# taz.de -- Berliner Stromnetz: Zaghafte Zusage | |
> Die Grünen wollen das Volksbegehren des Energietisches unterstützen. | |
> Dessen zentrale Forderung nach Rekommunalisierung findet in der Partei | |
> jedoch wenig Anklang. | |
Bild: Nach den Linken wollen auch die Grünen die Rekommunalisierung des Stromn… | |
„Energiewende jetzt!“ steht über dem Leitantrag, den die Grünen heute auf | |
einem Parteitag diskutieren wollen. Das Volksbegehren des Berliner | |
Energietisches will die Partei unterstützen, heißt es darin. Es stehe für | |
eine „längst überfällige öffentliche Diskussion über die Zukunft der | |
Berliner Energieversorgung, die Notwendigkeit und Chancen der Energiewende | |
und die Ausrichtung der Energiepolitik an den Interessen der Berlinerinnen | |
und Berliner“. | |
Die Grünen wären die zweite Partei, die sich auf die Seite der Initiatoren | |
des Volksbegehrens stellt, die seit Anfang März Unterschriften sammeln. Das | |
Ziel: die Gründung von ökologischen Stadtwerken und die Rekommunalisierung | |
des Berliner Stromnetzes. Bislang kommt Unterstützung allein von der | |
Linkspartei. Ein Parteitag der SPD hat sich zwar grundsätzlich für die | |
Übernahme der Energienetze ausgesprochen, unklar ist aber, inwieweit sich | |
die SPD gegen ihren Koalitionspartner CDU durchsetzen könnte. | |
Sowohl vonseiten des Energietisches als auch von den Grünen ist zu hören, | |
dass man inhaltlich nahezu übereinstimme. So ganz wollen die Grünen das | |
Volksbegehren dann aber doch nicht unterstützen. Denn eine | |
Rekommunalisierung des Stromnetzes ist im Leitantrag nicht das oberste | |
Ziel. Zumindest gebe es „aus energiepolitischer Sicht […] alternative und | |
womöglich bessere Wege“, heißt es im Leitantrag, den der Landesvorstand | |
eingebracht hat. | |
## Genossenschaft denkbar | |
Eine Genossenschaft sei denkbar, ebenso die Vergabe an einen privaten | |
Betreiber, sofern Berlin ein Mitspracherecht hat. „Wir wollen in erster | |
Linie die Trennung von Vattenfall“, sagt Landeschef Daniel Wesener. Der | |
Netzbetrieb dürfe nicht den Interessen eines Hauptstromversorgers | |
untergeordnet werden, sondern müsse auf dezentral erzeugte erneuerbare | |
Energien ausgerichtet sein. | |
Einigkeit herrscht in diesem Punkt aber nicht. „Rekommunalisierung ist sehr | |
wichtig, um die Netze als Daseinsvorsorge nutzen zu können“, sagt die | |
Vorsitzende der parteiinternen Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Energie, | |
Marion Hasper. Die LAG hat in diese Richtung einige Änderungsanträge | |
eingebracht. | |
Auch für Heidi Kosche vom linken Parteiflügel spricht zur | |
Qualitätssicherung vieles für ein Stromnetz in Landeshand. Unklar ist, was | |
Berlin die Übernahme des Stromnetzes kosten würde. Im Raum steht ein Betrag | |
zwischen 400 Millionen und 3 Milliarden Euro. Über die Rekommunalisierung | |
wird derzeit diskutiert, weil der Konzessionsvertrag mit Vattenfall Ende | |
2014 ausläuft. | |
Die LAG Energie fordert auch, das zu gründende „Klimastadtwerk“ größer | |
auszurichten als im Leitantrag beschrieben. So sollten etwa auch | |
Solaranlagen auf privaten Dächern einbezogen werden. Kosche übt zudem | |
Kritik am Gesetzentwurf des Energietisches. Anstalten des öffentlichen | |
Rechts als Betriebsform zu wählen hält sie für problematisch: „Wir haben | |
beim Wasser gesehen, dass das ein Einfallstor für die Privatisierung ist“, | |
sagt Kosche. „Das Volksbegehren ist aber in jedem Fall ein | |
Diskussionsanfang.“ | |
23 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |