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# taz.de -- FPÖ besucht Tschetschenien: Persilschein von rechts
> Die FPÖ bescheinigt dem tschetschenischen Kadyrow-Regime eine gute
> Politik. Flüchtlinge aus der Region werden damit zu Betrügern gestempelt.
Bild: Dürfte zufrieden sein mit dem Besuch aus Österreich: Tschetscheniens Pr…
WIEN taz | Österreichs rechte FPÖ neigt zu eigenartigen Allianzen. Nach
einem überraschenden Besuch in Tschetschenien zu Wochenbeginn erklärten
zwei hochrangige FPÖ-Politiker, in Grosny sei alles bestens. Es gebe keinen
Anlass für Flüchtlinge, ihrer Heimat fernzubleiben.
Wiens FPÖ-Chef Johann Gudenus und Johannes Hübner, außenpolitischer
Sprecher seiner Partei im Nationalrat, wurden von Präsident Ramsan Kadyrow
empfangen und durch Tschetscheniens Hauptstadt geführt.
Hübner wird auf einer tschetschenischen Nachrichtenseite mit den Worten
zitiert: "Es gibt keine Anzeichen von Krieg oder Diskriminierung aus
nationalen, religiösen oder ethnischen Gründen. Wir sind überzeugt, dass
die Führung der Region auf soziale Probleme besondere Aufmerksamkeit
richtet. Deshalb würden wir uns über eine Kooperation mit Tschetschenien
freuen." In Wien sagte Hübner, dass die Lage in Tschetschenien schlimm sei,
"hält einer Untersuchung vor Ort nicht stand".
Gudenus sah sich von Kadyrow bestätigt, dass die rund 25.000
tschetschenischen Flüchtlinge in Österreich "fast ausschließlich
Asylbetrüger und Wirtschaftsflüchtlinge" seien. Kadyrow hoffe, "dass sich
viele Tschetschenen entschließen, aus der sozialen Hängematte in Österreich
aufzustehen und mitanzupacken. Kadyrow würde jedem Rückkehrer sogar eine
Wohnung zur Verfügung stellen."
## "Was dort herrscht, ist Friedhofsruhe"
Amnesty International (AI) findet diese Aussagen skandalös. Österreichs
AI-Generalsekretär Heinz Patzelt sagte, wer in den vergangenen Jahren nicht
rechtzeitig flüchten konnte, sei ermordet worden: "Wir sehen jeden Tag aufs
Neue, dass Präsident Kadyrow und seine Mannen jede Art von Aufarbeitung der
Geschichte in Tschetschenien brutal unterbinden." Tschetschenien sei zwar
ruhiger geworden, "aber was dort herrscht, ist Friedhofsruhe", so Patzelt.
Der grüne Abgeordnete Peter Pilz will den Außenpolitischen Ausschuss des
Nationalrats einberufen. Schließlich sei Kadyrow der erste Mann in der
Befehlskette, die vor drei Jahren den Exiltschetschenen Umar Israilow in
Wien habe ermorden lassen. Auch den zweiten Mann dieser Kette, Premier
Magomed Daudow, habe die FPÖ-Delegation getroffen.
Was die beiden bewogen habe, eine Einladung des tschetschenischen
Parlaments anzunehmen und dem Kadyrow-Regime einen Persilschein
auszustellen, wisse er nicht. Aber: "Besuche von FPÖ-Leuten bei Saddam und
Gaddafi wurden mit Geld abgegolten. Wir untersuchen Hinweise, dass auch
hier Geld geflossen ist." Es sei damit zu rechnen, dass die FPÖ im nächsten
Wahlkampf die tschetschenischen Flüchtlinge thematisiere. Die FPÖ sei "in
der EU die einzige Partei, die sich mit den übelsten Regimes verbrüdert".
10 Feb 2012
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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