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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Friedrich als linker Fuchs, die deutsche TÜV-Angst und wie die CSU-Männer
> die Frauenquote erfanden.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Warum hat die FDP einen Koalitionsvertrag gemacht,
aber keine Patientenverfügung ?
Was wird besser in dieser?
Die Organspende Leutheusser könnte für die Grünen interessant sein.
Beate Klarsfeld sagt, sie unterstützt in Frankreich immer den Kandidaten,
der besonders gute Beziehungen zu Israel und den USA pflegt. Was könnte das
für Deutschland bedeuten, sollte sie die Bundespräsidenten-Wahl gewinnen?
Erst mal hat ja wohl Deutschland die Wahl von Frau Klarsfeld gewonnen, sich
als Präsidentschaftskandidatin zur Verfügung zu stellen. Als sie Kiesinger
ohrfeigte, schickte Böll Rosen und die Justiz ein Urteil über ein Jahr
Haft. Unter Fischer und Westerwelle – das Außenamt ist für die in Paris
Lebende zuständig – wurde ihr dreimal das Bundesverdienstkreuz verweigert.
Da könnte man auch spröder reagieren als Klarsfeld. Der Zentralrat der
Juden begrüßte ihre Kandidatur gerade auch mit Blick auf den Absender
Linkspartei, und ihr Engagement für Sarkozy wird Merkel nicht davon
abhalten, ebenfalls Sarkozy zu unterstützen. Schön schrill, die Nummer.
Dem mutmaßlichen Wikileaks-Whistleblower Bradley Manning wird
„Unterstützung des Feindes“ vorgeworfen, ihm droht lebenslange Haft. Will
man ein Exempel statuieren?
Schon passiert. Mit einigem Recht könnte man es zuvorderst für eine
zivilgesellschaftliche Frage halten, ob ein Soldat – etwa aus
Gewissensgründen – der Wahrheit ans Licht helfen darf. Mit der
Entscheidung, Manning vor ein Militärgericht zu stellen, ist diese Debatte
bereits erschlagen. Seine Verteidigung findet 30 Jahre Haft angemessen, da
wird es für die Anklage schwer, das noch zu toppen.
Am Freitag wurde im Iran gewählt. Was ist eigentlich aus der grünen
Bewegung geworden, die 2009 gegen Wahlbetrug demonstrierte?
Offenbar hat sie den Nachbarländern demonstriert, dass selbst unter
biestigsten Bedingungen Chancen auf Änderung bestehen – und den Arabischen
Frühling angekündigt. Nächstes Jahr endet Ahmadinedschads Amtszeit. Kluge
Außenpolitik wird sich nicht gemütlich drauf einrichten, dass Iran böse und
China und Russland schuld sind.
CSU-Politikerin Dorothee Bär war früher gegen eine Frauenquote, jetzt ist
sie dafür. Ist Feminismus gleich Opportunismus?
Nee, Fleisch vom Fleische der Union; gerade in der CSU notorisch: Der
Vorzeige-Evangele, die Mindestfranken; mitunter traten Jungunionisten zu
Wahlen als „Unabhängige“ an, um den Altersproporz zu verändern. Also – …
Männer müssten mit dem Machtinstrument klarkommen, sie haben es ja
erfunden.
Eine Studie des Innenministeriums ergibt: 15 Prozent der jungen deutschen
Muslime wollen sich nicht integrieren, tendieren zu Gewaltakzeptanz und
hegen eine Abneigung gegen den Westen. Ist das was Neues?
Ja. Denn 15 Prozent der jungen deutschen Nicht-Muslime tun das auch. Bingo!
So gesehen beweist die Studie, dass die religiöse Orientierung ziemlich
wumpe ist: Wenn man jungen Leuten nur ausreichend Bildung verweigert und
Lebenschancen, werden sie alle bescheuert. Dieser Friedrich ist doch ein
Fuchs. Vermutlich ein Linker, der Bursche.
Die Organspende wird neu geregelt: Alle fünf Jahre sollen sich die
Deutschen damit befassen, ob sie ihre Innereien im Fall der Fälle zur
Verfügung stellen. Wird hier unzulässig Druck ausgeübt?
Ich glaube, die Debatte würde emotionaler, wenn der TÜV alle fünf Jahre
anfragen sollte, ob er das Auto später mal ausschlachten darf. Es ist
weise, sich ab und an mit der eigenen Endlichkeit zu befassen, vermute ich.
Andererseits sehe ich den Gesetzgeber im Bereich Ersatzteilbastelmedizin
wesentlich aktiver, als wenn es darum geht, homöopathische oder
psychotherapeutische Methoden zu unterstützen.
Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo lehnt eine Frauenquote von 30 Prozent
in seiner Redaktion ab. Wie hält es Ihre Firma mit der Frauenquote?
Seit einem Jahr 50/50; ich wusste, dass die Frage kommt. In kleinen
Betrieben und im Mittelstand ist das Thema sachlicher, meine ich; du kannst
es dir gar nicht erlauben, gute Kolleginnen nicht bestmöglich auszubeuten.
Eine Schlüsselposition ist bei uns die Personalchefin, das hat einen
starken Effekt, weil sie bei jeder Neueinstellung mitwirkt. Mal so als
Tipp.
Und was machen die Borussen?
Nicht so ’n Tranfußball wie die Nationalmannschaft, wo zur Sicherheit auch
nur ein Spieler des deutschen Meisters mitmachen darf. Kommt uns nach der
EM nicht mit „Unfallflucht“. FRAGEN: HDL
4 Mar 2012
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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