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# taz.de -- TV-Duell Albig gegen de Jager: Schlagworte gegen das Menscheln
> Im einzigen TV-Duell vor der Wahl in Schleswig-Holstein punktet SPD-Mann
> Torsten Albig mit Gefühlen. Jost de Jager von der CDU macht Stimmung
> gegen die "Dänen-Ampel".
Bild: Wollen Ministerpräsident werden: Der Kieler Oberbürgermeister Torsten A…
KIEL taz | Vom Platz getragen werden musste am Ende keiner der Duellanten.
Die Hände reichten sich Jost de Jager, Spitzenkandidat der CDU im
schleswig-holsteinischen Wahlkampf, und Torsten Albig, der Frontmann der
SPD, bei ihrem einstündigen Fernsehauftritt aber auch nicht – sondern erst
danach.
Dem Aufeinandertreffen der beiden Bewerber um den Posten des
Ministerpräsidenten vier Tage vor der Wahl war im Vorfeld eine hohe
Bedeutung zugemessen worden: CDU und SPD liegen in Umfragen praktisch
gleichauf, wobei Albig, Bürgermeister von Kiel, die deutlich höheren
Sympathiewerte hat und bei einer Direktwahl den CDU-Wirtschaftsminister de
Jager locker schlagen würde.
Nach dem Duell, das NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz moderierte, dürften
die Anhänger beider Parteien einen Sieg feiern. Die gut 40 Prozent der
Schleswig-HolsteinerInnen, die bisher nicht genau wissen, wen sie wählen
sollen, bleiben vermutlich so ratlos wie bisher.
Ob auf Wahlkampftour mit Sweatshirt hinterm Deich oder im Anzug im
Fernsehstudio: Torsten Albig macht überall eine gute Figur. Das liegt nicht
nur – aber ein bisschen eben doch – an seiner sonoren Stimme und seinem
markanten Profil. Vor allem aber schafft es Albig, eine gute
Gesprächsatmosphäre herzustellen. Das gelingt ihm auch im TV-Duell wieder.
## Ein Hauch Selbstironie
Kleinigkeiten tragen dazu bei: Albig verwendet den Namen eines Jungen, der
in einem Einspielfilmchen auftaucht, redet im weiteren Verlauf von „dem
Philipp“, für den es wichtig wäre, wenn sich „die Lehrerin mal neben ihn
setzt“. Das erzeugt ein Bild, eine Stimmung, es passt zu Albigs
Versprechen, dass er „eine Vorstellung hat, wie es in Schleswig-Holstein
aussehen soll“.
Er hat auch keine Scheu, sich selbst menschlich zu zeigen, auch einen Hauch
– aber eben nur einen Hauch – selbstironisch zu werden. „Ich werde nicht
ins Kissen heulen“, sagt er auf die Frage, war er von einer Großen
Koalition hielte, wenn die am Ende notwendig würde. Als Landesvater werde
er „jemand sein, der die Menschen sehr mag“.
Jost de Jager muss eindeutig mehr arbeiten in diesem Duell. Er wirkt nicht
so lässig wie der Konkurrent, gerade am Anfang nicht, als der Moderator
nach Koalitionsmöglichkeiten und den Angriffen der CDU auf die so genannte
„Dänenampel“, das Dreierbündnis von SPD, Grünen und der Minderheitenpart…
SSW fragt. Hier hatte die CDU in der vergangenen Woche mit einem
provozierenden Flugblatt Pfeffer in den bis dahin eher verhaltenen
Wahlkampf geblasen.
## „Waschechter Schleswig-Holsteiner“
Aber im Lauf der Zeit gelingt es de Jager deutlich besser als Albig, seine
Schlagworte zu platzieren: Er stellt die „stabile Regierung“ – eine Große
Koalition möglichst unter Führung der CDU – gegen „dieses Bündnis“, al…
die Dreier-Kombi SPD-Grün-SSW, für die Albig sich erneut ausspricht, wenn
Rot-Grün allein nicht genug Stimmen bekommen sollte.
De Jager nennt das Flugblatt zwar einen Fehler, wiederholt aber mehrfach,
was die Dreier-Koalition nach Meinung der CDU in Gefahr brächte: „Kleine
Gemeinden, Gymnasien", und die Schulden würden auch steigen. Er wirft der
SPD vor, sie wolle den „Einheitslehrer“ – eine Ableitung aus der
„Einheitsschule“, einem Schreckgespenst, mit dem die CDU bereits 2005
wahlkämpfte.
Bei den Themen Sparen, Verschuldung und Haushalt drängt er Albig, „konkret“
zu werden, spricht von „Blindflug“ und „nebulösen Aussagen“. Tatsächl…
hat Albig zwar einige Beispiele, wo er sparen will, aber ob das reicht, um
die Schuldenbremse zu halten, bleibt fraglich. De Jager dagegen legt Wert
darauf, dass die CDU in der vergangenen Legislaturperiode vorgelegt und
Weichen gestellt habe.
Für ihn als Landesvater spreche, dass er ein „waschechter
Schleswig-Holsteiner“ sei: „Ich passe zum Land, ich werde einer sein, der
die Verantwortung liebt und den Wandel gestaltet.“ Am Sonntag ab 18 Uhr
wird klarer sein, wer tatsächlich regieren kann.
2 May 2012
## AUTOREN
Esther Geisslinger
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