# taz.de -- Debatte um Verfassungsschutz: Polizei will von Kritik nichts wissen | |
> Die Berliner Polizei distanziert sich von den Thesen ihres Kripo-Chefs in | |
> Mitte, derdem Verfassungsschutz Versagen im Umgang mit Neonazis | |
> vorgeworfen hatte. | |
Die Abrechnung des Leiters der Kriminalpolizei in Mitte, Jochen Sindberg, | |
mit dem Verfassungsschutz schlägt Wellen. Am Mittwoch distanzierte sich die | |
Polizeiführung von dem taz-Debattenbeitrag Sindbergs. "Der Beitrag spiegelt | |
nicht die Haltung der Polizei Berlin, sondern die private Meinung des | |
Verfassers wider", erklärte ihr Sprecher Frank Millert. "Wir beteiligen uns | |
aus guten Gründen grundsätzlich nicht an öffentlichen Diskussionen über | |
Vorgänge und Arbeitsweisen anderer Behörden." | |
Sindberg hatte [1][in der Mittwochsausgabe der taz] mit Blick auf die | |
bekannt gewordene Neonazi-Mordserie die Arbeit des Verfassungsschutz scharf | |
kritisiert. Der zweifelhafte Einsatz von V-Leuten in der NPD brächte den | |
Staat "in Misskredit". Die Behörde habe sich eine "überbordende | |
Datensammelwut" angeeignet. Der Kripo-Chef forderte eine "öffentliche und | |
kritische Diskussion der Erforderlichkeit unserer | |
Verfassungsschutzdienste". Auch Berliner Grüne, Linke und Jusos hatten die | |
Behörde kritisiert. Es sei "richtig und wichtig, dass Kritik auch aus dem | |
Apparat heraus geübt wird", sagte Grünen-Rechtsexperte Dirk Behrendt. "Ich | |
würde mir mehr solcher engagierten Beamten wünschen." | |
Der Berliner Verfassungsschutz äußerte sich am Mittwoch nicht zu den | |
Vorwürfen. Noch-Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, er lehne "eine | |
generelle Strukturdebatte" über die Behörde ab. Die Kritik am Einsatz von | |
V-Leuten in der NPD-Parteiführung teilte Körting. Es sei klar, dass der | |
demokratische Rechtsstaat "führende Funktionäre im extremistischen Bereich | |
nicht auch noch bezahlen" dürfe. Laut früheren Angaben führt Berlin seit | |
Jahren keine V-Leute in NPD-Vorständen oder vergleichbaren Gremiem. "Einige | |
andere Innenministerien haben diese klare Linie noch nicht völlig | |
verstanden", so Körting. | |
23 Nov 2011 | |
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