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# taz.de -- Pokalfinale der Handballer: Kiel bleibt die Übermannschaft
> In einem spannenden Pokalfinale verteidigt der THW Kiel in der
> ausverkauften O2-World in Hamburg den Titel aus dem Vorjahr und besiegt
> die SG Flensburg-Handewitt.
Bild: Finalkampf: Kiels Momir Ilic (Mitte) wird von den Flensburgern Tamas Mocs…
HAMBURG taz | Kiel gegen Flensburg in Hamburg. Diese Konstellation des
deutschen Pokalendspiels im Handball schmerzte zwar die zahlreichen
Anhänger des noch amtierenden deutschen Handball-Meisters HSV Handball, die
sich in der Hoffnung, ihr Verein würde in dieser verkorksten Saison
zumindest einen Titel holen, frühzeitig Karten gesichert hatten. Aber es
war das korrekte Spiegelbild dieser Saison, in der die beiden Förde-Klubs
nicht nur die Bundestabelle anführen. Die alten Nordrivalen hatten jeder
für sich schon vor dem Finale Außergewöhnliches geleistet.
Der THW zog in das Endspiel ein, ohne auf nationaler Ebene in dieser Saison
auch nur einen Punkt abgegeben zu haben, ein Novum in der deutschen
Handball-Geschichte. Und in Flensburg hat Trainer Llubomir Vranjes in
eineinhalb Jahren aus einem Underdog, einer Mannschaft ohne große Stars,
ein Team geformt, das die Konkurrenz aus Hamburg, Berlin und Mannheim
überholt hat. Und heute selbst dem THW Kiel auf Augenhöhe begegnet.
Während die Flensburger das Halbfinale am Samstag relativ ungefährdet mit
29:24 gegen Tus N-Lübbecke erreichte, mussten sich die Kieler gegen die
beste Saisonleistung des HSV durchsetzen und siegten knapp mit 27:25. Das
Finale in der ausverkauften O2-World konnten die Kieler in Bestbesetzung
antreten, während die Flensburger auf den verletzte Rückraum-Spieler Holger
Glandorf verzichten mussten, der nach drei Fuß-Operationen seinem Team aber
wenigstens von der Bank aus unterstützen konnte.
Die Anfangsphase, in der die Mannschaften auf die Kurve mit ihren Anhängern
spielten, beherrschte Flensburgs Torwart Mattias Andersson mit mehreren
Paraden und einem gehaltenen Siebenmeter. Flensburg zog schnell auf 4:1,
und erst nachdem Filip Jicha seine Zebras richtig zusammengestaucht hatte,
wachten diese auf und glichen aus.
In der Folge entwickelten beide Teams das für sie typische Spiel. Flensburg
suchte immer wieder mit schnellen Kombinationen die Flügel und den Kreis,
während die Kieler sich auf ihren mit Weltklasse-Leuten Jicha, Kim
Andersson und Daniel Narcisse bestückten Rückraum verließen. Der Schwede
Andersson hatte schon beim Warmmachen Zielsicherheit bewiesen und den
taz-Reporter voll auf die Nase getroffen.
In der Abwehr vertrauten die Flensburger auf ihre eingespielte
6:0-Formation. Beim THW versuchte der vorgerückte Daniel Narcisse das
Flensburger Kombinationsspiel zu stören, was ihm mit einigen
Balleroberungen gelang. In der 21. Minute ging der Favorit das erste Mal in
Führung, das Spiel blieb aber bis zur Halbzeit völlig offen, da auf
Flensburger Seite alle Rückraumspieler eine Schippe drauflegten, um ihren
Kapitän Glandorf zu ersetzen und Matthias Andersson weiterhin hielt, was zu
halten war.
Um auf der Torwartposition gleichzuziehen, wechselte Kiels Trainer Alfred
Gislason zur 2. Halbzeit seinen Schweden Andreas Palicka für den etwas
glücklosen Thierry Omeyer ein. Ein Wechsel, der sich als spielentscheidend
erwies. Die Kieler hatten sich nun besser auf die Kombinationen des Gegners
eingestellt und zwangen diese zu mehr Würfen aus dem Rückraum, die Palicka
in Serie aus dem Winkel holte. Auch auf anderen Positionen konnte Gislason
mit Christian Zeitz, Momir Ilic und Aron Palmarsson aus dem Vollen schöpfen
und den Stammkräften Pausen gönnen.
Ab der 40. Minute strebten die Kieler die Vorentscheidung an und lagen
teilweise schon mit fünf Treffern vorn. Wer geglaubt hatte, dass die
Flensburger nun zusammenbrachen, unterschätzt die Substanz, die das Team
mittlerweile wieder hat. Mit großer Leidenschaft und ihren fanatischen Fans
im Rücken, kamen sie wieder bis auf zwei Treffer heran. Dass sie sich
letztlich der in Deutschland weiter ungeschlagenen Übermannschaft aus Kiel
mit 33:31 geschlagen geben mussten, schmälert nicht die Leistung, die das
Vranjes-Tam über die gesamte Saison zeigt.
Das gibt Hoffnung für die Verteidigung des 2. Tabellenplatzes in der Liga
und das anstehende Europa-Pokal-Finale gegen den VfL Gummersbach.
6 May 2012
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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