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# taz.de -- Kolumne American Pie: Ehernes Gesetz
> Nicht zum ersten Mal zerbröseln die in der regulären Saison überragenden
> Offensiv-Reihen in den NFL-Playoffs an den besten
> Verteidigungsformationen.
Bild: Baltimore stellt traditionell eine rabiate Verteidigung.
Torrey Smith sprach eine große Wahrheit gelassen aus. "Ich glaube, ich bin
auf der sicheren Seite, wenn ich behaupte, dass wir Punkte erzielen müssen,
um das Spiel gewinnen zu können", meinte der Profi von den Baltimore
Ravens. Ein Allgemeinplatz, könnte man meinen, aber einer, der vor dem
NFL-Halbfinale am Sonntag gegen die New England Patriots eine unerwartete
Aktualität gewonnen hat.
Denn in den bisherigen Playoffs haben sich vor allem defensivstarke
Mannschaften durchgesetzt. Völlig normal, könnte man meinen. Denn wenn's
ans Eingemachte geht, also um den Titel, gilt sie eben doch noch, die
eherne Weisheit des nordamerikanischen Sports: "Offense wins games, but
defense wins championships." Die Redensart hat keinen historisch verbürgten
Urheber, dafür aber eine eherne Kraft wie das Herberger'sche Diktum vom
Ball, der rund ist.
Doch wie Wissenschaftler festgestellt haben, dass der Ball mitnichten
vollkommen rund ist, wird auch der Spruch von der Offensive, die einzelne
Spiele gewinnt, und der Verteidigung, mit der man die Titel einfährt, immer
mal wieder widerlegt. Im vergangenen Jahr gewannen die Green Bay Packers
die Super Bowl mit einem überragenden Angriff um Quarterback Aaron Rodgers
und einer mittelmäßigen Verteidigung.
In diesem Jahr aber scheiterten die Packers an der Titelverteidigung - und
an dem bislang noch nicht vollbrachten Kunststück, mit der statistisch
besten Offense und der schlechtesten Defense das Endspiel zu erreichen. Die
20:37-Pleite gegen die New York Giants am Sonntag war ernüchternd.
## Opfer alter Weisheit
Doch die Packers waren nicht das einzige Opfer der alten Weisheit: Auch die
New Orleans Saints schieden aus, deren Quarterback Drew Brees in der
regulären Saison alle verfügbaren Pass-Rekorde gebrochen hatte. Eine Woche
davor waren die Detroit Lions und ihr junger, wurfgewaltiger Quarterback
Matthew Stafford gescheitert. Aber so groß wie in diesem Jahr war die
Diskrepanz zwischen offensivem Feuerwerk in der normalen Saison und
sportlichem Misserfolg in den Playoffs wohl noch nie. Drei Quarterbacks,
Drew, Stafford und Tom Brady von den Patriots, erwarfen in dieser Spielzeit
mehr als 5.000 Yards.
Das war in der 92-jährigen Geschichte der NFL zuvor nur zwei Spielern
gelungen, Brees im Jahr 2008 und Dan Marino 1984. Anderen
Ausnahmespielmachern wie Joe Montana, Steve Young, Jim Kelly oder Peyton
Manning, dem überragenden Quarterback des vergangenen Jahrzehnts, blieb es
verwehrt, diese Schallmauer zu knacken.
Peytons kleiner Bruder Eli schrammte in der regulären Saison mit 4.933
Yards zwar nur knapp an der ominösen Marke vorbei, aber seine New York
Giants leben eher von ihrer Verteidigung. Am Sonntag könnte es deshalb in
San Francisco zu einer punktarmen Begegnung kommen, denn dort wartet die
Verteidigung der 49ers, die zweitbeste der Liga, auf die Giants.
Gefürchteter ist momentan nur noch die Defense der Ravens. Baltimore, das
am Sonntag gegen Tom Bradys notorisch offensive Patriots antreten muss,
stellt traditionell eine rabiate Verteidigung. Aushängeschild des Teams ist
Ray Lewis, der im Jahr 2000 wegen Mordes angeklagt, aber freigesprochen
wurde und nur ein Jahr später zum herausragenden Akteur der Super Bowl
gewählt wurde. Eine Ehre, auf die Verteidigungsspezialisten ähnliche
Chancen haben wie die, vom Blitz getroffen zu werden.
Auch Torrey Smith weiß, was er an Lewis und dessen Kollegen von der
Defensivabteilung hat: "Wir glauben an unsere Defense, sie ist der Fels,
auf dem diese Mannschaft ruht." Aber wenn die Ravens die Super Bowl
erreichen und die alte Weisheit wieder mal wahr werden lassen wollen, dann
werden Wide Reveiver Smith und der Rest der Offense ein paar Punkte
erzielen müssen.
18 Jan 2012
## AUTOREN
Thomas Winkler
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