# taz.de -- Ariane Friedrich outet Stalker: T. D. aus A. | |
> Hochspringerin Ariane Friedrich wird von einem Fan belästigt. Die | |
> Polizeikommissarin setzt sich öffentlich zur Wehr – und erntet | |
> unterschiedliche Reaktionen. | |
Bild: Bleibt nicht länger passiv: Ariane Friedrich. | |
BERLIN taz | Normalerweise ist Ariane Friedrich in den Medien, wenn sie | |
hoch gesprungen ist, zweit Meter oder so. Oder ihr Name steht in der | |
Zeitung, weil sie sich schlimm verletzt hat, die Achillessehne gerissen ist | |
zum Beispiel. Das ist ihr im Dezember 2010 passiert; seitdem ringt sie um | |
den Anschluss an die Weltspitze. Jetzt steht Ariane Friedrich, 28, wegen | |
eines Eintrags auf ihrer Facebook-Seite im Mittelpunkt. | |
Sie ist indiskret geworden. Und zwar so: „Liebe Followers, eben erreichte | |
mich folgende Facebookmail : T. D., wohnhaft in A. schrieb: Willst du mal | |
einen schönen Schw*** sehen, Gerade geduscht und frisch rasiert.“ | |
Das Problem dabei: Friedrich hat den Namen nicht abgekürzt und damit | |
unkenntlich gemacht, sondern den vollen Namen und Wohnort des Mannes | |
genannt, der ihr auch ein Foto von seinem besten Stück gesendet haben soll; | |
auf die Veröffentlichung dieses Schnappschusses verzichtete die | |
Leichtathletin freilich. | |
Friedrich hat ihren Eintrag wie folgt begründet: „Natürlich ist es ein | |
großer Schritt, solch eine unverschämte Email öffentlich zu machen – aber | |
es ist nicht das erste Mal, dass mich persönlich so eine Email erreicht, | |
zwar nicht von Ihm, aber von Dritten. Es gibt einfach einen Punkt an dem | |
Schluss ist.“ Sie kündigte an, Anzeige wegen sexueller Belästigung zu | |
erstatten. Ob sie das wirklich getan hat, ist ungewiss. Am Montag waren sie | |
und ihr Management für diese Zeitung nicht zu erreichen. | |
Seit Friedrichs Veröffentlichung wird mit einiger Emphase darüber | |
diskutiert, ob eine angehende Polizeikommissarin so etwas darf: jemanden im | |
Internet an den Pranger stellen. Hat sie damit nicht dessen | |
Persönlichkeitsrechte verletzt? Was ist, wenn sich jemand in die Accounts | |
des Mannes eingehackt hat und T. D. aus A. gar nicht T. D. aus A. ist? | |
## „Solche Idioten muss man öffentlich machen“ | |
Friedrich erntet im Netz viel Zuspruch. „Das war richtig. Solche Idioten | |
muss man öffentlich machen“, schreibt einer, „in meinen Augen haben Sie das | |
richtige getan“, eine andere. Aber es gibt auch kritische Stimmen. „Auch | |
wenn Sie als Person des öffentlichen Lebens härteren Umständen ausgesetzt | |
sind, rechtfertigt das diese Vorgehensweise nicht, tut mir leid. Dies gilt | |
vor allem im Hinblick auf Personen Ihres Berufsstandes, die es besser | |
wissen müssten“, so „Malina Gizdova“. | |
Ähnlich äußert sich Nadine Klass, 37, im Gespräch mit der taz. Sie ist | |
Professorin für Urheber- und Medienrecht an der Universität Siegen. „Die | |
Veröffentlichung von identifizierenden Merkmalen wie Name und Wohnort im | |
Zusammenhang mit dem Vorwurf einer sexuellen Belästigung ist rechtlich | |
problematisch und selbst im Fall einer Verurteilung nicht zulässig. Das | |
allgemeine Persönlichkeitsrecht des vermeintlichen Täters ist hier | |
betroffen.“ | |
Und weiter: „Hier wird jemand an den sozialen Pranger gestellt und | |
geächtet, aus Sicht des Rechts ist eine derartige öffentliche Bloßstellung | |
mit dem Gebot der Achtung der Persönlichkeit und Respektierung des sozialen | |
Geltungsanspruchs, so die juristische Formulierung, nicht vereinbar.“ Auch | |
diene die Veröffentlichung nicht der Aufklärung einer Straftat. | |
Der Fall gehöre einzig und allein in die Hände von Ermittlungsbehörden, die | |
an Recht und Gesetz gebunden sind. „Selbst wenn ein Betroffener der Meinung | |
ist, dass es gewisse Unzulänglichkeiten im staatlichen Rechtsschutzsystem | |
gibt, rechtfertigt das nicht so eine Methode der Selbstjustiz“, sagt Klass. | |
Ariane Friedrich trainiert derzeit fleißig für Olympia. Sie will dort | |
wieder sportlich Schlagzeilen schreiben. Mit Sprüngen über zwei Meter. | |
23 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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