# taz.de -- Sparen in Lübeck: Saxes Streichliste | |
> Um Sonderhilfen aus dem Konsolidierungsfonds zu bekommen, hat Lübecks | |
> Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) den Rotstift angesetzt und eine Sparliste | |
> vorgelegt. Die Reaktionen darauf sind eher zurückhaltend. | |
Bild: Muss vielleicht bald mit zehn Prozent weniger an Zuschüssen klarkommen: … | |
HAMBURG taz | Die Zuschüsse für ein Frauenhaus will er streichen, die | |
städtische Zentraldruckerei schließen, die Theaterzuschüsse um zehn Prozent | |
kürzen: Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) hat dem Finanzausschuss der | |
Bürgerschaft am Mittwochabend eine Sparliste vorgelegt. Sie sieht auch neue | |
Einnahmen vor: Eine Bettensteuer soll eingeführt und Anteile an der | |
Hafengesellschaft verkauft werden. Mindestens 3,5 Millionen Euro soll das | |
im laufenden Jahr bringen. Und das ist noch nicht genug: Denn um Hilfen vom | |
Land zu bekommen, muss die Stadt fast 4,9 Millionen Euro sparen. Es ist | |
wahrlich nicht das erste Kürzungspapier, doch auf den grünen Zweig kam die | |
Stadt mit ihren bisherigen Bemühungen nicht. | |
Lübeck ist hochverschuldet: mehr als 1,3 Milliarden Euro Schulden hat die | |
Stadt bisher angehäuft. Für das Jahr 2012 plant die Verwaltung mit neuen | |
Krediten in der Höhe von 78,9 Millionen Euro. Politiker wie Spyridon | |
Aslanidis (Grüne) vergleichen die Finanzlage von Lübeck mit der von | |
Griechenland. Die Gründe sind so ähnlich wie in vielen anderen Gemeinden: | |
Schließende Betriebe, Verlust von Arbeitsplätzen, Beschlüsse auf Bundes- | |
und Landesebene, die mehr Aufgaben und weniger Geld für die Stadt bedeuten | |
- und teure Fehlentscheidungen der Kommunalpolitik. | |
Lübeck ist in Schleswig-Holstein mit seinem Schuldenproblem nicht alleine, | |
auch wenn die Ostseestadt das krasseste Beispiel im Land ist. Auch | |
Flensburg, Kiel oder Neumünster haben massive Probleme. | |
Ein Weg aus der Verschuldung der Kommunen soll jetzt ein Sonderprogramm des | |
Landes führen - das Kieler Parlament hat ein entsprechendes Gesetz im | |
Dezember verabschiedet. Die besonders verschuldeten Kommunen sollen | |
Sonderhilfen aus dem Konsolidierungsfonds bekommen, aber nur wenn sie sich | |
recht harten Sparauflagen unterwerfen. Die errechnen sich aus dem | |
Haushaltsdefizit der vergangenen Jahre. Für Lübeck würde das nach den | |
ersten Berechnungen heißen: Die Stadt könnte 2012 zusätzlich 24,3 Millionen | |
Euro bekommen, wenn sie die 4,8 Millionen wegspart. | |
Lübecks Bürgermeister hat der Bürgerschaft vorgeschlagen, sich um die | |
Gelder aus dem neuen Fonds zu bewerben. Seine Sparliste soll erste Ideen | |
liefern, wie die Stadt die harten Vorgaben einhalten kann. In einer Vorlage | |
von Saxe heißt es, mit den Landesmitteln und den Sparrunden könnte Lübeck | |
in zehn Jahren ohne Neuverschuldung dastehen. Doch der SPD-Bürgermeister | |
entscheidet das nicht - Beschlüsse fällt das Stadtparlament mit | |
rot-rot-grüner Mehrheit. | |
Die Genossen des Bürgermeisters in der Bürgerschaft jedenfalls sind sehr | |
zurückhaltend angesichts der vorgelegten Liste. Der Fraktionsvorsitzende | |
Peter Reinhardt sagt: "Es gibt einige Punkte, über die man diskutieren | |
muss." Die Privatisierung der städtischen Druckerei kann er sich nicht | |
vorstellen, bei der Kürzung der Zuschüsse für das eine Frauenhaus hat er | |
Probleme. Zum Konsolidierungsvorhaben der Landesregierung sagt er: "Wir | |
werden versuchen, da mitzumachen, aber wir haben eine Schmerzgrenze." Wo | |
die läge, wisse seine Fraktion aber noch nicht genau. | |
Der Grünen-Politiker Aslanidis ist Mitglied im Finanzausschuss und sagt zum | |
Konsolidierungsprogramm des Landes: "Eigentlich müssten wir es machen. Aber | |
wo sollen wir denn in vier oder fünf Jahren 4,9 Millionen Euro | |
herbekommen?" Und Oppositionsführer Lars Rottloff von der CDU nennt Saxes | |
Sparplan "den richtigen Weg". Aber nicht ohne Einschränkungen: "Wir sind | |
gegen die Bettensteuer." Auch Rottloff hätte gerne die Landesmittel. | |
16 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Daniel Kummetz | |
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