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# taz.de -- Serie Digitale Spiele, Teil 2: Halluzinationen all überall
> Rätsel lösen in einem brennenden französischen Schloss, Drogen nehmen im
> Jemen oder Nahkampf in Syrien: "Uncharted 3" macht dies und noch mehr
> möglich.
Bild: In friedlichem Ambiente betont Nathan Drake seine Argumente.
In [1]["Uncharted 3"] kann man viel lernen. Das hat die jüngst erschienene
Fortsetzung des grandiosen Konsolenspiels "Uncharted" mit ihren Vorgängern
gemein. Ferne Länder kommen uns ganz nah, komplexe Waffentechnologie wird
pragmatisch handhabbar, antike Schätze wollen historisch eingeordnet,
komplexe Rätsel müssen gelöst werden.
Vor allem lernt man an seinen Mitspielerinnen und -spielern ganz neue
Seiten kennen: Die liebreizende Freundin zeigte bereits in "Uncharted 2"
eine überraschende und für niemanden in dieser Vehemenz nachvollziehbare
Aversion gegen Hubschrauber.
Diesmal ist einem Freund, bisher als Feingeist in Erscheinung getreten,
plötzlich kein Handgemenge zu viel. Es wird getreten, geboxt und gerungen,
dass es eine wahre Freude ist. Er präferiert jedoch das gepflegte
Anschleichen samt Bruch des gegnerischen Genicks oder des Rückgrats. Gnade
wird nicht gegeben.
Auch die Selbstwahrnehmung einer berufsbedingten Huschig- und
Grobschlächtigkeit muss schon nach kurzer Zeit am Controller der
Playstation 3 korrigiert werden, eine Vorliebe für Präzisionsgewehre
spricht eine andere Sprache. Wo zehn hochgerüstete Agenten hektisch
angreifen, kehrt plötzlich innere Ruhe ein - solange nur genügend Waffen
und Munition zur Verfügung stehen.
## Damaskus sehen und überleben
Während die Arabische Liga noch mit Syrien streitet, ob unabhängige
Beobachter ins Land dürfen oder nicht, ist Nathan Drake schon da. Der
Protagonist der "Uncharted"-Reihe trifft Freunde in Damaskus, und gemeinsam
macht man sich auf die Suche nach einem verschollenen Teil eines
Artefaktes.
Drake gehört definitiv nicht zur Generation Facebook. Wo andere schnell den
Daumen heben und "liken", besteht sein Ziel eher darin, diesen angesichts
vieler Gegner zu senken und stattdessen den Zeigefinger am Abzug
durchzudrücken.
Eine nahezu perfekte Grafik ist eines der Kennzeichen von "Uncharted 3".
Egal ob im Draufblick, im Perspektivwechsel oder im Detail, die
Programmierung folgt nicht nur dem Wechsel von Action und Rätseln, sondern
auch der Ästhetik. Ein französisches Schloss bei Tag oder Damaskus bei
Nacht, eine Weltstadt wie London oder die Weite der Wüste - manchmal tritt
der Wunsch des Spielers, in der Handlung voranzuschreiten deutlich zurück
hinter die heitere Stimmung des digitalen Flaneurs, der sich erstmal nur
alles ansehen will.
## Drogen und Hallizinogene
Im Vergleich zu den Vorgängerspielen weist "Uncharted 3" nur wenige neue
Funktionen (Nahkampf mit mehreren Gegnern, Feinde klettern Drake hinterher)
auf. Die Kritik an den ersten beiden Teilen, das Spiel sei stellenweise zu
linear und lasse dem Spieler kaum Handlungsoptionen, muss sich auch der
dritte Teil gefallen lassen. Seltsame Mutanten, wie noch im ersten Teil,
bleiben einem hingegen erspart.
Wahrlich neu ist allein, dass in der klaren, einfach strukturierten Welt
von Gut und Böse plötzlich Drogen und Halluzinogene herumwabern. Aus der
Wahrnehmung Drakes erleben wir, wie es sich anfühlt, reichlich benebelt in
einer jemenitischen Stadt herumzuirren. Auch hier haben die Grafiker
realistische Bilder geschaffen oder sollte man sagen: eigene Erfahrungen
visualisiert?
Selbst der Showdown in einer Wüstenstadt kreist um Halluzinogene,
hervorgerufen durch Wasser, das für furchtbare Ängste sorgen kann, weswegen
es üble Burschen für ihre Zwecke nutzen wollen. Man sieht schon daran: Die
Story in "Uncharted 3" ist ungefähr so schlicht wie das kämpferische
Vermögen gegnerischer Figuren auf der einfachsten Spielstufe.
## Hoher Wiedererkennungswert
Ja, die Story ist schlecht. Wer mit Teil 3 neu in die "Uncharted"-Welt
einsteigt, wird dennoch eines der besten, weil abwechslungsreichsten
Action-Spiele für die Playstation entdecken. "Stumpf ist Trumpf", das Motto
ach so vieler First-Person-Shooter, kommt hier nicht zum Zug. Man kann das
Spiel allein bewältigen, zusammen mit anderen macht es aber mehr Spaß -
auch im "Einzelspieler-Modus (es gibt darüberhinaus auch einen "Koop-" und
einen "Mehrspielermodus").
Wer die "Uncharted"-Welt bereits kennt, ist nach drei Minuten wieder drin.
Der Wiedererkennungswert ist hoch - der Tastenbelegung des Controllers, den
dezent gestreuten Hinweisen im Gameplay sowie vertrauten Figuren,
Geräuschen und Bildern sei Dank. Schnell setzt der Kick ein, Level um Level
spielen zu wollen, und mit ihm die Hoffnung, dass es auch ein "Uncharted 4"
geben wird.
8 Dec 2011
## LINKS
[1] http://us.playstation.com/games-and-media/games/uncharted-3-drakes-deceptio…
## AUTOREN
Maik Söhler
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