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# taz.de -- Disput um Sport-Sponsoren: Schleswig-Holstein zockt ab
> Die ersten Profi-Sportvereine schließen lukrative Sponsorenverträge mit
> Wettanbietern ab. Die Opposition im Landtag ist nicht erfreut, die
> Vereine jenseits der Landesgrenze hoffen auf Nachahmungs-Effekt.
Bild: Da könnte Ihre Sportwetten-Werbung stehen: Handballer Dominik Klein im T…
KIEL taz | Im kommenden Jahr wird auf den Trikots des
Handball-Bundesligisten THW Kiel das Logo des Sportwetten-Anbieters Bwin
prangen. Zwar nur für 200.000 Euro im Jahr, und vorerst nur auf der Hose,
dafür aber völlig unbehelligt von Gerichten. Zusätzlich beinhaltet die
Partnerschaft mit Deutschlands größtem Sportwetten-Anbieter Anzeigen in der
Vereinszeitschrift, Logos in der Halle sowie Werbespots auf den Videowalls.
Fast zeitgleich hat sich ein anderer Glücksspielanbieter einen ganzen
Stadionnamen gekauft. Das Fußballstadion in Lübeck heißt ab sofort
"Pokerstars.de-Stadion", wofür der VfB Lübeck im Gegenzug pro Saison
120.000 Euro kassiert.
Beide Deals wurden erst durch das kürzlich von CDU und FDP in Kiel
verabschiedete liberale Glücksspielgesetz möglich. Es erlaubt Anbietern wie
Pokerstars.de oder Bwin von Januar an, Werbung zu machen.
Schleswig-Holstein ist damit Vorreiter - überall sonst in Deutschland
bleibt Internet-Glücksspiel verboten.
Hans-Jörn Arp, Glücksspielexperte und stellvertretender CDU-Fraktionschef
im Kieler Landtag, sieht seinen Kurs bestätigt: "Wir haben immer gesagt:
Wenn wir den Markt nach unseren Bedingungen öffnen, kommen die Unternehmen
nach Schleswig-Holstein, schaffen Arbeitsplätze und machen etwas im
Sportsponsoring." Vom kommenden Jahr an profitiere davon auch der
Landeshaushalt.
Laut Arp gibt es es auch bei den Fußballern von Holstein Kiel Gespräche mit
einem Wettanbieter. Schleswig-Holsteins vierter Profi-Verein, der
Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt, kooperiert bereits seit zwei
Jahren mit der Firma Bet at Home. "Das war in einer Grauzone", sagt Arp.
"Es ging darum, möglichst früh einen Claim abzustecken und einen Brand zu
schaffen." Unter den Anbietern tobe ein knallharter Wettbewerb: "Es wird
viel Geld in die Hand genommen, das jetzt glücklicherweise in
Schleswig-Holstein ausgegeben wird."
Die Grünen im Landtag kritisieren den wachsenden Einfluss der
Glücksspielbranche. Und die SPD kündigte bereits an, das Gesetz im Falle
eines Wahlsiegs im Mai wieder kippen zu wollen. Damit ist nach Ansicht von
SPD-Vize-Fraktionschef Jürgen Weber auch völlig offen, ob der Vertrag des
VfB Lübeck mit Pokerstars.de überhaupt wirksam werden könne. Die
Umbenennung bezeichnete er in den Lübecker Nachrichten als "an der Grenze
der Peinlichkeit".
Patrick Sperber, Landeskoordinator für Glücksspielsuchtprävention,
befürchtet, dass durch Werbung für Glücksspiele die Zahl der Spieler steige
und damit auch die Zahl jener, "die damit Probleme haben".
Arp kontert, dass man keinen neuen Markt schaffe, sondern einen bestehenden
kontrolliere. Im illegalen Markt gebe es keinen Spielerschutz und keine
Suchtprävention. "Dafür schaffen wir erst die Voraussetzungen."
Während die schleswig-holsteinischen Profi-Vereine froh über ihren
augenblicklichen Standort-Vorteil sind, fühlt sich die Konkurrenz außerhalb
der Landesgrenzen benachteiligt. "Es ist eine unglückliche Situation, dass
keine verlässliche politische Aussage vorhanden ist", sagt der
Geschäftsführer von HSV-Handball Christoph Wendt.
"Es existiert ein Schwebezustand. Wir hoffen, dass der in Kürze durch die
Politik aufgehoben wird und es zu Bestimmungen kommt, die allen den
gleichen Vorteil bietet."
Nach Ansicht von Hans-Jörn Arp wird das auch passieren. "Früher oder
später", glaubt er, "ziehen die anderen Bundesländer nach." Das sei wie mit
der Liberalisierung des Rundfunkgesetzes. "Damals konnte man den Äther
nicht sperren und heute nicht das Internet."
28 Nov 2011
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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