| # taz.de -- Drogenpolitik: Legalize it? | |
| > Der Beschluss der Linken zur Drogen-Legalisierung wird in Bremen | |
| > einschränkend interpretiert. Die anderen Parteien sind dennoch skeptisch | |
| > bis ablehnend. | |
| Bild: Heroin ist ein weltumspannendes Thema: Das Bild zeigt afghanische Polizei… | |
| Heroin im Supermarkt? "Darum kann es nicht gehen", sagte Cornelia Barth, | |
| die Landesvorsitzende der Bremer Linken. Auf dem Bundesparteitag in Erfurt | |
| hatte ihre Partei beschlossen, die Legalisierung von Cannabis zu fordern | |
| und die von harten Drogen. Abhängige sollten entkriminalisiert werden. | |
| "Cannabis und Heroin sollten in ihrem Suchtpotenzial unterschieden werden", | |
| so Barth, die seit 20 Jahren als Sozialarbeiterin in der Drogenberatung | |
| arbeitet. Auch "Gras" zu legalisieren dürfe nicht heißen, es ohne | |
| Altersnachweis einkaufen zu können. Dennoch bestehe in der Drogenpolitik in | |
| Bremen noch erheblicher Nachholbedarf. "Wir brauchen neben der | |
| Methadonsubstitution auch Vergabestellen für Heroin." | |
| Nach einem Modellversuch ist seit 2009 den Kommunen die Vergabe von Heroin | |
| erlaubt - für schwer Abhängige, bei denen mindestens zwei andere Therapien | |
| fehlschlugen. Studienergebnisse hatten ergeben, dass Heroin-Substituierte | |
| einen besseren Gesundheitszustand hatten als Abhängige in | |
| Methadon-Programmen. Heroin soll weniger depressiv wirken, wodurch sich der | |
| Beikonsum anderer Rauchmitteln verringert. | |
| Für die Linken-Vorsitzende Barth fehlen in Bremen auch Druckräume, die beim | |
| Spritzen das Risiko einer HIV-Infektion verringern könnten. Und: "Die | |
| Psycho-soziale Betreuung von Substituierten in Bremen ist ein schlechter | |
| Witz." | |
| Darin ist sich Barth mit der CDU einig. Rita Mohr-Lüllmann forderte mehr | |
| Betreuung der Substituierten, allerdings auch zur stärkeren Kontrolle des | |
| Beikonsums: "Erst dann führt das Methadonprogamm auch zum Ausstieg. Dies | |
| ist besser als eine Heroinabgabe", so Mohr-Lüllmann. Den Beschluss des | |
| Linken-Bundesparteitages hält sie für völlig unverantwortlich. Auch die | |
| Legalisierung von Cannabis kommt für sie nicht in Frage. | |
| Übrigens auch nicht für die gesundheitspolitischen Sprecherin der Bremer | |
| Grünen, Kirsten Kappert-Gonther. Heutzutage sei immer mehr des Wirkstoffes | |
| THC in einem Joint. "Durchs Kiffen ist die Gefahr einer psychotischen | |
| Störung um das Zehnfach erhöht", so die grüne Gesundheitspolitkerin. Wie | |
| die Linke zu ihrer Drogenposition komme, können sie nicht verstehen: "In | |
| der Diskussion um die Heroinvergabe sind sich auch Experten immer noch | |
| umeins." Druckräume hält sie aus Gründen der Gesundheitsvorsorge aber für | |
| sinnvoll und will sich für ihre Einrichtung einsetzen. | |
| Die Sprecherin des Gesundheitsressorts, Karla Goetz sagte, Bremen setze auf | |
| Spritzentasuch anstatt auf Druckräume, auf Entgiftungsbetten und das breit | |
| angelegte Methdonprogramm. Daran nehmen 1.500 Substituierte teil. Vor zehn | |
| Jahren ergab eine Studie, dass in Bremen etwa 4.000 Drogenabhängige leben. | |
| Neuere Zahlen sind nicht bekannt, das Gesundheitsressort geht aber davon | |
| aus, dass die Zahlen sich nur wenig verändert haben. Die Zahl der | |
| Drogentoten ging in den letzten Jahren zurück: 2005 starben 42, 2010 noch | |
| 23 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums. | |
| 27 Oct 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
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