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# taz.de -- Kolumne Wortklauberei: Immer hiNEYn ins Vergnügen! NEYn?
> Danke, dass sie diese Kolumne lesen und dabei herbes Bier aus dem Glas
> trinken oder auch nicht.
Bild: Touristen am Strand von Norderney.
Guten Morgen resp. Moin! Wortklauberei meldet sich diese Woche von der
Außenstelle Norderney. Ja, ganz richtig, DAS Norderney in der Nordsee
nördlich von Norddeich – auf der Bundesstraße 72 in nördlicher Richtung
einfach der Ausschilderung „Norddeich / Norden-Nord“ folgen. Über eines,
darauf scheint Wert gelegt, sollte man sich hier oben im Norden klar sein:
Wir sind hier im Norden.
Was man hier auf Norderney um diese Jahreszeit vorrangig losmachen kann,
ist, sich am Strand von frühlingshaft orkanartigen Eisböen die Birne durch-
und wegpusten zu lassen, wobei junge Eltern ein Auge auf eventuell
verwehende Sprösslinge und sich durch Windantrieb in Bewegung setzende
Kinderwägen haben sollten. Man könnte, wie zu sehen ist, in der
schätzungsweise zwei Grad heißen Brandung ein bisschen surfen gehen, wozu
Sie mich persönlich aber erst einmal freundlichst abmurksen und dann in
einen Neoprenanzug zwängen müssten, bevor’s so richtig losgehen kann – vi…
Aufwand für wenig Vergnügen also.
Man kann rüberlatschen zu den Dünen und dort diese stimmungsvoll doofe
Jever-Werbung nachspielen, nur um auf halbem Weg festzustellen, dass man
das wichtigste Requisit vergessen hat: das Glas. Die Nordostfriesen, wenn
sie mit Dreitagebart und stahlblauem Blick zum Biertrinken in die Dünen
gehen, haben nämlich offenbar immer ein Glas dabei – in den Dünen Bier aus
der Flasche zu trinken, käme einem Nordostfriesen mutmaßlich nicht in den
Sinn. Ist das so?
Wir werden es heute nicht erfahren, weil an den Dünen ein Schild steht:
„Danke, dass Sie die Dünen nicht betreten.“ Früher hätte da gestanden
„Dünen: Betreten verboten!“ oder „Betreten der Dünen strengstens
verboten!!!“, und natürlich wäre man – also: ich nicht, dafür bin ich zu
konfliktscheu, aber sicher jemand anders – dann schon allein aus punkiger
Attitüde auf die Düne gelatscht um Bier zu trinken oder Schlimmeres. Aber
die Deeskalationsstrategen vom Norderneyer Tourismusamt sind auch nicht auf
der Brennsuppe dahergeschwommen und nehmen potenziellen Dünen-Rambos den
Wind aus den Segeln, freilich Letzteres nur im übertragenen Sinn, weil das
ja gerade der Witz des Dünensitztrinkens wäre: dass mal der verdammte Wind
aufhört.
Apropos – Indooraktivitäten: Wie wär’s mit einem Spaziergang in „die
Stadt“, um sich bei „Die HaareschN’EYder“ die Haare, nun, schN’EYden …
lassen und im Zuge dessen darüber zu diskutieren, ob der Name von diesem
Salon jetzt wirklich viel bescheuerter ist als „Hairgott“ oder ca. gleich
bescheuert wie „Hairgottswinkel“. In jedem Fall scheinen die Norderneyer
den Namen ihrer Insel launig abzukürzen mit „N’ey“ (vgl. K’lautern, D-…
A’dam, M’chen etc.). Und auf einem Café steht „N’eys“, was u. Umst. …
ausgesprochen werden soll – ich weiß es nicht sicher, weil im Urlaub und zu
faul zum Recherchieren, das heißt halt zu fragen, aber man sagt heute nicht
mehr „fragen“, „nachsehen“ oder „nachlesen“, sondern immerzu nur no…
geschäftig „recherchieren“. Wann geht unsere Fähre? Du, keine Ahnung, das
muss ich erst noch recherchieren.
19 Apr 2012
## AUTOREN
Josef Winkler
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