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# taz.de -- Anwalt Eschen über neuen Justizsenator: "Ich hätte ihn nicht ausg…
> Als Notar hätte Justizsenator Michael Braun (CDU) die Wohnungskäufer über
> die Risiken belehren müssen, sagt Klaus Eschen. Er war selbst Notar und
> kennt die Praktiken.
Bild: Hat eigentlich nichts zu lachen: Michael Braun unter Beschuss
taz: Herr Eschen, Sie waren lange Notar. Was halten Sie von den Vorwürfen
gegen den neuen CDU-Justiz- und Verbraucherschutzsenator Michael Braun?
Klaus Eschen: Es ist immer bedenklich, wenn ein Notar der Hausnotar einer
Maklerfirma oder Investmentfirma ist. Die Gefahr besteht, dass er abhängig
wird und seine Neutralität gegenüber den übrigen Beteiligten verliert.
Im konkreten Fall war es so, dass kleine Leute von Immobilienfirmen
Schrott-Wohnungen gekauft haben. Braun und sein Kanzleipartner haben
mindestens 40 solcher Verträge beurkundet. Was für Pflichten hat ein Notar?
Er muss die Käufer über die Riskien und Auswirkungen des Geschäfts
belehren. Aber ein Notar, der Unerfahrene allzu viel belehrt, ist bei
Immobilienfirmen unbeliebt, weil es ihren Geschäften schadet.
Wie kommen Sie zu der Annahme?
Als Brandenburgischer Notar sind mir von Maklern oder Investoren Hunderte
von Geschäften in Aussicht gestellt worden, sofern ich ihnen gewisse
Vergünstigungen finanzieller oder auch rechtlicher Art verspräche.
Wie haben Sie reagiert?
Ich habe mich geweigert. Danach hörte ich stets das Gleiche: "Dann gehe ich
nach Berlin, dort gibt es Dutzende Notare, die das machen." Druck ist immer
Grund zum Misstrauen. Das einzige, was für einen Notar eilig ist, wäre das
Testament eines Todkranken. Laut Bundesnotarordnung soll ein
Vertragsentwurf den Beteiligten in der Regel zwei Wochen vor Beurkundung
zur Prüfung zur Verfügung gestellt werden.
Wie bringt man einen Wohnungskäufer dazu, von einem Tag auf den nächsten zu
unterschreiben?
In dem man ihm vorgaukelt, dass es sich um ein Schnäppchen handelt. Wenn er
nicht sofort zugreife, gehe die Chance flöten.
Und hinterher stellt sich heraus, die Wohnung ist Schrott. Was hat der
Notar von so einem Geschäft?
Eine Menge Geld. Immobilinenfirmen sind potente Mandanten. Wen man nicht
nur Notar sondern auch Rechtsanwalt ist, winken noch andere Mandate. In
Brandenburg wurde immer gerügt, wenn eine Kanzlei zum Hausnotar von
bestimmten Firmen wurde.
Ist Braun, der solche Verträge beurkundet hat, als Justiz- und
Verbraucherschutzsenator vertretbar?
Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.
Warum genau?
Eigentlich sollte es bei solchen Geschäften so sein, dass der Käufer sich
einen Notar seines Vertrauens auswählt. In den vorliegenden Fällen haben
die Immobilienfirmen den Notar ausgesucht. Das ist eine Frage
professioneller Seriösität. Ich hätte diesen Mann nicht als Senator
ausgesucht. Ich halte das für anrüchig.
4 Dec 2011
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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