# taz.de -- Sparprogramm des HSV: Kein Geld für Frauen | |
> Weil der HSV auch in der kommenden Saison nicht in internationalen | |
> Wettbewerben spielt, wird das Geld knapp. Gespart wird bei der | |
> Frauenmannschaft. | |
Bild: Hat sich bald ausgejubelt: Bei über der Hälfte der HSV-Spielerinnen ist… | |
Die bei den Supporters organisierten Fans des Hamburger Sportvereins denken | |
über eine Anleihe nach, um dem HSV-Vorstand ein paar Millionen Euro in die | |
Kasse zu spülen, um Spieler zu verpflichten, damit die nächste Saison | |
besser wird als die vergangene, die mit 36 Punkten auf dem 15. | |
Tabellenplatz endete. Kleiner war die Raute nie. Auch in der abgelaufenen | |
Saison haben die Rothosen rote Zahlen geschrieben. Und da in der kommenden | |
wieder kein internationalen Wettbewerb gespielt werden darf, geht das wohl | |
erst mal so weiter. Bei den Profis wird der Etat gekürzt. | |
Der Vorstand hat auch Vorgaben für den Etat der Frauen-Bundesligamannschaft | |
gemacht und ihn nach den Kürzungen des Jahres 2011 – damals wurde das | |
Zweitligateam abgemeldet – noch einmal zusammengestrichen, sodass die | |
Chancen, in der nächsten Saison Frauen-Bundesligafußball in der Stadt zu | |
sehen, ziemlich schlecht sind. „Zahlen geben wir generell nicht heraus“, | |
sagt Christian Lenz, Leiter der Abteilung Frauenfußball beim HSV. Der Etat | |
des Frauenfußballs bleibt ebenso im Dunkeln wie die Prozentzahl, um die der | |
Etat gekürzt wurde. Gerüchte im Verein wollen von 15 Prozent wissen. | |
In einer Pressemitteilung ließ sich der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar | |
Jarchow, Bürgerschaftsabgeordneter der FDP, wie folgt vernehmen: Der | |
Abteilung sei mitgeteilt worden, „dass im Rahmen der gesamten Maßnahmen zur | |
Ausgabensenkung auch der Zuschuss zum Etat des leistungsbezogenen | |
Frauenfußballs gekürzt werden muss“. Die Abteilung habe daraufhin die | |
Umsetzbarkeit „der Maßnahme“ geprüft, „und dargelegt, dass unter diesen | |
wirtschaftlichen Bedingungen eine Wettbewerbsfähigkeit nicht herzustellen | |
ist“. Wie peinlich die Angelegenheit ist, wird deutlich, wenn es heißt: | |
„Wir hoffen, eine Lösung zu finden, mit der wir sowohl den wirtschaftlichen | |
Notwendigkeiten wie auch der Verantwortung gegenüber dem leistungsbezogenen | |
Frauenfußball in Hamburg gerecht werden.“ | |
Der Vertrag mit dem Trikotsponsor „Corporate Planning“, einem | |
Software-Hersteller, ist ausgelaufen und wird nicht verlängert. Womöglich | |
hatte sich die Firma, wie manch anderer, einen größeren Effekt von der | |
Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland erhofft. Sie hatte keinen Effekt, | |
Zuschauerzahlen – beim HSV so zwischen 300 und 500 – und TV-Präsenz sind so | |
marginal wie vorher. So geht Lenz davon aus, „dass wir einen neuen | |
Trikotsponsor suchen müssen“. | |
Er stellt sich die Frage, ob es möglich ist, unter diesen Bedingungen eine | |
wettbewerbsfähige Mannschaft zu melden. „Bei über der Hälfte der | |
Spielerinnen ist die Vertragssituation ungeklärt“, sagt er. Der Vertrag von | |
Trainer Achim Feifel, 47, seit 2005 Trainer der HSV-Frauen, läuft bis 2013. | |
Lenz gibt zu, dass er nicht unendlich Zeit hat, um eine Mannschaft | |
zusammenzustellen. Am 20. Mai ist das letzte Heimspiel gegen Bad Neuenahr, | |
das letzte Auswärtsspiel der Saison ist am 28. gegen Bayern München. „Zeit | |
spielt eine Rolle“, sagt Lenz, „Abstimmungsprozesse können sich | |
verlängern.“ Normalerweise beginnen die Planungen im Frauenfußdasball | |
früher als bei den Männern. | |
Lenz hofft, „zeitnah etwas machen zu können“, um den Spielerinnen „eine | |
gewisse Planungssicherheit“ zu geben. Er lobt seine Spielerinnen, die, „das | |
zeigt die Art, wie sie im Moment Fußball spielen, professionell mit der | |
Situation umgehen“. Der HSV liegt, aller Abstiegssorgen ledig, im unteren | |
Mittelfeld und keine Spielerin will offenbar, dass die sportliche Leistung | |
zum Argument für das Ende des hochklassigen Frauenfußballs in Hamburg wird. | |
Lenz nennt die Situation „schon relativ neu“ und „für jeden der Beteilig… | |
schwierig“. | |
Hoffnungen auf eine Anleihe darf sich, wenn es um Frauen-Fußball geht, | |
keiner machen. Ex-HSV-Spielerin Kim Kulig twitterte vor ein paar Tagen: | |
„Der große HSV sollte sich schämen.“ | |
11 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Roger Repplinger | |
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