt komme. Des Weiteren wäre zu beachten, dass das angekündigte Sponsoring
mit Beckenbauers menschlichem Wesen steht und fällt.
Bei allem Respekt vor einem Naturwunder und selbst auch eingedenk der
kommerziellen Verwertbarkeit würde es die Zahlungsbereitschaft des Sponsors
jedenfalls nachhaltig beeinträchtigen, wenn der Vertragspartner als
Känguru, als Rüsselkäfer, als Tasmanischer Beutelteufel oder gar als
Buschwindröschen wiedergeboren werden sollte. Und auch als Frau mit eigenem
Kinderwunsch wäre Beckenbauer hienieden unwillkommen: Laut Emnid können
sich nicht mehr als 0,3 Prozent der männlichen Befragten die Paarung mit
einem weiblich formatierten Beckenbauer vorstellen.
Wir bleiben am Ball.
22 Oct 2011
## AUTOREN
Gerhard Henschel
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