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# taz.de -- die wahrheit: Ein Adventskalender namens Maya
> Wenn es eine Sache gibt, die mich wirklich komplett kaltlässt, dann sind
> das Weltuntergänge. Ich bin nämlich ein Weltuntergangsüberlebender.
Wenn es eine Sache gibt, die mich wirklich komplett kaltlässt, dann sind
das Weltuntergänge. Ich bin nämlich ein Weltuntergangsüberlebender. Ein
Veteran des jüngsten Gerichts. Ein John Rambo der Apokalypse. Aber dazu
später.
Der zurzeit heißeste Scheiß im Weltuntergangsbusiness ist der
Maya-Kalender. Laut diesem soll die Welt am 21. 12. 2012 untergehen - also
in weniger als einem Jahr. Wenn das wahr wäre, hätte das immerhin den
Vorteil, dass man sich nächstes Jahr die Weihnachtsgeschenke sparen könnte.
Man könnte auch den Adventskalender in Maya-Kalender umbenennen und am 21.
gleich vier Türchen öffnen und dann schokoladensatt in den Tod gehen. Aber
davon abgesehen muss es tatsächlich Leute geben, die sich vor dieser
Ankündigung fürchten. Warum sonst existierte wohl eine Website wie
[1][www.21dezember2012.org]?
Dort werden übrigens neben dem Maya-Zappo-Datum auch noch andere klassische
Basta-Szenarien angeboten: Die Prophezeiungen der Hopi-Indianer, der
Bibel-Code und der gute alte Nostradamus, aber auch neue, bisher unbekannte
Bedrohungen, die einen finalen Schlussstrich bedeuten könnten. Ich sage
nur: "Gamma-Blitze", "Geoengineering" oder der Asteroid "Toutatis". Sehr
schön auch der Punkt "Sonstige Gefahren", unter die dann "Super-Vulkane",
"Bienensterben" und die "Nanotechnik" subsumiert werden.
Und meine absolute Lieblingsgefahr für 2012: der
Cern-Teilchenbeschleuniger. Ich zitiere: "Besorgte Wissenschaftler
befürchten, dass der Einsatz der neuen Protonenkanone am
Elementarteilchenlabor Cern die Erde vernichten könnte. Sie argumentieren
mit winzigen schwarzen Löchern, die entstehen können, wenn Protonen mit
hoher Geschwindigkeit aufeinander geschossen werden. Es besteht die Gefahr,
diese schwarzen Löcher nicht mehr kontrollieren zu können. Diese würden
alles in sich hineinsaugen." Na, wenn das mal kein schönes Ende für die
Welt wäre: Einfach in ein schwarzes Loch gesogen zu werden; ein kurzes
Schlürfen und alles ist vorbei.
Vor allem wäre mir diese wahllose Vernichtung erheblich sympathischer als
die Bestrafungsapokalypse, die ich überlebt habe. Für 1975 hatten die
Zeugen Jehovas nämlich "Harmagedon" angekündigt. Dumkaltlassenmerweise
hatte sich meine Mutter diesem Verein 1971 angeschlossen, was bedeutete,
dass mir circa vier Jahre bei jeder Lügerei, jedem Süßigkeitendiebstahl mit
der endgültigen Arschklatsche gedroht wurde. Auch selbst drohte ich mir.
Wenn ich zum Beispiel als Zehn-, Elfjähriger mit meinen Freunden darüber
diskutierte, ob man nun "Fotze" mit F oder Vogel-V schrieb, dachte ich
hinterher: Mist, auch das kommt aufs Konto. Die Folge war: Spätestens ab
dem 1. Januar 1975 schlotterten mir bei jeder Sünde die Knie ob meiner
täglich möglichen Vernichtung. Und dann kam der Jahreswechsel 1975/76 …
Also, liebe Apokalyptiker: Ich habe den Zorn Jehovas überlebt - und jetzt
kommt ihr mir mit den Mayas und dem Cern-Teilchenbeschleuniger? Lachhaft.
So, und jetzt gehe ich wieder sündigen.
28 Dec 2011
## LINKS
[1] http://www.21dezember2012.org
## AUTOREN
Hartmut El Kurdi
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