# taz.de -- Sparpolitik in Schleswig-Holstein: Klaps mit der Rute | |
> CDU und FDP beenden Streit um Lehrerstellen. Liberale scheitern mit dem | |
> Versuch, weniger zu streichen als geplant. Grüne übernehmen die | |
> Forderung. | |
Bild: Mit Profilierungsversuch gescheitert: FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki | |
HAMBURG taz | Kurz vor der Weihnachtspause und der am Mittwoch beginnenden | |
letzten Parlamentssitzung des Jahres hat die schwarz-gelbe Koalition in | |
Kiel ihr wochenlanges Gezerre um 300 Lehrerstellen beendet. Ob jedoch nach | |
dem Klaps mit der Rute, dem die CDU den mitregierenden Liberalen versetzt | |
hat, sofort wieder Weihnachtsruhe eintritt, ist fraglich. | |
Zwar hieß das Ergebnis der Verhandlungen im Bärenhof in Molfsee offiziell | |
"Koalitionskompromiss". Doch die FDP ist mit ihrem Vorschlag, 300 Stellen | |
weniger zu streichen, gescheitert, auch wenn beide Seiten sich einigten, | |
dass der liberale Bildungsminister Ekkehard Klug für die Bildungspolitik | |
der kommenden Jahre - in denen aller Voraussicht nach andere Parteien am | |
Regierungsruder stehen - "Vorschläge erarbeiten" soll. | |
Der Streit um die Lehrerstellen begann Mitte November beim Parteitag der | |
FDP. Es seien durch Zinsgewinne 40 Millionen Euro mehr in der Landeskasse, | |
das Geld könnte doch in Bildung gesteckt werden - die Mehrheit der | |
Delegierten stimmte einem entsprechenden Antrag zu und hoffte damit wohl, | |
der Partei einen positiven Schubs für die Landtagswahl im Mai zu geben. | |
Konkret wollte die FDP an den Schulen nur 300 Stellen streichen, halb so | |
viel wie im laufenden Doppelhaushalt geplant. Noch im März hatte Klug die | |
"moderate Einsparung" verteidigt: Immerhin gebe es 15.000 Kinder weniger in | |
den Schulen als vor fünf Jahren. | |
Die Opposition und die Lehrergewerkschaft GEW fordern dagegen, die | |
"demografische Reserve" weitgehend im System zu lassen. Ihren Schwenk auf | |
die Oppositionslinie hatten die Liberalen ohne Rücksprache mit der CDU | |
gemacht, deren Spitzenleute kopfschüttelnd bis verärgert reagierten. Der | |
CDU-Landesvorsitzende und Spitzenkandidat Jost de Jager erklärte, der Kurs | |
der Haushaltskonsolidierung sei "das Pfund von CDU und FDP im Wahlkampf". | |
Nach dem Koalitionsausschuss bestätigte de Jager, es werde keinen | |
Nachtragshaushalt für 2012 geben. | |
Richtig erfreut war dagegen die Opposition über den Koalitionskrach als | |
unerwartetes vorweihnachtliches Geschenk. Die Landesvorsitzende der Grünen, | |
Eka von Kalben, fasste zusammen: "Die CDU will den Schulen nicht helfen, | |
die FDP kann es nicht." Ralf Stegner (SPD) nannte den Kompromiss eine | |
"wochenlang angekündigte Farce", eine "Inszenierung ohne Ergebnis". | |
Matthias Heidn, dem Landesvorsitzenden der GEW, fiel ein märchenhafter | |
Vergleich ein: Wie "die Pechmarie bei Frau Holle" stünde die FDP nach dem | |
Debakel da. | |
Bei der Landtagssitzung holt CDU und FDP das Thema wieder ein. Es liegt ein | |
Antrag der Grünen vor, keine Lehrerstellen zu streichen. Daneben | |
beschäftigt sich das Parlament mit der Haushaltsrechnung und der Entlastung | |
des Rechnungshofes, der Konsolidierung der Kommunalhaushalte und der | |
Beamtenbesoldung. Immerhin sorgt der Weihnachtsfriede dafür, dass Grüne und | |
Liberale abends gemeinsam zum "Jahresendumtrunk" einladen. | |
13 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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