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# taz.de -- Die Wahrheit: Helm auf, zum Himmel!
> Die Erdanziehungskraft ist der größte Teilchenbeschleuniger überhaupt! Wo
> bleibt die Helmpflicht für Fußgänger?
Bild: Gefahr aus dem All. Schutzhelme müssen ausgegeben werden!
Im Juni dieses Jahres flog ein Gesteinsbrocken in der Größe eines
Reisebusses in nur 12.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbei. Der
Durchmesser unseres Planeten beträgt allein 12.742 Kilometer. Das ist total
knapp!
Am 23. 9. stürzte der Forschungssatellit UARS auf die Erde. 26 Trümmer mit
einem Gesamtgewicht von 500 Kilo wurden erwartet, irgendwo zwischen Moskau
und Papua-Neuguinea.
Am 23. Oktober stürzte der Röntgensatellit Rosat durch die Atmosphäre zur
Erde. 30 Trümmerteile von bis zu 1,6 Tonnen wurden angekündigt. Mit 460
Stundenkilometer kommen solche Teile herunter. Denn der größte
Teilchenbeschleuniger ist und bleibt die Erdanziehungskraft.
Am Dienstag nun flog der Asteroid YU 55, der etwa so groß ist wie ein
Flugzeugträger, in 324.600 Kilometer Entfernung an uns vorbei. Ebbe und
Flut und tektonische Platten sollen von diesem knapp daneben sausenden
Flugzeugträger angeblich nicht beeinflusst worden sein.
Aber warum sagt man uns das dann überhaupt? Ohne diese Meldung wäre ich
nicht auf die Idee gekommen, dass ein Flugzeugträger überhaupt Ebbe und
Flut beeinträchtigen könnte.
Und was passiert tatsächlich? Auf El Hierro godzillern zeitgleich brockige
20-Meter-Fontänen Steine aus dem Wasser, die See tobt wie zu heißes
Gulasch, fumarolig stinkt alles nach Schwefel. Spanische Zeitungen titeln:
"Das Monster erwacht".
Der kleine Oskar in Andreas Steinhöfels Roman "Rico, Oskar und die
Tieferschatten" weiß um die Gefahren der Welt und geht nur mit Sturzhelm
vor die Tür.
Und die größte Sorge des gallischen Häuptlings Majestix ist, dass ihm der
Himmel auf den Kopf fallen könnte. Es muss sich bei Majestix Furcht um eine
Art vererbtes Trauma handeln.
Wahrscheinlich wurde die Vernichtung der Saurier durch Meteoriteneinschlag
zu Gallierzeiten bereits mündlich tradiert. Das wirkt auch heute bei mir.
Wobei Majestix immer noch die Möglichkeit hat, sich unter den Schild zu
stellen, auf dem ihn seine Schildträger normalerweise tragen.
Seit ich weiß, was da draußen im All alles herumfliegt und offenbar
regelmäßig beinahe auf uns niederkracht, gehe ich nur noch mit Helm oder
Rettungsschirm durch die Welt. An sonnigen Tagen mit Hebel. Mit dem
trainiere ich regelmäßig Baseball, um die runter fallenden Teilchen in
Erdumlaufbahnen zurückschlagen zu können.
Seit ich weiß, was da draußen rumfliegt, reicht mir Bundesverkehrsminister
Ramsauers Forderung nach Helmpflicht für Fahrradfahrer bei Weitem nicht
mehr aus. Der Fahrradfahrer hat ja viel bessere Möglichkeiten, dem
heranrasenden Weltraumschrott noch irgendwie aus dem Weg zu fahren.
Einen Fußgänger hat es da ruckzuck erwischt. Sieben auf einen Streich und
alle Neune zwischen hier und Papua-Neuguinea. Wie Oskar trage ich seit zwei
Tagen einen Integralhelm, auch auf dem Weg zum Briefkasten.
Ich habe Angst, dass mir was aus dem Himmel auf den Kopf fällt. Schutzhelme
müssen ausgegeben werden. Weltweit. Denn einige Menschen sind
offensichtlich schon getroffen worden. Da draußen sind ein paar Spinner
unterwegs, ohne so einen Weltraumtreffer ist mir deren Zustand überhaupt
nicht erklärlich!
11 Nov 2011
## AUTOREN
Bernd Gieseking
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