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# taz.de -- Tierseuche übertragbar auf Menschen?: Seuchentests für Viehhalter
> Das Robert-Koch-Institut prüft die Übertragbarkeit des
> Schmallenberg-Virus auf Halter von Schafen und Rindern. Bislang sind
> keine Ansteckungsfälle bekannt.
Bild: Das Gehirn eines Lammes wird untersucht.
BERLIN taz | Die erst vor wenigen Monaten entdeckte
Schmallenberg-Tierseuche wird nun auch auf ihre Übertragbarkeit auf den
Menschen getestet. Halter von Schafen und Rindern sowie Tierärzte in
Nordrhein-Westfalen würden auf Antikörper getestet, sagte Susanne
Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin, der taz.
Das für Schafe, Rinder und Ziegen gefährliche Virus hatte das bundeseigene
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für Tiergesundheit in Deutschland
erstmals im Sommer 2011 im nordrhein-westfälischen Schmallenberg
nachgewiesen. Mittlerweile hat sich das über Gnitzen und Mücken verbreitete
Virus auf alle Bundesländer bis auf Bremen ausgeweitet, das FLI zählt 737
betroffene Betriebe.
Nach bisherigem Kenntnisstand geht das Institut nicht von einem Risiko für
den Menschen aus. "Bisher gibt es in den Ausbreitungsgebieten keine
Hinweise auf Infektionen von Menschen", sagte FLI-Sprecherin Elke Reinking.
Das für menschliche Seuchen zuständige Robert-Koch-Institut will es nun
allerdings genauer wissen.
"Ob Schmallenberg auf den Menschen übertragbar ist, weiß man schlicht
nicht", sagte Glasmacher. Das Institut habe deshalb einen Test entwickelt,
um nachzuweisen, ob das Virus auch auf Menschen übertragen wurde, die engen
Kontakt zu Tieren haben, hatte das RKI bereits vor zwei Wochen auf seiner
Internetseite berichtet. Nun sollen Tierärzte und Viehhalter in
Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet werden. Ob schon erste Menschen
getestet wurden, wollte Glasmacher nicht bestätigen. "Damit gehen wir nicht
an die Öffentlichkeit. Die Studie läuft", sagte sie nur.
## Keine Hinweise auf krankmachende Wirkung
Selbst wenn die Übertragbarkeit auf den Menschen nachgewiesen werden
sollte, hieße das noch nicht, dass das Virus auch für den Menschen
gefährlich ist. "Es gibt keine Hinweise auf eine krankmachende Wirkung",
sagte Glasmacher. Verwandte Viren wie Shamonda-, Aino- und Akabane-Erreger
gelten als für den Menschen ungefährlich. Der Verzehr von Fleisch und Milch
sei unbedenklich, heißt es beim FLI.
Das Schmallenberg-Virus war im Sommer 2011 entdeckt worden, es stammt aus
Afrika, Asien und Australien und ist wahrscheinlich über die Niederlande
nach Europa gelangt. Ausgewachsene Wiederkäufer erkranken nur an leichten
Symptomen, sie leiden an Fieber und Durchfällen, Kühe und Schafe geben
weniger Milch. Werden schwangere Tiere infiziert, kommt es jedoch zu
Todgeburten und schweren Missbildungen der Nachkommen.
"In einigen Betrieben sind über 50 Prozent der Lämmer gestorben. Für
größere Betriebe ist das existenzbedrohend", berichtet Ernst Brüggemann vom
Schafzuchtverband Nordrhein-Westfalen. Entschädigungen erhalten die Züchter
bisher nicht. Für Schafe gibt es keine Versicherungen, die Tierseuchenkasse
zahlt nur, wenn eine Meldepflicht für die Krankheit verhängt wird. Über
einen entsprechenden Antrag entscheidet der Bundesrat Ende März.
Für deutsche Zuchtrinder haben zwölf Staaten bereits Importstopps verhängt,
darunter Russland, bestätigte gestern eine Sprecherin des
Bundeslandwirtschaftsministeriums. "Bisher haben wir 75.000 Tiere pro Jahr
exportiert", berichtet Hubert Cramer von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Rinderzüchter.
Einen Impfstoff für das Schmallenberg-Virus wird es frühestens im kommenden
Jahr geben. Bis dahin können Rinder- und Schafhalter ihren Tieren nur mit
einem Mittel helfen: Mückenspray.
27 Feb 2012
## AUTOREN
Manuel Berkel
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