# taz.de -- Abgeordnete unter Beobachtung: Linke will Stigma loswerden | |
> Die Linksfraktion im niedersächsischen Landtag möchte nicht mehr durch | |
> den Verfassungsschutz überwacht werden. Offener Brief an den | |
> Ministerpräsidenten. | |
Bild: Beobachtet mit geheimdienstlichen Mitteln die Linkspartei: der niedersäc… | |
HANNOVER taz | In Hannover fordert die Vorsitzende der Linksfraktion im | |
Landtag, Kreszentia Flauger, in einem offenen Brief an Ministerpräsident | |
David McAllister und Landtagspräsident Hermann Dinkla (beide CDU) das Ende | |
der Überwachung der Partei durch den niedersächsischen Verfassungsschutz. | |
"Die Überwachung ist durch nichts zu rechtfertigen", heißt es darin. Der | |
Kalte Krieg sei längst beendet, die Linke eine demokratische Partei. | |
Seit seinem Amtsantritt 2003 lässt Innenminister Uwe Schünemann (CDU) die | |
Linkspartei in Niedersachsen überwachen. Acht der zehn Landtagsabgeordneten | |
stehen derzeit im Fokus. Vergangene Woche gab Verfassungsschutzpräsident | |
Hans-Werner Wargel bekannt, dass dabei nicht nur öffentlich zugängliche | |
Quellen wie Zeitungsartikel ausgewertet werden, sondern auch | |
geheimdienstliche Mittel eingesetzt werden. Dazu zählen etwa Observationen, | |
V-Leute, das Öffnen von Post oder das Abhören von Telefonaten. Flauger | |
spricht von einem "tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der | |
Betroffenen". | |
McAllister und Dinkla müssten "in ihren Ämtern das Mögliche" tun, um die | |
Überwachung einzustellen. Die Abgeordneten seien in der Ausübung ihres | |
Mandats eingeschränkt, wenn sie im Kontakt untereinander und mit | |
BürgerInnen keine Vertraulichkeit zusichern können. Flauger sieht die | |
Überwachung zudem als rein politische Entscheidung - die davon abhalten | |
solle, "sich bei anstehenden Wahlen für die Linke zu entscheiden". Auch die | |
Landtagsgrünen äußern sich kritisch: Sie sehen im Einsatz | |
geheimdienstlicher Mittel eine "neue Dimension", die Beobachtung sei | |
"vollkommen unverhältnismäßig". | |
Weil er sein Hausrecht als Hausherr über Landtag und Abgeordnetenbüros | |
betroffen sieht, kündigte Landtagspräsident Dinkla an, bei Innenminister | |
Schünemann eine Stellungnahme über das Ausmaß der Überwachung anzufordern. | |
Der rechtfertigt sich mit "zahlreichen Anhaltspunkten" für | |
verfassungsfeindliche Bestrebungen innerhalb der Linkspartei. Sein | |
Verfassungsschutz halte sich "strikt" an die rechtlichen Vorgaben, erklärt | |
Schünemann. Und versichert, die Linken-Abgeordneten würden weder bei der | |
Ausübung ihres Mandats noch bei Telefonaten überwacht. | |
3 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
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