# taz.de -- ARD-Doku über politische Machtkämpfe: Wenn die Ostsee lockt | |
> Ein Film erkundet, wie schmutzig die Kämpfe in Parteien ausgetragen | |
> werden. Dabei gibt es erstaunliche Momente der Offenheit. | |
Bild: FDP-Politiker Wolfgang Kubicki wollte schon mal in die Ostsee gehen – … | |
So nichtssagend plakativ und blöd wie der Filmtitel – „Schlachtfeld | |
Politik“ – ist auch der Titelzusatz: „Die finstere Seite der Macht“. Wa… | |
man meint, ein gutes Thema so reißerisch verklausuliert verkaufen zu | |
müssen, wissen allein Stephan Lamby und vielleicht der eine oder andere | |
Redakteur bei der ARD. | |
Lamby ist natürlich ein Routinier. In schöner Regelmäßigkeit beliefert der | |
Geschäftsführer der ECO Media die ARD mit seinen Dokumentationen. Wenn er | |
sich jetzt also auf das „Schlachtfeld Politik“ begibt, geht es ihm um | |
politische Machtkämpfe der innerparteilichen Art. Die These, der Lamby | |
nachgeht, besagt, dass Scharmützel innerhalb der politischen Parteien auf | |
besonders schmutzige Weise ausgetragen werden und für die Beteiligten | |
schmerzhafter sind als die Kämpfe zwischen den Parteien. | |
Lambys Kapital sind seine Kontakte. Er hat es immer wieder verstanden, ganz | |
nah an die Großen der deutschen Politik heranzukommen. Für seinen neuen | |
Film nun wollte er offenbar aus jedem der politischen Lager einen | |
schwergewichtigen Repräsentanten gewinnen, der bereit ist, mal ein bisschen | |
aus dem Nähkästchen zu plaudern. Das ist Lamby mehr oder weniger gut | |
gelungen. Für Die Linke sprach Lamby nicht etwa mit Gysi oder Lafontaine. | |
Erinnert sich noch wer an Katina Schubert, die vor ein paar Jahren | |
stellvertretende Parteivorsitzende war? (Bis sie Oskar Lafontaines Gattin | |
Christa Müller in die Parade fuhr.) Da sind Lambys weitere Interviewpartner | |
– Wolfgang Kubicki für die FDP, Erwin Huber für die Union, Andrea Fischer | |
für die Grünen – gewiss ein anderes Kaliber. | |
Der Dickfisch aber heißt Kurt Beck, SPD. Der war einmal Parteivorsitzender | |
und die genauen Umstände, die zu seiner Demission am 7. September 2008 | |
geführt haben, sind bis heute nie so richtig publik geworden. Wer genau hat | |
da die Strippen gezogen? Es ist durchaus spannend anzusehen, wie Lamby | |
vergeblich versucht, etwas dazu aus Beck herauszukitzeln. Beck: „Ich weiß, | |
wer es war, und weiß, wie es abgelaufen ist.“ | |
Lamby: „Sie wollen mir aber keine Namen nennen.“ | |
Beck: „Nein.“ | |
Lamby: „Haben Sie mit den Betreffenden mal persönlich darüber gesprochen?“ | |
Beck: „Mit einem der Betreffenden, es waren mehrere: ja.“ | |
Lamby: „Waren das Mitglieder, Parteifreunde aus der ersten oder aus | |
weiteren, späteren Reihen – zweite, dritte Reihe?“ | |
Beck: „Mit der zweiten, dritten Reihe – bitte ich um Verständnis, keine | |
Arroganz – habe ich natürlich nicht über so etwas geredet.“ | |
Lamby: „Das heißt, es waren Parteifreunde aus der ersten Reihe?“ | |
Beck: „Das heißt das, was ich gesagt habe.“ | |
Sobald das Nennen, das Aussprechen von Namen gefragt ist, geben sich die | |
Interviewten diskret. Wenn es aber darum geht, wie sie persönlich damit | |
umgegangen sind, von den eigenen Leuten fallen gelassen worden zu sein, | |
gibt es erstaunliche Momente der Offenheit. Andrea Fischer erzählt von | |
ihrer Depression, Wolfgang Kubicki davon, dass er „in die Ostsee gehen“ | |
wollte: „Den Gedanken habe ich nach zehn Minuten wieder verworfen – aber | |
der war da!“ | |
„Schlachtfeld Politik – Die finstere Seite der Macht", Montag, 19.3., 22:45 | |
Uhr ARD | |
19 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Jens Müller | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |