# taz.de -- PLäne für die Handelskammer: Wirtschaft froh, Grüne nicht | |
> Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollen die Unterelbe als | |
> gemeinsamen Wirtschaftsraum entwickeln. Im Zentrum stehen die | |
> erneuerbaren Energien. | |
Bild: Muss keine Angst mehr vor Hamburg haben: Der Terminal des Windanlagenhers… | |
HAMBURG taz | So viel gute Laune war noch selten im Hamburger Rathaus | |
anzutreffen. Doch am Mittwoch, dem Tag nach der niedersächsischen | |
Zustimmung zu einer erneuten Elbvertiefung, herrschte eitel Freude auf der | |
Fachkonferenz „Zukunft Unterelbe“, zu der die Wirtschaftsministerien von | |
Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie die Industrie- und | |
Handelskammern der Region geladen hatten. Und die Zukunft der Elbe, wie | |
diese sie sehen, hat zwei „Eckpfeiler“: Wachstum und Wettbewerb. | |
Dass dafür die Ausbaggerung des Elbefahrwassers die Grundlage ist, stellte | |
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) klar, „denn davon wird | |
der ganze Norden profitieren“. Und weil alle drei Bundesländer davon was | |
haben wollen, unterzeichneten sie die „Hamburger Erklärung zur | |
wirtschaftlichen Entwicklung der Unterelbe“ (siehe Kasten). | |
Darin bekennen sie sich zur Zusammenarbeit bei der Energieversorgung, bei | |
der Ansiedlung von Industrie und Gewerbetrieben, beim Ausbau von Straßen | |
und in der Hafenwirtschaft. Hamburg erklärt sogar seine Bereitschaft zur | |
Zusammenarbeit mit den vier kleinen Unterelbe-Häfen Stade, Glückstadt, | |
Brunsbüttel und Cuxhaven. „Das Wort Konkurrenz streichen wir“, verkündete | |
Horch, um gemeinsam den Welthäfen Rotterdam und Antwerpen „Paroli zu | |
bieten“. | |
Weil in Hamburg ohnehin keine Flächen für Bau und Verschiffung von | |
Offshore-Windanlagen vorhanden sind, „bieten sich Brunsbüttel und Cuxhaven | |
als optimale Basishäfen dafür an“, heißt es in der Vereinbarung. Cuxhaven | |
allerdings setzt bereits seit Jahren auf einen eigenen Terminal für die | |
Offshore-Technologie. Letztlich verzichtet Hamburg also nur darauf, den | |
kleinen Nachbarn Konkurrenz zu machen – wie die Hansestadt es im vorigen | |
Jahr bei der Abwerbung der Husumer Windenergiemesse getan hat. | |
Aber schon damit sind Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) | |
und sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Jost de Jager (CDU) | |
zufrieden. Beide loben die Energiewende als „die Jahrhundertchance für den | |
ganzen Norden“ und preisen die Wachstumsregion an der Unterelbe. Das ist | |
ganz nach dem Geschmack des Hamburger Handelskammer-Präses Fritz Horst | |
Melsheimer. Er sieht „ungeheure Potenziale für Industrie, Wirtschaft und | |
Arbeit“ und setzt seinen Namen ebenfalls unter die „Hamburger Erklärung“. | |
Gar nicht damit einverstanden sind indes die Grünen in der gesamten Region. | |
Alle grünen Kreisvorstände, Kreistagsfraktionen und Landtagsabgeordnete | |
entlang der Unterelbe lehnen in einer gemeinsamen Erklärung die Planungen | |
und Projekte „aus ökologischen und ökonomischen Gründen“ ab. Die in der | |
Vereinbarung beschriebene „Prioritätensetzung geht zu Lasten des Bildungs-, | |
Sozial- und Kulturbereichs“, schreiben sie, „von umweltpolitischen | |
Zielsetzungen ganz zu schweigen“. | |
Zudem erwecke das Papier den Anschein, „das abgestimmte Interesse“ der drei | |
Länder sowie der Kreise und Kommunen zu formulieren. Mit denen aber, | |
stellen die grünen Kommunalpolitiker klar, sei noch nicht einmal gesprochen | |
worden: „Die Vereinbarung ist deshalb als unverantwortlich abzulehnen.“ | |
4 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |