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# taz.de -- Genossen machen die taz: Deutsche Pflege für den Nazi-Opa
> Alte Menschen mit rechten Ansichten stellen Pflegende vor einige
> Herausforderungen. Ob sich die Nazis eine eigene Infrastruktur aufbauen,
> wird sich zeigen.
Bild: Wollen sich nicht von „Schwarzen oder Ausländerinnen den Arsch abputze…
BERLIN taz | Die Debatte um zu pflegende Nazi-Opas und -Omas könnte sich an
einem Diktum des Kabarettisten Matthias Beltz orientieren: „Jeder Mensch
hat das Recht, ein Arschloch zu sein.“ In der Geno-taz-Redaktionskonferenz
zum Thema „Wer pflegt meinen Nazi-Opa?“ folgte das antifaschistische
Statement auf dem Fuße: „Ich pflege keinen Nazi und will keine
Weltkriegsgeschichten hören.“ Auch die zu Pflegenden haben spezielle –
rassistische – Vorstellungen: Alte Nazis wollen sich nicht von „Schwarzen
oder Ausländerinnen den Arsch abputzen lassen“.
Die Realität ist allerdings weniger spektakulär: Viele überzeugte
Wehrmachtssoldaten und alte Nazis haben sich von „vaterlandslosen
Drückebergern“ (vulgo: Zivildienstleistende) pflegen lassen. Die Zivis
haben dabei unterschiedlich reagiert: Dagegengehalten, die „Alten einfach
brabbeln lassen“, im schlechtesten Fall haben sie fasziniert zugehört.
Schwieriger wird es in vielen ambulanten und stationären Pflegediensten, in
denen die Leitung gefordert ist, rassistische und diskriminierende
Äußerungen (nicht nur) von Nazis zu untersagen und für einen respektvollen
Umgang zu sorgen: Die Regeln für den sozialen Umgang gelten schlicht für
alle.
Spannend wird zu beobachten sein, ob sich die Nazis eine eigene
Infrastruktur aufbauen: ob sich Netzwerke und UnterstützerInnen im rechten
Milieu aufopferungsvoll um ihre Führer kümmern und so ein rechtes Netz von
Pflegeeinrichtungen entsteht. Analog zu der Debatte über Verbot und
Finanzierung der NPD muss genau hingeguckt und überprüft werden, ob hier
Mittel öffentlicher Kassen jenseits der Pflege zweckentfremdet zur
Unterstützung rechter Strukturen eingesetzt werden.
Der beklemmenden Aussicht auf rechte Pflegeeinrichtungen und -dienste, in
denen „deutsche Mädels deutsche Männer“ pflegen, kann nur durch eine
vielfältig ausdifferenzierte und gut finanzierte Pflegelandschaft aus
Seniorenheimen, ambulanten Pflegediensten und genossenschaftlich
organisierten, sorgenden Wohnformen und sonstigen Lebensgemeinschaften
begegnet werden.
Das Zulassen von Schwäche und Gebrechlichkeit ist ein starkes Gegenbild zur
„Herrenrasse“, die „flink wie ein Windhund, hart wie Kruppstahl und zäh …
Leder“ sein soll. Die Hoffnung, dass Nazis ihre menschenverachtende
Ideologie zu ihrem Leitbild machen und den Löffel abgeben, bevor sie
„degeneriert der deutschen Volksgemeinschaft zur Last fallen“, können wir
getrost aufgeben.
Dies ist ein Text aus der Sonderausgabe „Genossen-taz“, die am 14. April
erscheint. Die komplette Ausgabe bekommen Sie zusammen mit der aktuellen
taz am Samstag an ihrem Kiosk oder am [1][eKiosk] auf taz.de.
13 Apr 2012
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## AUTOREN
Walter Lochmann
## TAGS
Schwerpunkt Genossen machen die taz
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