# taz.de -- SPD-Kandidat zur Schleswig-Holstein-Wahl: "Rechts, links oder Mitte… | |
> Der Spitzenkandidat der SPD in Schleswig-Holstein, Torsten Albig, über | |
> den Erfolg der Piraten, Kritik an der Schuldenbremse und seine | |
> Unterschiede zum Landeschef Stegner. | |
Bild: Wunschergebnis 40 Prozent: Wahlkampfmaterial der SPD. | |
taz: Herr Albig, haben Sie schon Albträume, in denen Piraten vorkommen? | |
Torsten Albig: Nein. Ich träume nicht von Politik. Die Piraten in | |
Schleswig-Holstein sind als Personen, von denen man schlecht träumen | |
könnte, ja noch gar nicht in Erscheinung getreten. Sie sind bisher eher | |
eine viele Menschen anziehende Idee … | |
… die allerdings die Chancen von Rot-Grün stark verringert. | |
Das stimmt. Die Piraten gefährden den rot-grünen Politikwechsel in | |
Schleswig-Holstein. SPD und Grüne müssen das gemeinsam noch deutlicher | |
machen. Nur so können wir deren Aufwärtstrend stoppen. Ansonsten wäre die | |
Folge für Schleswig-Holstein: dass die große Koalition wahrscheinlicher | |
wird. Wer Klein wählt, bekommt Groß. | |
Das ist die Option? | |
SPD und CDU werden sich dann unterhalten müssen, wenn es keine anderen | |
Mehrheiten gibt. Aber das wollen wir nicht. In Schleswig-Holstein haben wir | |
keine guten Erfahrungen mit der großen Koalition. | |
Was ist das Erfolgsgeheimnis der Piraten? | |
Das ist schwer zu erklären. Politik ist wohl zu fern von dem, was viele | |
Menschen erwarten. Wir müssen an unserer Glaubwürdigkeit arbeiten: uns | |
stärker öffnen. | |
Sie haben das Wahlziel 40 Prozent ausgegeben. | |
40 Prozent sind die Messlatte einer Volkspartei. | |
Machen Sie sich so nicht vorab zum Wahlverlierer? | |
Nein. Wenn ich mit 36 Prozent Ministerpräsident werde, ist es mir auch | |
recht. Das Ziel der SPD muss bei Wahlen aber dennoch 40 Prozent sein. | |
Sie müssen wegen der Schuldenbremse 125 Millionen Euro jährlich sparen. Wie | |
wollen Sie das schaffen? | |
Politik darf nicht auf das Einhalten der Schuldenbremse reduziert werden. | |
Das wäre eine Bankrotterklärung. Wir brauchen den Gestaltungswillen, das | |
Land zu stärken. Es macht unser Land doch nicht stärker, allein bei dem | |
Landesblindengeld, der Frauenberatung oder der dänischen Minderheit zu | |
kürzen, so wie das die schwarz-gelbe Regierung tut. Wir brauchen auch mehr | |
Einnahmen. Mehr Wachstum. | |
Sie setzen sich für Gemeinschaftsschulen ein. Die CDU wirft Ihnen nun vor, | |
Sie wollten das Gymnasium abschaffen. | |
Das ist ein absurder Vorwurf. Ich will starke Schule. In der Grundschule, | |
im Gymnasium und in der Gemeinschaftsschule. Alles andere ist letztes | |
Jahrhundert. | |
Sie haben mehrere Jahre als Sprecher von Peer Steinbrück gearbeitet und | |
teilen einige politische Einstellungen. Sind Sie in der SPD ein Rechter? | |
Ich orientiere mich an der Realität, will sie verbessern. Der Realität ist | |
unsere Parteiprogrammatik aber oft egal. Ob Sie das für rechts, links oder | |
Mitte halten, ist mir egal. Das verbindet mich sicher mit Peer Steinbrück. | |
Auf der anderen Seite im politischen Spektrum der SPD steht Ihr Landeschef | |
Ralf Stegner. Wie funktioniert die Zusammenarbeit im ungleichen Duo? | |
Sehr gut. Wir haben eine harte, aber faire Auseinandersetzung hinter uns. | |
Jetzt arbeiten wir für das Ziel Wahlsieg zusammen. | |
Also auf Zeit? | |
Eine Zusammenarbeit ist in der Regel auf Zeit. Aber die kann durchaus lang | |
sein. Wenn wir regieren, wird Ralf Stegner ein starker | |
Fraktionsvorsitzender sein. | |
Wo liegen die Unterschiede zwischen Ihnen? | |
In der Wirkung auf Menschen. Das ist für politische Kommunikation und | |
Wahlerfolge von Bedeutung. | |
Da sind Sie besser? | |
Ja. Ich kann leichter Brücken zu den Menschen bauen. Ralf Stegner wirkt | |
distanzierter. | |
Wünschen Sie sich mehr Rückenwind aus Berlin? | |
Es wäre natürlich am besten, wenn wir überall schon bei über 40 Prozent | |
stehen würden. Aber es ist nicht so leicht für die SPD gegen eine starke | |
präsidiale Kanzlerin, die sich von der Schwäche ihrer Regierung entkoppelt. | |
Daran kann auch Sigmar Gabriel nicht auf Zuruf etwas ändern. | |
Muss sich die SPD für die FDP und eine Ampel öffnen? | |
Mit Daniel Bahr oder Philipp Rösler wird die SPD nicht koalieren. Diese FDP | |
ist nicht koalitionsfähig. Eine Partei, deren einziges Koalitionsinteresse | |
eine Koalition ist, ist kein geeigneter Partner. | |
Für 2013 schließen Sie die Ampel aus? | |
Es werden bei der FDP wohl nicht völlig neue Leute auftauchen, die bisher | |
noch im Keller des Thomas-Dehler-Hauses versteckt sind. Ich wüsste nicht, | |
wo diese Leute herkommen sollen, wie diese Partei für uns interessant | |
werden könnte. | |
16 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
E. Geisslinger | |
G. Repinski | |
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