| # taz.de -- Die fünf Bräunungstypen: Von Brathähnchen bis Weißbrot | |
| > Bald ist es heiß. Zeit für den Badeurlaub – und unsere fünf | |
| > Bräunungstypen. Inklusive Wirtschaftsfaktor und Tipps vom Dermatologen. | |
| Bild: Typ Redneck. Mit Sonnenbrillenabdruck. | |
| ## Das Brathähnchen | |
| Das Brathähnchen liegt im Freibad direkt hinterm Drei-Meter-Brett – knappes | |
| Höschen, Goldkettchen, gelblich blondiertes Haar – und wendet abwechselnd | |
| Rücken und Bauch der Sonne zu. Das Brathähnchen öffnet bei Bauchlage gern | |
| die Bikinischnalle, um weiße Stellen zu vermeiden. Alle dreißig Minuten | |
| sprüht es Selbstbräuner auf seine Haut, damit die Sonne auch so richtig | |
| reinhaut. | |
| Prototyp: Dieter Bohlen. | |
| Sonnenschutzfaktor: Minus 10. | |
| Wirtschaftsfaktor: Hoch. Bräunungsmittel für die Mallorca-Urlaube im | |
| Sommer, Dauerkarte fürs Solarium im Winter. | |
| Das sagt die Dermatologie: Das Hautkrebsrisiko steigt mit der Anzahl der | |
| Sonnentage pro Jahr. Das Brathähnchen bräunt also gefährlich, zudem altert | |
| seine Haut schneller. | |
| ## Das Weißbrot | |
| Das Weißbrot weiß: Zwischen elf und drei – ist sonnenfrei! Warum? Weil die | |
| UV-Strahlen zu dieser Zeit besonders gefährlich sind. Wenn das Weißbrot je | |
| in die Sonne tritt, dann nur mit breitkrempigem Hut, einer Sonnenbrille mit | |
| 200-prozentigem UV-Schutz und langen Klamotten, um ja alle Sonnenterrassen | |
| – Schultern, Knie, Po, Nacken – vor der bösen Sonne zu verdecken. Variante: | |
| Das Zufallsweißbrot, das ohnehin nur vorm PC hockt. | |
| Prototyp: Marilyn Manson. | |
| Sonnenschutzfaktor: 40. | |
| Wirtschaftsfaktor: Hoch. Ausgaben für Sonnencremes, Kleidung und irgendwann | |
| den Psychiater: Sonnenentzug macht depressiv. | |
| Das sagt die Dermatologie: Die Hautkrebsgefahr ist zwar gering, aber jeder | |
| Mensch braucht mindestens fünfzehn Minuten Sonne am Tag, um Vitamin D zu | |
| produzieren. Sonst gibt’s Osteoporose und andere Knochenbrüche. | |
| ## Der Streber | |
| Der Streber hat zu jeder Jahreszeit einen leichten Toscana-Teint, und das, | |
| obwohl er sowieso lieber im Schatten sitzt. Da liest er ein gutes Buch, | |
| isst einen grünen Apfel, und wenn es zu heiß wird, läuft er – am liebsten | |
| barfuß, die Haare wehen leicht ins Gesicht – nach Hause. Der Streber macht | |
| ohnehin immer alles richtig, folglich auch das mit der Sonne. Sein | |
| Leitspruch: Sonne tut gut, aber nur in Maßen. | |
| Prototyp: Gisele Bündchen. | |
| Sonnenschutzfaktor: Je nach Hauttyp, den er selbstverständlich weiß: 15 bis | |
| 30. | |
| Wirtschaftsfaktor: Niedrig. Gelegentlich mal ein bisschen Après Sun hier | |
| und da auftupfen. Fertig. | |
| Das sagt die Dermatologie: Auf jeden Fall so weitermachen. Im Schatten | |
| kommen noch fünfzig Prozent des UV-Lichtes an, also klappt’s auch mit der | |
| Vitamin-D-Produktion. | |
| ## Der Redneck | |
| Sonne? Mir doch egal. Der Redneck grillt am liebsten dicke Steaks in der | |
| Mittagssonne und trinkt dazu Dosenbier. Oben ohne natürlich, und mit | |
| Maurerdekolleté. Wenn die Haut blättert, wird sie mit dem Handtuch ein | |
| wenig abgerubbelt, und weiter geht’s. | |
| Prototyp: Wayne Rooney. | |
| Sonnenschutzfaktor: Weit unter 0. Ziemlich weit. | |
| Wirtschaftsfaktor: Mittel. Hautkrebsbehandlungen kosten nun mal. | |
| Das sagt die Dermatologie: Die Hautkrebsgefahr ist grundsätzlich hoch, | |
| doch: Wer zwölf Stunden täglich – und das über Jahre – in der Sonne gril… | |
| und arbeitet, dessen Haut bildet eine Lichtschwiele: Die oberste Haut wird | |
| dicker und robuster. So wird mehr Sonnenlicht reflektiert und die | |
| Hautkrebsgefahr nimmt ab. | |
| ## Der Sommersprössling | |
| Der Pechvogel unter den Sonnenbadern. Einmal mittags zum Bäcker gelaufen, | |
| zack, schon kommt der Sonnenbrand, und mit ihm kommen die vielen kleinen | |
| Pünktchen auf Nase und Armen. Der Sommersprössling versteckt sich im | |
| Schatten oder hält sich Zeitungen und Bücher über den Kopf, wenn er es | |
| leider mal nicht vermeiden kann, die Straße zu betreten. Aus Frust mutiert | |
| er zum nachtaktiven Partylöwen, zum Popstar oder Model. In Wahrheit aber | |
| träumt er natürlich nur von einem Tag in der Sonne. | |
| Prototyp: Andrea Sawatzki. | |
| Sonnenschutzfaktor: 50 plus. | |
| Wirtschaftsfaktor: Hoch. Cremes, Cremes, Cremes, und, naaaaaa? Cremes. Es | |
| hilft ja nichts. | |
| Das sagt die Dermatologie: Cremes. Und: Es hilft ja nichts. | |
| 4 May 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Maria Rossbauer | |
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