# taz.de -- Streit der Woche: Versagt der Papst politisch? | |
> Die Karwoche hat begonnen – die Medien-Woche des Papstes. Auf Kuba hat er | |
> sich politisch geäußert. Seine Agenda halten manche für äußerst | |
> zweifelhaft. | |
Bild: Willkommensgruß beim Papstbesuch in Deutschland. Aber es gab auch viel K… | |
Mindestens eine Wirkung zeigt dieser Papst-Besuch auf Kuba schon jetzt: | |
Wenige Tage nachdem Benedikt der XVI. die Insel wieder verlassen hat, | |
kündigt der Präsident Raúl Castro in der Parteizeitung Granma am Wochenende | |
an, dass der Karfreitag in diesem Jahr auch auf Kuba ein Feiertag sei, „zu | |
ehren ihrer Heiligkeit“. | |
Auch Fidel Castro hatte schon einmal auf einen Papst reagiert, damals hieß | |
er Johannes Paul II. Der wiederum hatte vorgeschlagen, man könne doch | |
Weihnachten zum Feiertag erklären. Castro tat es. Seitdem zählt das | |
christliche Fest zu Kubas gesetzlichen Feiertagen. | |
Es ist davon auszugehen, dass Benedikt der XVI. nicht nur die Einführung | |
von christlichen Feiertagen meinte, als er bei einer Messe in Havanna vor | |
hunderttausenden Gläubigen forderte: „Kuba und die Welt brauchen | |
Veränderungen“. Eine offene und erneuerte Gesellschaft, verlangte der | |
Papst, niemand dürfe in seien Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Die | |
Regierung der USA lobte ihn daraufhin. Obwohl Benedikt der XVI. auch das | |
US-Embargo gegen Kuba kritisiert hatte. | |
Wie sehr darf und muss sich ein Papst in die Politik einmischen? Und mischt | |
sich dieser aktuelle Papst auf die richtige Art ein? | |
## Fundamentalistisch wie der Islam | |
Der Publizist Alan Posener, der das Buch „Benedikts Kreuzzug“ verfasste, | |
erkennt in den Worten des Papstes eine gefährliche politische Agenda: | |
„Abkehr von der Moderne, Rollback der Aufklärung, Einschränkung der | |
Demokratie, Abschied vom wissenschaftlichen Denken, Schluss mit der | |
Emanzipation der Frau und der sexuellen Selbstbestimmung. Sie bedeutet eine | |
Umdeutung der Geschichte und eine Umwertung aller Werte. Sie hat letzten | |
Endes mit dem fundamentalistischen Islam mehr gemeinsam als mit der | |
säkularen Gesellschaft Europas.“ Manche feierten das auch noch als | |
„benedettinische Wende“. | |
Als der Papst im vergangenen September im deutschen Bundestag zu Gast war, | |
verließen Abgeordnete der Linken aus Protest den Saal. Staat und Kirche | |
gehörten getrennt. „Papst und Kirche machen keine Politik“, sagte damals | |
der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier. Aber die Kirche könne | |
eine Vergewisserung über die Grundbedingung bieten, „die uns 60 Jahre | |
Frieden beschert hat, also die europäische Einigung“. | |
Andere Beobachter würden einem Papst dieselbe Rolle zubilligen, halten | |
Benedikt den XVI. aber für deutlich zurückhaltender in vielen politischen | |
Fragen als seinen Vorgänger Johannes Paul II., der als „politischer Papst“ | |
für sein Engagement gegen Kriege, Menschenrechtsverletzungen und | |
Ungerechtigkeiten geehrt wurde. | |
Benedikt XVI. habe in diesen Fragen bisher deutlich weniger nachzuweisen. | |
Das allerdings, so nehmen ihn wiederum Kritiker aus der eigenen Kirche in | |
Schutz, liege manchmal auch nur daran, dass Benedikt XVI. zurückhaltender | |
kommuniziere. Der Vatikan müsse offener werden. | |
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2 Apr 2012 | |
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