# taz.de -- Bürgerrechte in Israel: Keine Einbürgerung trotz Ehe | |
> Palästinensern, die mit Israelis verheiratet sind, bleibt der Zuzug nach | |
> Israel verwehrt. So lautet ein neues Urteil des israelischen Obersten | |
> Gerichts. | |
Bild: Palästinenser, die mit Israelis verheiratet sind, haben weiter keine Cha… | |
JERUSALEM taz | Um die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten, reicht | |
es für einen Palästinenser oder eine Palästinenserin nicht aus, mit einem | |
Israeli verheiratet zu sein. Das entschied am Mittwoch Israels Oberstes | |
Gericht. | |
Geklagt hatte unter anderem der arabische Israeli Taysar Hatib. Er ist seit | |
sechs Jahren mit seiner Frau Lana verheiratet, die aus Dschenin stammt. Die | |
Richter entschieden gegen die von mehreren Menschenrechtsorganisationen | |
unterstützte Petition auf Einbürgerung Lana Hatibs. | |
Die unterschiedliche Rechtslage für Palästinenser und Juden bei der | |
Einbürgerung ist der Knackpunkt für oder wider den jüdischen Staat Israel. | |
Das Rückkehrrecht garantiert Juden die sofortige Einbürgerung, sobald sie | |
in Israel eintreffen. | |
Die Behörden drückten großzügig ein Auge zu, als aus den ehemaligen | |
Sowjetstaaten Anfang der 90er Jahre eine Million Menschen ins Land kamen, | |
von denen rund ein Drittel, statistischen Angaben zufolge, nicht jüdisch | |
ist. Nur bei den Palästinensern legen die Behörden andere Maßstäbe an. | |
"Sie reden von Sicherheit", schimpfte Taysar Hatib nach der | |
Urteilsverkündung. "Es soll mir einer erklären, wie meine Frau die | |
Sicherheit Israels gefährdet." Gegenüber der "Stimme Israels" machte er | |
seinem Unmut Luft. "Ich bin nicht Bürger zweiter Klasse. Ich bin gar kein | |
Bürger." Die arabische Bevölkerung gelte als Feind. "Ich habe kein | |
Vertrauen mehr in das Rechtssystem." | |
Von einem "schwarzen Tag für den Schutz der Menschenrechte" sprach auch die | |
israelische Bürgerrechtsbewegung ACRI. Das Gericht habe es versäumt | |
"angesichts der Tyrannei der parlamentarischen Mehrheiten grundsätzliche | |
Menschenrechte zu bewahren". | |
Der rechtsnationale Abgeordnete David Rotem (Israel Beteinu) findet das | |
Urteil angemessen. "Das Gesetz gab es zum Zeitpunkt der Eheschließung", | |
sagte er und riet der Familie Hatib, "nach Dschenin zu ziehen". Auf dem | |
Höhepunkt der Al-Aksa-Intifada hatte 2002 die Knesset (Parlament) über das | |
Gesetz als Notstandsmaßnahme entschieden. Es ist seither immer wieder | |
verlängert worden. | |
12 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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