# taz.de -- Niedersächsischer Landtag: In Sachen Wulff überaus diskret | |
> In seiner Heimat lässt die Landesregierung viele Anfragen zur Affäre von | |
> Bundespräsident Wulff unbeantwortet. Die Opposition nennt die Auskünfte | |
> einen Witz. | |
Bild: Handelte aus Sicht der schwarz-gelben Landesregierung untadelig: Minister… | |
HANNOVER taz | Niedersachsens Opposition wirft der schwarz-gelben | |
Landesregierung Behinderung bei der Aufklärung der Affäre um | |
Bundespräsident Christian Wulff (CDU) vor. | |
Am Mittwoch diskutierten die Parlamentarier in Hannover erstmals über | |
Hauskredite, Gratisurlaube und Umternehmerfreunde des ehemaligen | |
Ministerpräsidenten. Absolution hatte die Landesregierung Wulff jedoch | |
bereits am Dienstag in Antworten auf Anfragen von Grünen und SPD erteilt. | |
Viele der 117 Fragen lässt sie mit Verweis auf die Privatsphäre des | |
Staatsoberhaupts, Bank- oder Steuergeheimnis offen - und wo sie antwortet, | |
weist sie die Kritik an Wulff zurück. Der zinsgünstige | |
500.000-Euro-Privatkredit einer befreundeten Unternehmersgattin etwa war | |
aus Sicht von Schwarz-Gelb ein "reines Privatgeschäft" und kein Verstoß | |
gegen das niedersächsische Ministergesetz. Das verbietet es, "Geschenke in | |
Bezug auf ihr Amt" anzunehmen. | |
Auch dass Wulff den Kredit 2010 im Parlament verschwiegen hat - der | |
ursprüngliche Auslöser der Affäre, für den sich Wulff inzwischen öffentlich | |
entschuldigt hat -, sei "juristisch und der Sache nach korrekt". | |
SPD-Fraktionschef Stefan Schostok nannte die Auskünfte "einen Witz". "Sie | |
wollen Wulff nicht schaden, aber auch den Eindruck erwecken, dass sie um | |
Aufklärung bemüht sind", warf er Ministerpräsident David McAllister (CDU) | |
vor. Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel widersprach der Regierung: Die | |
"Kardinalfrage" - ob Wulff Gesetze gebrochen hat - sei aus seiner Sicht | |
"mit Ja" zu beantworten. | |
Einen Verstoß gegen das Ministergesetz juristisch auch noch vom | |
Niedersächsischen Staatsgerichtshof prüfen zu lassen, wird für die | |
Opposition allerdings schwierig: Die Überwachung des Gesetzes liegt bei der | |
Staatskanzlei, Verstöße kann das Parlament nur mit einer | |
Zweidrittelmehrheit anklagen. Die nötige Unterstützung wird die | |
CDU-Fraktion kaum leisten: Dort sieht man keinen Anlass, Wulff anzuklagen. | |
Zudem ist laut Landtagsjuristen umstritten, ob eine Anklage ehemaliger | |
Regierungsmitglieder nach dem Ministergesetz überhaupt zulässig ist. | |
Die Opposition will zunächst am parlamentarischen Weg festhalten: Am | |
Freitag berät der Landtag einen Antrag der Linken für einen | |
Untersuchungsausschuss, die SPD hat einen Missbilligungsantrag wegen | |
Falschaussagen im Parlament gestellt. | |
18 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
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