# taz.de -- Asyl-Prozess: Leider ganz legal eingereist | |
> Eine iranische Menschenrechtlerin kämpft um Asylanerkennung nach zehn | |
> Jahren in Hamburg. Bundesamt sieht keine "beachtliche" | |
> Verfolgungswahrscheinlichkeit. | |
Bild: Wurde im Iran gefoltert und kämpft in Hamburg um Asyl: Halimeh Bazi. | |
HAMBURG taz | „Erhebliche Mängel bei der Einhaltung der Menschenrechte“, | |
Verbot jeder politischen Betätigung, Unterdrückung der Frauen, | |
Hinrichtungen auf Rekordniveau – erst vorige Woche zog der | |
UNO-Sonderberichterstatter für Menschenrechte eine verheerende Bilanz der | |
Zustände im Iran. | |
Dennoch soll die Iranerin Halimeh Bazi, die jahrelang in dem islamisch | |
geprägten Staat gegen das Regime aktiv war, kein Asyl in der Bundesrepublik | |
erhalten. Die Asylanträge der Frau, die seit zehn Jahren in Hamburg lebt, | |
wurden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bislang stets abgelehnt. | |
Am heutigen Donnerstag geht es nun vor dem Hamburger Verwaltungsgericht | |
erneut um die Zukunft der engagierten Frau, die in den 50er-Jahren im Iran | |
geboren wurde. | |
Bevor die ausgebildete Näherin im Jahr 2002 nach Deutschland ausreiste, | |
kämpfte sie in ihrem Heimatland für die Rechte der Frauen, für höhere Löhne | |
und gab eine kommunistisch orientierte Zeitung heraus. Wie fast ihre | |
gesamte Familie wurde sie in den 80er-Jahren inhaftiert und gefoltert – | |
doch während ihre Mutter und ihre Schwester an den Spätfolgen der | |
Misshandlungen starben, überlebte Halimeh Bazi. | |
2002 gelang es ihr dann sogar, den Iran mit einem Besuchervisum ganz legal | |
zu verlassen, da ihr Bruder in Deutschland lebte. Doch dass ihre Flucht auf | |
legalem Weg erfolgte, wird ihr später zum Verhängnis: Sie sei „nachweislich | |
unverfolgt aus dem Iran ausgereist“, lautet einer der Gründe der | |
Asyl-Ablehnung. | |
Zwar räumt das Bundesamt unumwunden ein, dass die „iranischen Behörden die | |
politischen Aktivitäten ihrer Staatsangehörigen im Ausland intensiv und | |
umfassend überwachen“ würden, doch führe ihre „exilpolitische Tätigkeit… | |
die iranische Opposition in Hamburg nicht mit beachtlicher | |
Wahrscheinlichkeit zu einer politischen Verfolgung“. | |
Ein Unterstützungskomitee hat bislang 562 Unterschriften für einen sicheren | |
Aufenthaltsstatus der Frau gesammelt und wird vor dem Prozessauftakt eine | |
Kundgebung vor dem Gerichts veranstalten. | |
Doch selbst wenn der Widerspruch scheitern sollte, mit einer sofortigen | |
Abschiebung muss Halimeh Bazi zunächst nicht rechnen. Zwar gäbe es „keinen | |
formellen Abschiebestopp“ in den Iran, sagt Innenbehördensprecher Frank | |
Reschreiter, doch eine alte schwarz-grüne Verabredung, jeden Einzelfall dem | |
Innensenator vorzulegen, sei noch in Kraft. | |
21 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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