# taz.de -- Elbvertiefung rückt näher: Kultur der Zustimmung | |
> Niedersachsen erteilt Einvernehmen mit den Plänen von Hamburg und dem | |
> Bund zur Ausbaggerung der Unterelbe. Kommunen und Umweltgruppen wollen | |
> klagen. | |
Bild: Können bald mehr Tiefgang haben: Frachtschiffe auf der Unterelbe. | |
HAMBURG taz | Es darf wohl gebaggert werden. Das Land Niedersachsen hat am | |
Dienstag seine Zustimmung zur geplanten Vertiefung der Unterelbe erteilt. | |
Damit ist die Realisierung des von Hamburg und der Bundesbehörde Wasser- | |
und Schifffahrtsdirektion (WSD) vorangetriebenen Projekts in greifbare Nähe | |
gerückt. Verhindern könnte das Vorhaben nur das Bundesverwaltungsgericht in | |
Leipzig, sofern es den angekündigten Klagen von Umweltgruppen und | |
betroffenen Kommunen stattgeben sollte. | |
Der Regierung in Hannover sei es darum gegangen, „die landeskulturellen | |
Interessen Niedersachsens in vollem Umfang zu wahren“, verkündete | |
Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) am Dienstagmittag nach der | |
Kabinettssitzung. Eine Vereinbarung zwischen den Obstbauverbänden, Hamburg | |
und der WSD schließe negative Beeinträchtigungen der Betriebe durch eine | |
Elbvertiefung jetzt und für die Zukunft aus oder sehe vor, diese | |
auszugleichen. „Daher sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine | |
Gründe gibt, das Einvernehmen zu verweigern“, so Lindemann. | |
Die Vereinbarung sieht unter anderem den Bau von Wasserspeicherbecken vor. | |
Die Kosten von etwa 20 Millionen Euro tragen Hamburg und der Bund: „Wir | |
haben ein Ergebnis, das für die Obstbauern und Landwirte eine gute | |
Perspektive bietet“, glaubt Lindemann. Die Bauern im Obstgebiet Altes Land | |
zwischen Stade und Hamburg befürchten eine Versalzung des Elbwassers, mit | |
dem Vieh getränkt und Obstbäume beregnet werden. | |
Der Bürgermeister der Gemeinde Jork, Gerd Hubert, äußerte sich | |
„schockiert“. Er habe „geglaubt, dass man unsere Argumente ernst nimmt“. | |
Hubert erklärte, eine Klage sei denkbar: „Wenn es Aussicht auf Erfolg hat, | |
selbstverständlich.“ | |
Die mit Niedersachsen vereinbarten Änderungen werden nun in den | |
Planfeststellungsbeschluss eingearbeitet, der anschließend öffentlich | |
ausgelegt wird. Umweltverbände und betroffene Gemeinden können Klagen vor | |
dem Bundesverwaltungsgericht einreichen, das erste und letzte Instanz | |
zugleich ist. Es könnte im Eilverfahren den Baubeginn gestatten oder einen | |
Baustopp anordnen. Möglicherweise würde das Verfahren analog zur | |
Weservertiefung ablaufen, gegen die bereits Klagen von Umweltverbänden | |
anhängig sind. Dort gibt es ein Moratorium bis zu einem Ortstermin mit dem | |
Gericht Ende April. Das sei die entscheidende Hürde, kommentieren die | |
Hamburger Grünen: „Die Weservertiefung zeigt, dass die Chancen nicht | |
schlecht stehen, einen Baustopp und Nachbesserungen zu erreichen.“ | |
Hamburg will noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Nach der | |
Ausbaggerung soll der Hamburger Hafen von Schiffen bis 13,5 Meter Tiefgang | |
jederzeit und von Schiffen bis 14,5 Meter Tiefgang tideabhängig befahrbar | |
werden. Über die Kosten gibt es keine offiziellen Angaben. Klar ist, dass | |
die ursprüngliche Schätzung von 385 Millionen Euro nach jahrelangen | |
Verzögerungen nicht mehr gilt. Die Hamburger Grünen haben Kosten von rund | |
630 Millionen Euro errechnet. | |
3 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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