# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
> Der Verfassungsschutz muss Horst Seehofer beobachten und eine neue | |
> Strategie gegen Angela Merkel finden, | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Die geistigen Oberhäupter der Marktwirtschaftssekte | |
treffen sich zum Konklave in Zürich. | |
Was wird besser in dieser? | |
Zaun drum rum? | |
Zwei Untersuchungsausschüsse sollen sich nun mit der NSU-Mordserie befassen | |
und damit auch mit dem Versagen von Behörden. Die Bürokratie hat versagt - | |
mehr Bürokratie wagen? | |
Ich gönne den Arschlöchern nicht mal die Ehre, den Ausschuss nach ihrer | |
Selbststilisierung zu nennen, "Zwickauer Mörderbande - Ausschuss" tut es | |
auch. Pointe: Mit Petra Pau untersucht nun die Vizepräsidentin des | |
Bundestages die Machenschaften des Verfassungsschutzes - der sie selbst | |
ausspioniert hat. Bis heute durfte sie ihre Akten nicht ungeschwärzt | |
einsehen - na ja, die des Westdienstes, ihre Stasiakte darf sie sehen. Die | |
Zielsetzung des Ausschusses - "eine unerhörte Pannenserie" - greift zu | |
kurz, denn hier scheint mögliche Absicht und Gesinnungsnähe von vornherein | |
nicht Untersuchungsgegenstand. Schließlich: Die beiden Ausschüsse können | |
prima um Zeugen rangeln, und da Linke und Grüne nur eingeschränkte Rechte | |
bekamen, bin ich mal gespannt ob zum Beispiel die SPD Otto Schily vorlädt. | |
Bedenklich: Die CSU hat den Antrag gemeinsam mit der Linkspartei | |
unterstützt. Der Verfassungsschutz muss besser auf Seehofer aufpassen. | |
Facebook will mit seiner neuen "Chronik" die gesamte Vergangenheit seiner | |
Nutzer in dem sozialen Netzwerk darstellen. Ein paar Datenschützer warnen | |
natürlich - aber wo bleibt der öffentliche Aufschrei? | |
Google gibt gerade bekannt, sich künftig zu merken, mit wem ich welche | |
Informationen teile, und Twitter macht sich diktaturkompatibel: Es | |
zensiert, wer wo was schreibt. Man weiß ja gar nicht mehr, wo man zuerst | |
demonstrieren soll. Alle drei Dienste definieren den aktiven User zum | |
passiven Ge-used-en um, man meldet sich freiwillig zur Verwurstung als | |
mögliche Handelsware Datensatz an. Ich twittere nicht, bin nicht bei | |
Facebok und nutze Google-Mail nicht mehr. Fühlt sich aber nach Etappensieg | |
gegen Windmühlen an. | |
Die Zuschauer schwinden, die Kritiker waren gnadenlos - warum versendet | |
sich Gottschalk freiwillig im ARD-Vorabendprogramm? | |
Bis in die 90er präsentierte die ARD in diesem Slot ihre regionalen, | |
tagesaktuellen journalistischen Magazine. Manche durchaus erfolgreich. Um | |
jedoch ein "besseres Werbeumfeld" zu schaffen, wurde die | |
18-bis-20-Uhr-Strecke vereinheitlicht, und es folgten Seifenopern, | |
Seichtkrimis und Shows. Damit gelang es souverän, die Quoten zu ruinieren. | |
Und nun also hat jemand eine ganz innovative, rettende Idee: eine | |
tagesaktuelles, journalistisches Magazin. Überraschung. In der bisherigen | |
Gottschalkschen Art ist das erhaben belanglos - was den Ansatz jedoch nicht | |
desavouiert. Als "schlechteres RTL" ist die ARD eh schon gescheitert. | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) rechtfertigte die Überwachung von | |
Abgeordneten der Linken auch damit, es würden "Jubel- und Liebesbriefe an | |
Diktatoren" geschrieben … | |
"Wir haben mit China in den vergangenen Jahren vieles erreicht", bejubelt | |
Angela Merkel ihr bevorstehendes Treffen mit den Spitzenbonzen der größten | |
kommunistischen Diktatur der Welt. Sie fährt diese Woche schon zum fünften | |
Mal nach China und beehrt Präsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen | |
Jiabao. Dies, so Merkel, sei "ein neuer Schritt zu einer engeren | |
Zusammenarbeit". So geht Diktatorenschleimen, und nicht olle Textbausteine | |
an sieche Kubaner faxen, wie es die Skrupelmännchen von der Linkspartei | |
tun. Bei Merkel hat Friedrich halt Probleme, weil er nicht weiß, ob er sie | |
wegen Rechts-, Links- oder Merkelradikalismus überwachen lassen soll. Wegen | |
dieses Zauderns sollte Friedrich vom Verfassungsschutz überwacht werden, | |
wir können in dem Job nur echte Vollparanoiker gebrauchen. | |
Marina Weisband, Geschäftsführerin der Piraten, zieht sich aus der Politik | |
zurück. Sie sagte, das Ziel ihrer Partei müsse sein, sich selbst | |
überflüssig zu machen. Geschafft? | |
Ich finde es klasse, dass die Frau noch so weit mit sich selbst im Gespräch | |
ist, zu merken: Du hörst auf, du zu sein, wenn du anfängst, Politikerin zu | |
sein. Ich lese es als einen Hinweis, dass Parteipolitik keine Hemisphäre | |
mehr ist, in der Menschen sich authentisch bewegen können. | |
Und was machen die Borussen? | |
Shinji, Kagawa. Ganz einfach, so wie Moser, Toni und Maier, Sepp. Unser | |
Zentrum für Hochbegabtenförderung, volkstümlich Südtribüne genannt, weiß | |
das. Und der Rest lernt jetzt langsam Japanisch. FRAGEN: AKL | |
29 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Friedrich Küppersbusch | |
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