# taz.de -- Sender-Plattformen im Netz: Gold ist beständig | |
> Eine gemeinsame Videoplattform der Privatsender wird es wohl nicht geben. | |
> Das von öffentlich-rechtlichen Tochterfirmen gemachte „Germany's Gold“ | |
> darf aber starten. | |
Bild: Die Initiatoren von „Germany’s Gold“ wiederum haben stets betont, d… | |
Es wird in nächster Zeit keine gemeinsame Videoplattform der Privatsender | |
im Internet geben. Vor wenigen Tagen signalisierte das Oberlandesgericht in | |
Düsseldorf, dass es wohl dem Bundeskartellamt folgen wird, wenn es im Juni | |
über die Zulassung einer solchen Plattform entscheidet. Die Bonner | |
Wettbewerbshüter hatten das Vorhaben untersagt, weil sie eine Verstärkung | |
des Duopols der beiden Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 auf dem | |
TV-Werbemarkt fürchten. | |
Dementsprechend empört ist man auch bei dem Verband, der die Interessen der | |
privaten Rundfunkanbieter vertritt, dem VPRT. „Das ist eine Einmauerung der | |
deutschen Player im internationalen Markt, eine Wettbewerbsverzerrung“, | |
sagt Verbandspräsident Jürgen Doetz. „Das Geschrei in Deutschland wird | |
wieder groß sein, wenn als Nächstes internationale Player wie Hulu oder | |
Amazon mit Videoplattformen in den deutschen Markt kommen, während | |
deutschen privaten Veranstaltern das untersagt ist.“ | |
Mit dem Videoportal wollten sich die privaten Sender gegen Konzerne wie | |
Google, Hulu, Netflix und Amazon wappnen, die, so Doetz, zum großen Teil | |
Inhalte von anderen zeigen. Schon heute sind Inhalte von allen deutschen | |
Sendern auf YouTube abrufbar. Tochterfirmen von ARD und ZDF erlaubte das | |
Bundeskartellamt übrigens eine Plattform. Sie startet Ende des Jahres. | |
Das Videoportal mit dem Arbeitstitel „Germany’s Gold“ betreiben | |
mehrheitlich ZDF Enterprises, die WDR Mediagroup und weitere ARD-Töchter. | |
Es soll sich unter anderem über Werbung finanzieren. Der Sprecher des | |
Bundeskartellamtes Kay Weidner bestätigt zwar, dass dieses Projekt weiter | |
geprüft werde, es könne aber eher zu Modifikationen kommen als zur völligen | |
Verhinderung. | |
„Wir sehen das als Messen mit zweierlei Maß“, beschwert sich | |
Privatfunkvertreter Doetz. Die medienpolitische Sprecherin der | |
nordrhein-westfälischen CDU Andrea Verpoorten hat dafür Verständnis: „Die | |
Öffentlich-Rechtlichen argumentieren, es gehe ja nur um Tochterfirmen, die | |
unabhängig von den Muttergesellschaften agieren.“ Es gebe aber keine | |
Transparenz, ob dem tatsächlich so sei. | |
## Neue Sehgewohnheiten | |
Auf die alten Grabenkämpfe zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen hat | |
VPRT-Präsident Doetz aber dennoch keine Lust. Angesichts der großen | |
internationalen Provider, die immer mehr audiovisuelle Inhalte im Internet | |
anbieten, säßen alle deutschen Sender „in einem Boot“. „Langfristig wer… | |
alle Medien über das Internetprotokoll verbreitet werden“, prognostiziert | |
Robert Amlung, Beauftragter für Digitale Strategien beim ZDF, „die | |
Endgeräte werden allesamt internetfähig und mit dem Netz verbunden sein.“ | |
Ob es die Sender von heute auch künftig geben wird, hängt davon ab, | |
inwieweit sie sich neuen Sehgewohnheiten und Konkurrenten anpassen können. | |
Deshalb könnte es eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Lager geben. | |
Doetz: „Wenn es zu der Gerichtsentscheidung wie angekündigt kommt, dann | |
lohnt es sich, mit ARD und ZDF über eine Beteiligung an ’Germany’s Gold‘… | |
sprechen.“ Die Initiatoren von „Germany’s Gold“ wiederum haben stets | |
betont, dass ihr Portal für alle offen sei. | |
25 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Urbe | |
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