# taz.de -- Die Wahrheit: DER HOMOSEXUELLE MANN | |
> … darf auch mal stolz sein, denn es ist so weit: Immer mehr schwule | |
> Männer werden öffentlich geehrt für ihr schwulenpolitisches Engagement. | |
> Entsprechend ... | |
… darf auch mal stolz sein, denn es ist so weit: Immer mehr schwule Männer | |
werden öffentlich geehrt für ihr schwulenpolitisches Engagement. | |
Entsprechend erfreut von dieser längst überfälligen Zeiterscheinung äußerte | |
sich Berlins Staatssekretär für Kultur, André Schmitz, bei seiner Rede zur | |
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Albert Eckert, einen der | |
Initiatoren des Homo-Mahnmals im Berliner Tiergarten. "Und nicht nur das", | |
sagte Schmitz weiter: "Schön ist es ebenso, dass diese Auszeichnungen auch | |
angenommen werden." | |
So wie von Wieland Speck, der Mann, der seit vielen Jahren für die | |
schwulenpolitisch wichtigen Filme auf der Berlinale sorgt. Auch er konnte | |
kürzlich das Bundesverdienstkreuz entgegennehmen, weil er sich Verdienste | |
erworben habe um den schwulen Film, wie es Klaus Wowereit in seiner | |
Laudatio formulierte. | |
Cineastische Ehrungen für schwule Helden und Ikonen gibt es auch auf der | |
diesjährigen Berlinale zu sehen. So wie der Film "Call me Kuchu", die | |
Erinnerung an den ermordeten Schwulenaktivisten David Kato aus Uganda. Wie | |
"Vito", das filmische Denkmal für Vito Russo, New Yorker Filmhistoriker und | |
unbeirrbarer Schwulen- und Aids-Aktivist. Wie "König des Comics", Rosa von | |
Praunheims Porträt des Lieblings aller Schwulen, des Comiczeichners Ralf | |
König. Und natürlich "Detlef" der beiden jungen Filmemacher Stefan | |
Westerwelle und Jan Rothstein. | |
Dieser Film hat heute Abend Premiere in der Sektion Panorama und erzählt | |
die Geschichte von Detlef Stoffel, einem der wichtigsten Schwulenbewegten | |
der siebziger Jahre. Stoffel wurde 60 im vergangenen Jahr, just 40 Jahre | |
nach Beginn der Bewegung, der der einstige Soziologiestudent aus Bielefeld | |
seinen Stempel aufdrückte. Wie kam es, dass einer aus tiefster | |
bundesrepublikanischer Provinz, aus Bielefeld, eine große Nummer werden | |
konnte in einer Bewegung, die ansonsten nur von ihren Impulsen aus den | |
Metropolen Berlin, Frankfurt und Hamburg profitierte? Und wie lebt so einer | |
heute? Was ist geworden aus dem radikalen Impetus von einst? Dem | |
unbedingten Wunsch nach einem ganz anderen schwulen Leben? | |
Mit viel Dokumentarmaterial, den Erinnerungen prominenter Weggefährten wie | |
Gustav Peter Wöhler, Corny Littmann und Lilo Wanders und dem unbarmherzigen | |
Blick auf das heutige Leben Stoffels, entsteht das Bild eines Mannes, der | |
gescheitert ist wie die meisten seiner Generation und sich dennoch treu | |
bleibt bis heute. Stoffel lebt immer noch in Bielefeld, unter einem Dach | |
mit seiner 91-jährigen pflegebedürftigen Mutter, zwischen Arztterminen, | |
Gay-Romeo-Dates und einsamen Fahrradtouren durch die Stadt. Der Rest ist | |
Erinnerung, akribisch sortiert und aufbewahrt in Kisten, die im Keller | |
lagern. | |
Das macht unglücklich und depressiv, und trotzdem ist immer noch die Wut da | |
und der unbeugsame Wille, sich nicht einkasteln zu lassen in ein | |
bürgerliches Schwulenleben mit Trauschein und Konsumidylle. "Detlef" zeigt | |
all dies erstaunlich souverän und kompetent - ein beunruhigender, ein | |
schöner Film. | |
14 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Elmar Kraushaar | |
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