# taz.de -- Buchvorstellung von Samuel Koch: Superman kehrt zurück | |
> Thomas Gottschalk stellt das Buch des in seiner Show verunglückten Samuel | |
> Koch vor. Dieser glänzt mit Humor, der Moderator wäre besser zu Hause | |
> geblieben. | |
Bild: Samuel Koch und der „besondere Gast“ Gottschalk bei der Buchvorstellu… | |
BERLIN taz | Damit er sich nicht so deplatziert fühlt, hält Thomas | |
Gottschalk das Mikro für Samuel Koch. Dabei wäre der 24-Jährige | |
ausnahmsweise mal nicht auf fremde Hilfe angewiesen, hat er doch ein | |
Headset auf, in das er leise und getragen spricht. | |
Ja, der nur als „besonderer Gast“ angekündigte Gottschalk ist ins Haus der | |
Bundespressekonferenz gekommen, um mit dem im Dezember 2010 bei „Wetten, | |
dass ..?“ verunglückten und seitdem querschnittgelähmten Koch dessen Buch | |
„Zwei Leben“ vorzustellen. Zu Beginn der Pressekonferenz lehnt Gottschalk | |
stumm in der halb geöffneten Tür des Tagungsraums, und auch als er das | |
Podium betritt, bemüht er sich so demonstrativ keine Welle zu machen, | |
erklärt so wortreich die Lauterkeit seiner Motive für diesen Auftritt, dass | |
der gegenteilige Eindruck entsteht, dass man sich fragt, ob er nicht besser | |
zu Hause geblieben wäre. | |
Es wirkt unbequem, wie Gottschalk sich auf einen Barhocker neben Koch | |
klemmt – und wie er überbeteuert, „nicht die leisesten eigenen Interessen�… | |
hätten ihn zu diesem Auftritt (und zum Schreiben des Vorworts im Buch) | |
animiert. Nein, es sei Samuels Wunsch gewesen, dem er sich gebeugt habe, | |
sagt Gottschalk: „Ich will sein Botschafter sein.“ | |
Die rechte Hand auf Kochs Kopfstütze gelegt, stellt Gottschalk nach seiner | |
länglichen Vorrede ebensolche Fragen, auf die Koch kurze Antworten gibt. | |
„Kann schon sein, dass das Selbstschutz ist“, erwidert Koch etwa auf | |
Gottschalks Frage nach seinem trockenen Humor. „Ich glaube, es war | |
Ringelnatz, der gesagt hat: ’Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns | |
der Kragen platzt.‘“ Zuletzt gibt Gottschalk ihm sogar noch die | |
Möglichkeit, eine finale Message loszuwerden. „Das steht in dem Buch“, | |
antwortet Koch. „Und: Weltfrieden!“ | |
## Nach 20 Minuten rauscht Gottschalk ab | |
Da lachen sogar die grummeligen Männer hinter ihren Fernseh- und | |
Fotokameras, die ihren schreibenden Kollegen die Sicht versperren und in | |
einer Tour durchknipsen – bis Vater Christoph Koch in der ersten Reihe | |
aufsteht und um Ruhe bittet. Mit Erfolg. Eigentlich Gottschalks Aufgabe, | |
doch der ist vollauf damit beschäftigt, mal Interesse für einen | |
Interviewpartner aufzubringen. Nach rund 20 Minuten entschuldigt sich | |
Gottschalk noch für die E-Mails, die er nicht beantwortet hat, er sei aber | |
„immer da, wenn du mich brauchst“ und rauscht wieder ab. Sich noch eine | |
halbe Stunde ins Publikum zu setzen und weiter dem jungen Mann zuzuhören, | |
dessen Umgang mit seinem Schicksal ihn angeblich so beeindruckt, diese | |
„athletische Würde“, ist Gottschalk offenbar nicht zuzumuten. | |
Nach dessen Abgang übernimmt adeo-Geschäftsführer Ralf Markmeier, der Koch | |
eingangs arg vertraulich ein „Beziehungstierchen“ genannt hat, die | |
Moderation der Fragerunde. adeo ist ein christlicher Verlag aus dem | |
Random-House-Imperium, und entsprechend zahlreich stellen Journalisten von | |
konfessionellen Medien ihre Fragen zum Glauben des aus einer in der | |
evangelischen Kirche engagierten südbadischen Familie stammenden Samuel | |
Koch. | |
Durch den Schicksalsschlag sei der schon „ganz schön durchgerüttelt“ | |
worden, sagt Koch, doch heute sei er sich wieder sicher: „Gott kann aus | |
krummen Wegen gerade machen.“ Sein Buch endet mit einem Zitat aus dem | |
Hebräerbrief: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was | |
man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Samuel Koch | |
ist also nicht nur gute Werbung für seinen baldigen Bestseller-Verlag, | |
sondern auch für den christlichen Glauben. | |
Auf dem Cover von „Zwei Leben“, das stark vergrößert dreimal hinter dem | |
Podium hängt, sieht Samuel Koch aus wie ein Fußballstar. Klarer Blick, | |
Fünftagebart, maskulin hervorstehender Adamsapfel. Und tatsächlich ist es | |
das Buch eines Sportlers, der nun eben in einem 230 Kilo schweren Rollstuhl | |
sitzt und diese Herausforderung genauso annimmt wie seine verhängnisvolle | |
Idee vom Sprung über fahrende Autos: „Ich will ein Mutmacher sein.“ Nicht | |
aufgeben lautet Kochs Botschaft – auch wenn‘s schwer fällt. Humor kann da | |
nicht schaden. Im Buch findet sich ein Foto von einer Mottoparty nach dem | |
Unfall. Samuel Koch, im Superman-T-Shirt, geht als „Christopher Reeve“. | |
23 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
David Denk | |
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