# taz.de -- Uni Bremen gegen Rüstungsforschung: Zivilklausel bleibt - OHB kommt | |
> Der Akademische Senat der Uni Bremen bestätigte am Mittwoch seine | |
> Friedensliebe. Der Bundeswehr-Zulieferer OHB kann und will dennoch | |
> stiften. | |
Bild: Rund 100 Studierende demonstrierten für die Zivilklausel, dabei war auch… | |
Dem "Frieden und zivilen Zwecken" soll die Universität Bremen weiterhin | |
verpflichtet sein. Dies wird nun auch in ihre Leitziele aufgenommen. Am | |
Mittwoch bestätigte der Akademische Senat (AS) mit großer Mehrheit die | |
Gültigkeit der "Zivilklausel", wie er sie 1986 formuliert hatte. 18 | |
AS-Mitglieder stimmten dafür, drei einhielten sich. Nur der | |
Studierenden-Vertreter des CDU-nahen RCDS stimmte dagegen. Das Ergebnis ist | |
damit eindeutiger, als die 17:11-Stimmen, mit denen die Zivilklausel einst | |
beschlossen wurde. | |
Vielleicht deshalb, weil trotz des Beschlusses die umstrittene | |
Stiftungsprofessur der Satelliten-Firma OHB nicht vom Tisch ist. Vor der | |
Abstimmung verkündete Uni-Rektor Wilfried Müller: OHB wolle dem | |
Akademischen Senat alle Freiheit lassen und die Professur unabhängig vom | |
Ergebnis der Debatte finanzieren. | |
In einem Interview im Juni hatte der OHB Vorstands-Vorsitzende Marco Fuchs | |
dies noch anders dargestellt: "Entweder die Uni ändert ihre Zivilklausel, | |
oder wir lassen die Professur sein", war der Satz, der die Diskussion erst | |
so richtig in Gang brachte. | |
"Der Kontext der Militärpolitik hat sich grundsätzlich verändert", leitete | |
Müller nun die AS-Debatte ein und erntete schon mit dieser Andeutung | |
Protestpfiffe. Denn über 100 Studierende waren mit Transparenten, Trommeln | |
und Trillerpfeifen in den Sitzungsraum eingezogen. Dessen Wände waren von | |
FriedensaktivistInnen dekoriert worden: "Kriegsforschung ist mordsleicht: | |
Hirn aus, abnicken" stand dort in rosa. Ähnliche Parolen waren auf dem | |
ganzen Campus versprüht worden. Wesentlich weniger kontrovers war dann | |
jedoch die Debatte: KeineR der ProfessorInnen sprach sich für die | |
Abschaffung der Klausel aus. Im Gegenteil: Der Informatiker Ralf Streibl | |
nannte sie "ein Merkmal der Universität, das man auch nach außen tragen | |
kann." Der Physiker Jens Falta legte vertretend für die Fachbereichs-Dekane | |
einen Vorschlag zur Abstimmung vor. Darin allerdings war noch von einer | |
Forschung für "friedliche Zwecke" die Rede. Studierenden-Vertreter Sören | |
Böhrnsen protestierte: Rüstungsforschung sei dadurch nicht ausgeschlossen, | |
Militäreinsätze würden oft als Friedenseinsätze verstanden. Sie einigten | |
sich auf die weitergehenden Variante: "Die Uni fühlt sich dem Frieden und | |
zivilen Zwecken verpflichtet", soll nun auch in den Leitzielen die Richtung | |
für akademischen Entscheidungen vorgeben. | |
Dies aber ist nur ein moralischer Appell, kein Gesetz. Der Streit, ob OHB | |
eine Professur stiften darf ist damit noch nicht beigelegt. Für | |
Asta-Vertreter Sören Böhrnsen ist OHB ein Rüstungsunternehmen, weil dessen | |
Satelliten von der Bundeswehr und zur Grenzsicherung Europas militärisch | |
genutzt werden. Er sagt deshalb: "Das Geld von OHB steht gegen die | |
Zivilklausel." | |
Für Uni-Rektor Wilfried Müller hingegen hat die gestrige Entscheidung zur | |
Zivilklausel keine Konsequenzen für die Stiftungsprofessur: "Es geht um | |
reine Grundlagenforschung im tiefen Weltall, letztlich um | |
Gravitations-Physik." Über die AS-Entscheidung zeigte er sich zufrieden: | |
"Es ist das, was ich mir gewünscht habe." | |
25 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |