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# taz.de -- Angeblicher BKA-Test auf "DNS-Changer": Einhörner gegen Trojaner
> Eine behördliche Website fordert zum Selbsttest auf Trojaner auf. Wer die
> URL im Radio hört, landet leicht auf einem Fake-Site. Die Macher zeigen
> sich unbeeindruckt.
Bild: Es bleibt nicht bei einem Einhorn: gefakete Website.
BERLIN taz (aktualisiert: 16.19 Uhr) | Der Trojaner "DNS-Changer" ist
wieder in aller Munde, seit das BKA die Bundesbürger dazu aufruft, ihre
Rechner auf Befall zu prüfen. Auch das Radio sendet diese Appelle. Also
flugs den PC hochgefahren und wie gerade gehört [1]["www.dns-okay.de"]
eingetippt.
Wer das heute Morgen getan hat, konnte ein rosa Wunder erleben: Denn über
der seriös wirkenden Website von BKA, BSI und Telekom glitzert plötzlich
ein kleines rosa Einhorn mit großen blauen Augen.
Der Grund für diese Überraschung: Die originale Website hat in Wirklichkeit
die URL [2]["www.dns-ok.de"]. Humorvolle Zeitgenossen haben einfach die
offizielle Website kopiert und mit Fabelwesen versehen unter der leicht zu
verwechselnden URL publiziert.
Eigentlich sollte dieser Test der Sicherheitsbehörden einfach und
idiotensicher sein. Unter der richtigen Domain können User testen, ob die
DNS-Konfiguration ihrer Rechner in Ordnung ist. Erscheint eine Meldung auf
grünem Hintergrund, sind die Server-Einstellungen in Ordnung. Laut der
Telekom nutzten bis Donnerstagnachmittag fast acht Millionen Deutsche den
DNS-Selbsttest. Bei 7,4 Millionen Nutzern zeigte der Bildschirm einen
grünen Balken, bei gut 38.000 leuchtete ein roter Warnhinweis auf.
## Ok oder okay?
An die fehlende phonetische Differenz zwischen "Ok" und "Okay" hätte
eigentlich auch eine Einrichtung denken sollen, die sich Bundesamt für
Sicherheit in der Informationstechnik nennt. Was im ersten Moment amüsant
erscheint, ist eigentlich besorgniserregend: Das digitale Schlupfloch hätte
man auch anders nutzen können, z.B. für Phishing oder zum Platzieren einer
neuen Schadsoftware.
Das dilettantische Verhalten der Ämter sorgte bei Usern für Erheiterung und
Verwirrung zugleich. Bei Facebook freut sich ein Mitglied: "Geil,
Einhörner!" Eine andere Userin fragt hilfesuchend nach dem Grund der
farbenfrohen Fabeltiere, denn "irgendwie nimmt man den Test dadurch nicht
mehr ernst".
## "Keine Sicherheitslücke"
Beim Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik zeigte man sich wenig
beeindruckt von der Fake-Domain. Tim Griese, Pressereferent des BSI, sagte,
"von einer Sicherheitslücke ist nicht zu sprechen – es ist eine andere
Domain, die die Trittbrettfahrer genutzt haben". Die Telekom, die die
Website verwaltet, wisse jedoch davon und gehe der Sache nach.
Alexia Sailer, Pressesprecherin der Telekom, wies jegliche Verantwortung
des Unternehmens für die Fake-Site von sich. Da es sich um eine externe
Domain handele, könne man an den Inhalten nichts ändern. "Wir prüfen
jedoch, ob eine Markenrechtsverletzung vorliegt." Grund dafür: Auf der
Seite werden die offiziellen Logos der Telekom und der Bundesämter
verwendet.
Auch bei der Telekom gehe man nicht von einer Sicherheitslücke aus, bei den
Einhörnern und Regenbögen auf der "falschen" Website handele es sich nur um
einen iframe, ein reguläres HTML-Tool, mit dem Webseiten strukturiert
werden können.
## Trojaner aus den USA
##
Eine Schadsoftware hatte im vergangenen Jahr zahlreiche Rechner weltweit
mit einem Trojaner infiziert. Der so genannte "DNS-Changer" führt den
Browser auf falsche Server im Internet. Betroffene NutzerInnen, die zur
Online-Videothek Netflix oder Apples iTunes-Seite wollten, landeten auf
Angeboten, die die Online-Betrüger bestimmt hatten. Die
DNS-Changer-Software sorgte dafür, dass statt der echten die gefälschten
Server angesteuert wurden.
Das FBI hatte im November die Internetkriminellen ausgehoben und deren
Server durch solche ersetzt, die auch dann die richtigen Websites im
Internet anzeigen, wenn ein User mit einem infizierten Computer surft.
Da diese Server am 8. März abgeschaltet werden sollen, geht es nun darum,
die verbliebenen infizierten Computer von der Schadsoftware zu befreien.
Deshalb haben Bundeskriminalamt und das Bundesamt BSI den
Computer-Selbsttest eingerichtet.
12 Jan 2012
## LINKS
[1] http://www.dns-okay.de
[2] http://www.dns-ok.de/
## AUTOREN
S. Karaduman
K. Präkelt
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