Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Energie in Brandenburg: SPD buddelt Wunderlampe aus
> Die SPD-Fraktion in Potsdam will alles: kein CCS mehr, aber ein neues
> Braunkohlekraftwerk. Und auch Klimaschutz.
Bild: Gefahr CO2: Proteste gegen die gefährliche Verpressung in die Erde
Die SPD im Brandenburger Landtag sieht keine Perspektiven für die
unterirdische Verpressung von Kohlendioxid (CCS). Das formulierte die
Fraktion in einem Positionspapier, das der taz vorliegt. Gleichzeitig
befürworten die Politiker ein neues Braunkohlekraftwerk am Standort
Jänschwalde. "Es wäre wohl das modernste und klimafreundlichste
Kohlekraftwerk der Welt", sagt der Fraktionsvorsitzende Ralf Holzschuher.
An den langfristigen Klimaschutzzielen des Landes, die CO2-Emissionen bis
2050 um 80 Prozent zu senken, wolle man aber auch festhalten. Zuletzt hatte
das Wirtschaftsministerium von Ralf Christoffers (Linkspartei) verlauten
lassen, man könne sich einen Abschied von den bisherigen Zielen vorstellen.
Bei der sogenannten CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) war
geplant, Kohlendioxid aus Kraftwerksabgasen in unterirdischen
Gesteinsschichten zu verpressen. Dagegen gab es heftige Proteste aus den
betroffenen Regionen. Zuletzt hat der Bundesrat ein geplantes CCS-Gesetz
abgelehnt, womit der großflächige Einsatz der Technologie vorerst auf Eis
liegt. Die SPD-Fraktion hält CCS weiterhin für eine sinnvolle
Klimaschutztechnologie, angesichts des fehlenden Gesetzes wolle man aber
entsprechende Projekte nicht weiter verfolgen.
Wie die Klimaschutzziele trotz Festhaltens an der Braunkohle erreicht
werden sollen, erläutert die SPD in ihrem Papier nicht. Das
Wirtschaftsministerium hatte am Dienstag eine Studie veröffentlicht, deren
Szenarien Grundlage einer zukünftigen Brandenburger Energiestrategie sein
sollen. Die Klimaschutzziele würden danach selbst in einem Szenario, in dem
das klimaschädlichste und größte Kohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz
2030 stillgelegt wird, knapp verfehlt. Bei einem Neubau in Jänschwalde
würden die Ziele um etwa 65 Prozent überschritten. Doch selbst diese
Annahme hält René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga für zu
optimistisch: "Die Studie geht von einem Wirkungsgrad von 50 Prozent für
ein neues Kraftwerk aus. Selbst die effizientesten Braunkohlekraftwerke
erreichen bislang maximal einen Wirkungsgrad von 43 Prozent. Die Annahme
ist also völlig unrealistisch."
Weiter heißt es in der Studie, im Jahr 2030 könne theoretisch der gesamte
Energiebedarf von Brandenburg und Berlin mit erneuerbaren Energien gedeckt
werden. Fossile Kraftwerke wären dann nur noch zur Netzstabilisierung und
zum Export in angrenzende Bundesländer notwendig. Zusätzlich zu den
Kohlekraftwerksplänen ist westlich von Berlin in Wustermark der Bau eines
großen Gaskraftwerks mit einer Kapazität von 1.200 Megawatt geplant.
"Es ist begrüßenswert, dass die SPD sich in Sachen CCS bewegt", erklärte
die grüne Landtagsabgeordnete aus der Lausitz, Sabine Niels. "Um die
Klimaschutzziele zu erreichen, ist nun auch ein mittelfristiger Abschied
von der Braunkohle unumgänglich. Das sollten SPD und Landesregierung
endlich einsehen."
Für den zukünftigen Betrieb des Kraftwerks Jänschwalde plant der
Energiekonzern Vattenfall den Aufschluss neuer Kohletagebaue. Hierfür
müssten mehrere Dörfer umgesiedelt werden.
16 Nov 2011
## AUTOREN
Hanno Böck
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.