# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: THE BIG G versteht zu siezen | |
> Gottschalk, Zeigler und andere Journalisten des Jahres. | |
Hallo, taz-Medienredaktion, jetzt weiß ich, wie sich die Eltern von Kate | |
Middelton gefühlt haben müssen, als ihre Tochter Prinz William mit nach | |
Hause brachte und die Nachbarn fragten: "Und, wie war er?" | |
So fühle ich mich, nachdem ich den Abend an der Seite von Herrn Gottschalk | |
verbringen durfte. Zur Erinnerung: Montag war in Berlin die große | |
"Journalisten des Jahres"-Sause vom Medium Magazin. Auf Platz eins in der | |
Abteilung "Unterhaltungsjournalist" hatte sich Thomas Gottschalk platzieren | |
können, auch "THE BIG G" genannt. Und netterweise hatte man mir, der | |
Zweitplatzierten, den Teller neben dem seinen aufgestellt. | |
Ach, was war das für ein Abend! Wann zuletzt war ein Mann so charmant und | |
zugewandt mir gegenüber gewesen?! Er hat mir seinen Stift geschenkt – das | |
Schreibutensil mit herausdrehbarer Feder bekamen nur die Erstplatzierten. | |
THE BIG G, der im wahren Leben doch zu siezen versteht, hat keine Sekunde | |
gezögert, seine Trophäe an mich abzutreten. Ein wahrer Gentleman! | |
Hätte es im Saal eine Pfütze gegeben, er hätte seinen Mantel darauf gelegt! | |
Und so gut sieht er aus! Ich war ganz angetan von seinem Gesicht, das viel | |
feinere Züge hat, als das Fernsehen einen glauben lässt. Dann zeigte er mir | |
noch seine SMS, also eine, deren Inhalt kundzutun einen | |
Vertrauensmissbrauch darstellen würde, dessen ich mich nicht schuldig | |
machen möchte. | |
Also ganz anders als Peter-Matthias Gaede, THE BIG G OF Gruner & Jahr, der | |
voller Inbrunst ausrief: "Frau Burmester, Sie blöde Kuh!" Was sich nicht | |
gehört. Wobei ich zugegebenermaßen auch nicht sehr nett gewesen war. Ich | |
hatte einen kleinen Käseteller für die Menschen bereitet, mit denen ich | |
mich zum Schnapstrinken zusammengetan hatte, und als seine großen | |
Geo-Finger nach dem Käse griffen, zog ich schnell den Teller weg und sagte: | |
"Sie nicht!" Das war vor dem Schnaps. | |
Ansonsten gibt es noch den Krawattenjournalisten des Jahres zu erwähnen: | |
Arnd Zeigler, der Fußball-Heini, der eine so unglaublich schöne | |
schwarz-weiße Krawatte um den Hals gebunden hatte, dass ich mich ihm fast | |
an den selbigen geworfen hätte, wäre mein Herz nicht bereits an Gottschalk | |
hängen geblieben. Es war also ein ziemlich prima Abend, der seinen Ausgang | |
im Adlon fand, wo man eben nachts um 2 Uhr so hingeht in Berlin, nach einer | |
tollen Sause, wenn ein Spiegel-Kollege zahlt. | |
Hier allerdings musste ich den Nachwuchs etwas zurechtstutzen, eines dieser | |
beiden Twitter-Bübchen vom ZDF, der meinte, der sehr sympathische Daniel | |
Fiene von Was mit Medien solle doch so eine Sonst-was-Auswertung machen und | |
dem ZDF zur Verfügung stellen. Da musste ich den 24-jährige Bengel kurz | |
fragen, was für ein Arsch er eigentlich sei, sich wie ein 60-jähriger | |
Sender-Blödmann aufzuführen, anstatt Fiene einen gut dotierten Auftrag für | |
ebendiese Erhebung zu besorgen. Dass das ZDF 75 Millionen Euro beim | |
Personal sparen will, muss ja nicht der Fiene ausbaden. | |
Was mich zu Elmar Theveßen führt, dem Terrorismusexperten des | |
Schlafsenders. Der hat "zermürbenden Defätismus" beim ZDF ausgemacht, und | |
da wissen wir: Hier droht Gefahr! Es kann sich nur noch um Tage handeln, | |
bis erste Islamisten versuchen werden, aus der Unzufriedenheit Kapital zu | |
schlagen und Redakteure für Selbstmordanschläge auf dem Lerchenberg zu | |
rekrutieren. Die ersten sind sicherlich die vom Frühstücksfernsehen. Die | |
werden froh sein, wenn das mal ein Ende hat. Gespannt auf neue Nachrichten | |
aus dem Hause Theveßen gebe ich zurück nach Berlin! | |
31 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Silke Burmester | |
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