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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Syrien verdrängt Präsitainment, Russen frieren für Putin und ein Aufruf
> zum Streik gegen die freche Ambivalenz. Außerdem ein stillgelegter
> ARD-Moderator als Staatsoberhaupt.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Gauck. Statt Präsitainment jetzt wieder Syrien,
Sozialstaat, Energiewende. Ich befürchte eine Entpolitisierung der Bunten.
Was wird besser in dieser?
Gauck. Erstmals ein stillgelegter ARD-Moderator als Staatsoberhaupt. Kann
sich notfalls selbst interviewen.
Gauck, der neue Präsident der Deutschen? Und wer hats erfunden?
Andreas Schulze, ein Grünen-Mitarbeiter und früherer Birthler-Behördist. Er
wird nun Gaucks Sprecher. Schon 2010 kam es so zur Kampfabstimmung: "Soll
Joachim Gauck heiraten oder dann doch lieber Wulff Bundespräsident
werden?", die Union brauchte drei Durchgänge. Glaeseker hatte
durchgereicht, Gauck würde alle CDUler zum Polterabend vorladen, bei
veganen Bürgerrechtsfrikadellen und Restschnittchen vom Kirchentag. Gemein.
Der Fraktionschef der Grünen, Jürgen Trittin, wirft der taz
"Schweinejournalismus" vor. Was ist das eigentlich?
Ein Schmähbegriff von Lafontaine, der damit sogar Gegendarstellungen in
Kommentaren erzwingen wollte. Das fanden damals auch viele Grüne peinlich.
Trittin hingegen weiß, was Bild-Stil ist; das Blatt fälschte ein Foto, um
ihn als Gewalttäter zu denunzieren. Die taz hingegen gab ihm im
Wortlautinterview Gelegenheit, Gauck zu interpretieren. Seltsam - wenn er
kompetente Gauck-Kritik verächtlich machen will, kann er versuchen,
Ströbele aus der Partei zu schmeißen. Man kann bezweifeln, dass die
Kandidatur Gaucks die Opposition bündelt.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, setzt sich für
einen Antirassismusbeauftragten auf Bundesebene ein. Wer könnte dieses Amt
ausüben?
Diese Diskussion hieße durch die welke Blume: Die "Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration" macht
offenkundig einen lausigen Job. Maria Böhmers Amt gibt es seit 1978, und
unterwegs agierten dort "Ausländerbeauftragte" wesentlich wirkungsvoller
als sie. FDP-Frau Schmalz-Jacobsen etwa legte in den 90ern Konzepte zur
Staatsbürgerschaft vor, die unter Kohl keine Chance bekamen. Muss was dran
gewesen sein. Eine Wahl durch den Bundestag wie beim Wehrbeauftragten statt
einer Mauschelernennung könnte das Amt stärken.
Angeblich 130.000 Russen sind letzte Woche trotz Schnee und Kälte zum
Wahlkampfauftritt von Putin nach Moskau gekommen. Man munkelt, er hat sie
bezahlt. Was müsste Putin tun, um Sie zur Anreise zu bewegen?
Das Pokalfinale Dortmund - Bayern ausrichten mit einem Ergebnis, das vorher
ungefähr so sicher ist wie das russischer Präsidentschaftswahlen.
200 Flugeinweiser streiken in Frankfurt. Eine Einigung bei den
Tarifverhandlungen ist nicht in Sicht. Was bringt Protest heute noch?
"Beeinträchtigungen des Flugverkehrs in ganz Deutschland", immerhin, und
auf der anderen Seite steht mit FraPort-Arbeitsvorstand Herbert Mai der
frühere ÖTV-Gewerkschaftsboss. In der Einheitsgewerkschaft zogen Starke die
Schwächeren mit zum Tarifabschluss, heute ist den Lokführern der Schaffner
egal und den Vorfeldmitarbeitern das Putzpersonal. Auf den schwarz - gelben
Vorfeldautos der Streikenden steht "Follow me". Wird keiner können, denn
das Erpressungspotenzial eines Flughafenkellners ist vergleichsweise null.
Ist man Unternehmerbüttel, wenn man für Einheitstarife eintritt? Ist man
Gewerkschafter, wenn einem die KollegInnen im Betrieb wumpe sind? Ich
organisiere einen Streik gegen die freche Ambivalenz, die nervt ja eh schon
lange.
Alle lieben die "Simpsons". Am Montag wurde bei Fox die 500. Folge der
erfolgreichsten Primetimeserie der US-Fernsehgeschichte ausgestrahlt.
Welchen Einfluss hat die gelbe Familie auf die US-Gesellschaft?
Keine Ahnung. Wenn ich an "Ekel Alfred und seine dusslige Kuh" aus "Ein
Herz und eine Seele" als deutsches TV-Monument denke, fehlt mir heute das
Remake mit Ekel Thilo, Rest passt. Früher bezifferte man den Abstand
zwischen dem deutschen und dem US-Fernsehmarkt auf etwa 10 bis 20 Jahre.
Das ist unscharf, in den USA ist eine Primetime morgens, bei uns abends,
unser Fernsehen ist national, dort stark regional. Den Bereich Satire kann
man in Simpson (Si) messen, der Abstand beträgt derzeit ziemlich genau 500
Si, bei der "Heute-Show" etwas weniger.
Und was machen die Borussen?
Wir sollten jetzt noch mal eine Kampagne "Jedes Spiel gibt uns die Chance,
uns deutlicher von den Abstiegsplätzen abzusetzen" - starten, um die Gegner
irrezuführen.
Interview: ixn
26 Feb 2012
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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