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# taz.de -- Pressschlag: Aales in Butter
> Worüber könnten die Fussballschwergewichte Beckenbauer, Blatter
> Rummenigge und Zwanziger in der Vorweinachtszeit wohl quatschen? Die taz
> inszeniert ein Dramolett.
Bild: Einer vom Airport-Quartett: Fifa-Präsident Sepp Blatter.
Flughafen München. Zufällig kommen in der Atlantik-Lounge die wohl
gewichtigsten Fußballfunktionäre des Kontinents zusammen. Franz Beckenbauer
will mit dem Heli zu Frau und Kindern nach Kitzbühel, (Loden-)Kalle
Rummenigge mit der Familie nach Mauritius, das Flugziel von Theo Zwanziger
ist völlig unklar, Sepp Blatter gedenkt derweil, über Weihnachten in der
Karibik an seinem weitreichenden Machtgeflecht zu knüpfen.
Rummenigge (bemüht-gelassen): Du Sepp, wenn du mir hier schon vor die
Flinte läufst, dann lass dir - in aller Freundschaft - sagen, dass du ein
Aal bist.
Blatter: Wie bitte?
Rummenigge: Sie haben schon recht verstanden, Herr Blatter: Sind ein Aal,
fischig, glibberig, glitschig, nicht zu fassen. Schleimaal.
Blatter (lächelnd): Danke fürs Kompliment. Unter der Gattung der
Schleimaale gibt es, wie Sie sicherlich nicht wissen, das Neunauge, ein
Tier, das wie kein zweites für meine Fähigkeiten steht, gleichzeitig nach
vorne und hinten zu schauen und auch noch ein paar Augen offen zu haben für
das Geschehen über und unter mir.
Rummenigge (aufgebracht): Sag ich doch: ein verdammter Aal!
Beckenbauer: Freunde, jetzt macht mal halblang. Jetzt ist doch bald schon
Weihnachten. Schluss jetzt mit dem Schmarrn.
Zwanziger: Aal ist lecker, schön auf Toastbrot mit Rührei und ein Bierchen
dazu, mmm.
Blatter: Mein lieber Herr Rummenigge, wenn Sie hier so munter attackieren,
dann machen Sies doch gleich selbst!
Rummenigge: Ich muss sagen: Ich habe keine Lust, bei einem Verband Karriere
zu machen. Nicht mal bei der Fifa. Verbände sind mir einfach ein Stück weit
zu politisch, und ich will absolut nichts mit der Politik zu tun haben. Das
ist nicht mein Geschäft.
Beckenbauer: Bin auch völlig unpolitisch. Nicht links, nicht rechts, nicht
Mitte. Immer nur Lichtgestalt.
Zwanziger (versonnen): Aal, Helgoländer Art, durchwachsenen Speck in Würfel
schneiden, Butter zerlassen …
Rummenigge (mit Stentorstimme): Ich werde es nicht länger akzeptieren, dass
uns Menschen führen, die nicht ernsthaft und sauber arbeiten. Ich bin
bereit für eine Revolution, wenn das der einzige Weg ist, eine Lösung zu
finden.
Blatter: Sie wissen schon, Herr Rummenigge, wo Revoluzzer für gewöhnlich
landen: auf dem Schafott. Eine Revolution ist eh nur die erfolgreiche
Anstrengung, eine schlechte Regierung loszuwerden und eine schlechtere zu
errichten.
Rummenigge: Ihr Zynismus ist unerträglich, Herr Blatter.
Blatter (sardonisch grinsend): Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur
meine Erfahrungen, was allerdings so ungefähr auf dasselbe hinauskommt.
Zwanziger: Aal in Aspik mit Gewürzgurken, danach einen Wodka,
unwiderstehlich.
Beckenbauer: A Ruh jetzt. Ich war doch auch in der Fifa. Ich kenn doch den
Laden in- und auswendig. Und ich muss sagen: Kalle, da übertreibst du jetzt
aber schon. Mein Fifa-Motto war immer: Ich muss nicht wissen, wie es
funktioniert. Ich muss nur wissen, dass es funktioniert. Und die Fifa, die
hat immer funktioniert - wie geschmiert.
Rummenigge: Schmierig, schleimig, scheußlich.
Aus dem Lautsprecher erklingt eine Durchsage: "Herr Theo Zwanziger, letzter
Aufruf für den Lufthansa-Flug 1232 nach Zürich. Begeben Sie sich umgehend
an Gate 56."
Zwanziger: Aal auf Rösti, das wärs.
Blatter: Aal right, Theo.
16 Dec 2011
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